Mehr Plätze für Freiwilligendienste im Kreis

Bernkastel-Wittlich · Von der Pflege kranker Menschen bis zur Waldarbeit: Freiwilligendienste bieten viele Einsatzbereiche. Nach Schätzungen engagieren sich etwa 100 Menschen zwischen 16 und 27 Jahren im Kreis Bernkastel-Wittlich in einem freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr - oder beim Bundesfreiwilligendienst, der nur zaghaft gestartet ist.

 David Rösner leistet ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Forstrevier und der Gemeinde Klausen. Zu seinen Aufgaben gehörte der Schnitt der Obstbäume. TV-Foto: Sybille Schönhofen

David Rösner leistet ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Forstrevier und der Gemeinde Klausen. Zu seinen Aufgaben gehörte der Schnitt der Obstbäume. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bernkastel-Wittlich. Um 8 Uhr tritt David Rösner seinen Arbeitstag in Klausen an. Dann fährt der 19-Jährige mit den Waldarbeitern zum Holzschlagen in den Wald und hilft beim Zerkleinern der Bäume. Er arbeitet im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) beim Forstrevier und der Gemeinde Klausen. Er ist der einzige FÖJler im Kreisgebiet, heißt es aus der zentralen Vergabestelle FÖJ in Mainz. "Nach dem Abitur hatte ich Lust, etwas Praktisches zu machen", erklärt Rösner. Für die Gemeinde bringt er alten Menschen Einkäufe aus dem Dorfladen nach Hause.
Das FÖJ ist einer der Freiwilligendienste neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD), in denen sich Menschen sozial oder ökologisch engagieren. Im Unterschied zum FSJ oder FÖJ steht der BFD auch Menschen offen, die älter als 27 Jahre sind. Im Kreis Bernkastel-Wittlich sind derzeit nach Angabe des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 14 Menschen im Bundesfreiwilligendienst beschäftigt. Während im Bund 20 Prozent der sogenannten Bufdis älter als 27 Jahre sind, überschreitet im Kreis keiner die 27 Jahre. Noch eine Abweichung: Im Bundesdurchschnitt sind die Stellen zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt, im Kreisgebiet engagieren sich mit zehn zu vier deutlich mehr Frauen als Männer.
Wie viele Menschen sich im Kreis im FSJ engagieren, ist nirgendwo erfasst. Der in der Region größte der rund 30 Träger, die ein FSJ anbieten, ist die Fachstelle Soziale Lerndienste im Bistum Trier. In ihrer Trägerschaft absolvieren im Bereich des Bistums aktuell 358 Menschen ein FSJ, davon 40 im Kreis Bernkastel-Wittlich. Sie arbeiten in Kindergärten, Jugendzentren, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Seniorenwohnheimen, Krankenhäusern und Schulen.
Das DRK als zweiter großer Träger in der Region zählt 14 FSJler im Kreis. Die Zahl wächst. Im vergangenen Jahr waren es acht. Im Namen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sind zehn FSJler im Einsatz.
Die BFDler werden auch als Hausmeister eingesetzt. In der Regel arbeiten sie sonst wie die anderen Freiwilligen in sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereichen. Sie können alte, kranke oder behinderte Menschen betreuen, sich im Natur- und Tierschutz engagieren oder bei Bildungs- und Kulturprojekten mitwirken.
Für alle Helfer dauert die Beschäftigung zwischen sechs und 18 Monaten. Sie sind sozialversichert, bekommen ein Taschengeld von höchstens 336 Euro und haben Anspruch auf 25 Seminartage.
Was reizt die Menschen an den Sozialdiensten? Laut Antje Mäder, Sprecherin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, geht es darum, die Zeit vom Schulabschluss bis zur Ausbildung oder Studium sinnvoll zu überbrücken. Andere möchten ein Berufsfeld kennenlernen. Davon profitieren die Einsatzstellen. "Viele Projekte könnten wir ohne sie nicht durchführen", darüber ist sich Alois Meyer, Forstrevierleiter und Ortsbürgermeister in Klausen, im Klaren. Die Gemeinde beschäftigt seit zwölf Jahren FÖJler. "Primär geht es uns aber darum, jungen Menschen aus der Region die Möglichkeit zur Berufsorientierung zu geben."
Auch Jochen Frey von der FÖJ in Mainz, einer der beiden Stellen, die das FÖJ in Rheinland-Pfalz organisieren, betont: "Auf die pädagogische Betreuung legen wir sehr großen Wert." Was ihn selbst erstaunt: Im Landkreis Bernkastel-Wittlich gibt es nur die eine Einsatzstelle in Klausen. Im ganzen Land seien es 130 Einsatzstellen.
Das FÖJ hat David Rösner Klarheit gebracht. Aus dem Interesse für Ökologie ist seit Beginn des Freiwilligenjahres im September der Wunsch gereift, Forstwirtschaft zu studieren. Sein Ziel: "Ich möchte Förster werden, wie Alois Meyer."
Extra

Nach Auskunft des Bundesministeriums für Soziales gibt es bundesweit 44 527 FSJler. Im Freiwilligen Ökologischen Jahr sind es mit 2588 weitaus weniger. Das Bundesfreiwilligenjahr, das im Juli den Zivildienst ablöste, leisten über 31 000 Menschen in Deutschland. Verantwortlich sind die einzelnen Träger. Zu ihnen gehören Wohlfahrts- und Sozialverbände, Kirchen, Sportverbände und Kulturverbände. Eine Liste gibt es im Internet unter http://fsj-rheinlandpfalz.de oder unter www.pro-fsj.de. Über das Freiwillige Ökologische Jahr und die Einsatzstellen informiert die Seite www.foej-rlp.de. Seit Oktober des vergangenen Jahres bildet das DRK "Botschafter" aus, die an Schulen über den Freiwilligendienst informieren. sys

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