Mehr Wahl als Kampf

THALFANG. Die Wähler der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang entscheiden am 29. Oktober, wer in den nächsten Jahren die Geschicke ihrer Kommune lenken wird: Hans-Dieter Dellwo oder Richard Pestemer. Doch der Wahlkampf fällt diesmal ziemlich ungewöhnlich aus. Hintergrund ist die Erkrankung des amtierenden VG-Bürgermeisters.

Wahlkämpfe können spannender sein als jeder Krimi, wie kürzlich der in Trier um das Amt des Oberbürgermeisters bewiesen hat. Das muss aber nicht so sein. Wenn der Amtsinhaber erneut kandidiert und sich kein Gegenkandidat findet, dann kann von Spannung kaum die Rede sein. Das heißt auf den Punkt gebracht: wenig "Wahl" und wenig "Kampf". So etwa vor acht Jahren, als der parteilose Amtsinhaber Hans-Dieter Dellwo (58) erneut um die Gunst der Wähler warb, und niemand ihn herausforderte. Am 29. Oktober werden die Wähler erneut zu den Urnen gerufen. Und diesmal schien alles ein wenig anders zu sein. Zumindest seit Einzelbewerber Richard Pestemer (60) sich offiziell zur Wahl stellte. Denn die beiden Kandidaten, zwischen denen sich die Wähler entscheiden müssen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Der "Rebell aus Neunkirchen", wie der Journalist häufig genannt wird, fährt häufig einen Konfrontationskurs. Der FWG-Sprecher im Rat hat schon so manchen Strauß mit der Verwaltung, dem Rat und dem VG-Bürgermeister ausgefochten: egal, ob es um die Senkung der Umlagen oder um die Vergabe-Politik für die Sanierung der Regionalen Schule geht. Dellwo setzt dagegen auf Kontinuität und will die "gute Arbeit der Vergangenheit" mit den Fraktionen CDU, SPD und FDP fortsetzen. Daher hatten viele einen Wahlkampf mit einer ordentlichen Portion Pfeffer erwartet. Doch nun kommt alles ganz anders. Der Rathaus-Chef musste sich im Sommer einer schweren Herz-Operation unterziehen. Er befindet sich nach eigener Aussage auf dem Weg der Besserung und darf auf Anraten der Ärzte stundenweise arbeiten. Aber: Er dürfe nicht an "Konflikt- und Streitgesprächen teilnehmen". Keine Frage, für Dellwo gilt und muss dasselbe gelten wie für jeden anderen Arbeitnehmer: dass er sich eine Auszeit nehmen kann, bis er wieder gesund ist, und zwar ohne berufliche Nachteile zu erleiden. In der Regel ist das kein Problem. Auch ein Rathaus-Chef hat Stellvertreter: seine Beigeordneten. Doch diese können ihm keine Wahlkampf-Termine abnehmen. Eine unglückliche Situation für alle Beteiligten: Amtsinhaber, Herausforderer und Wähler. Denn: Wie soll ein Rathaus-Chef um Stimmen werben, wenn er nur stundenweise arbeiten darf und Konfliktsituationen meiden soll? Wie soll der Kontrahent Profil gewinnen, wenn er sich mit dem Gegner nicht direkt auseinandersetzen kann? Und wie sollen die Wähler herausfinden, wer der Bessere ist? Prospekte und politische Gespräche

Ein vorgesehenes TV-Forum mit den Kontrahenten kann es wegen Dellwos Erkrankung nicht geben. Und offenbar auch keine andere direkte Begegnung. Beide Kandidaten müssen nach anderen Wegen suchen. Während Pestemer Bürger etwa zu kommunalpolitischen Gesprächen einlädt, will Dellwo ein Faltblatt verteilen lassen, in dem die Eckpunkte seiner Politik nachzulesen sind. Und: "Wer will, kann mich zu Hause anrufen", sagt er. Um den Wählern Entscheidungshilfe zu geben, wird der Trierische Volksfreund in den nächsten Tagen die beiden Kandidaten vorstellen, beiden einen Fragenkatalog stellen sowie ein kleines Wahlkampf-Forum mit den Positionen der beiden Kontrahenten zu Schwerpunkt-Themen im Blatt machen.

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