Mehrere Nationen an einem Tisch

Neumagen-Dhron · Die Interessengemeinschaft Bürgerhilfe Neumagen-Dhron hat binnen kurzer Zeit ein weiteres Projekt auf den Weg gebracht: einen Treffpunkt für Neubürger. Die Premiere wurde gut angenommen.

 Der erste Neubürger-Stammtisch in Neumagen-Dhron kommt gut an. Es treffen sich Familien aus England, den Niederlanden, der Slowakei und Ägypten mit Aktiven der Bürgerhilfe. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der erste Neubürger-Stammtisch in Neumagen-Dhron kommt gut an. Es treffen sich Familien aus England, den Niederlanden, der Slowakei und Ägypten mit Aktiven der Bürgerhilfe. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. Der nächste Termin steht bereits fest. Ob er ähnlich international sein wird, wie die Premiere, bleibt abzuwarten. Beim ersten Neubürger-Stammtisch der Bürgerhilfe Neumagen-Dhron kamen Familien aus der Slowakei und aus Ägypten mit Deutschen, Niederländern und Briten ins Gespräch.
Janny und Albert van der Lende leben schon länger im Ort und fühlen sich wohl. Daher möchten sie anderen mit ihren Erfahrungen helfen: "Vielleicht können wir Leuten Tipps geben."
Dorothy und Peter Wolff aus Großbritannien wollen vor allem eigene Sprachkenntnisse verbessern. Sie bedauern, nur wenig Deutsch zu sprechen. Einheimische sprechen sie oft in Englisch an, so dass keine Not besteht, die Sprache zu erlernen. "Deshalb ist das Treffen hier gut für uns", sagt Dorothy, die wie ihr Mann den Ort und die Menschen sehr schätzt. Familie Plachetka aus dem EU-Staat Slowakei wohnt erst seit vier Monaten im Dorf. Doch Josef und Ehefrau Darina sowie Josef junior, der Ende Januar zwölf Jahre alt wird, haben sich binnen vier Monaten schon etwas eingelebt. Als ein Unwetter ihr Haus zerstörte und sie keine neue Wohnung fanden, entschieden sie sich, auszuwandern. In slowakischen Schulen wird auch Deutsch unterrichtet, so dass die Töchter, 15 und 14 Jahre alt, sich verständigen können. "Die Ältere spricht gut Deutsch, die Jüngere nicht so gut", erzählte Darina. Sohn Josef fungierte sogar mühelos als Dolmetscher und strahlte, angesprochen auf den Schulbesuch, über das ganze Gesicht. Keine Frage, es gefällt ihm an der Realschule plus. Die Eltern arbeiten in einer Ferienpark-Anlage und besuchen vormittags in Wittlich eine Sprachschule, so dass sie ihre Meinung zum neuen Treffpunkt in Deutsch sagen können: "Das ist gut, dass es sowas gibt."
Ein ägyptischer Familienvater bedankte sich ausdrücklich bei den Initiatoren der Bürgerhilfe (siehe Extra). Er wanderte aus, weil seine Familie in ihrem Heimatland verfolgt wurde, weshalb sie öffentlich nicht mit Namen genannt werden wollen. Als Asylbewerber, die fließend Englisch sprechen, sind ihre Chancen für einen Neuanfang sehr gut.
Bürgerhilfe-Initiatorin Hilde Kessel geht davon aus, dass der vorerst viermal jährlich geplante Stammtisch angenommen wird. Noch sei es etwas zäh, weil manche Leute zurückhaltend seien.
Für den nächsten Termin erwartet sie einige Spanier, die beim ersten Treffen, das sich als international entpuppt habe, verreist gewesen seien. Ausfindig zu machen, wer wo im Ort zugezogen ist, ist laut Ortsbürgermeister Willi Herres nicht einfach. Auskünfte von Behörden unterlägen dem Datenschutz. Wohlfahrtsverbände würden aber über zugezogene Asylbewerber informiert, was auch der Bürgerhilfe weiterhelfen dürfte. urs

Das nächste Treffen ist Dienstag, 1. April, 19 Uhr, im Haus mit Herz der Arbeiterwohlfahrt (Awo) unterhalb der Grundschule, Willemsstraße 51. Zum seitlichen Eingang führt eine Treppe.
Extra

Über die Interessengemeinschaft Bürgerhilfe bieten Ehrenamtliche unter anderem an, Leute kostenlos ins Krankenhaus, zum Arzt und zum Einkaufen zu fahren. Außerdem gibt es Besuchsdienste sowie Hilfe bei Behördengängen, beim Briefeschreiben, bei der Grabpflege, bei technischen Problemen wie mit dem Computer oder auch Sicherheitsberatungen. Über die Angebote sowie über Ortsvereine informiert eine an alle Haushalte verteilte Broschüre, die in der Tourist-Info erhältlich ist. Herausgeber sind Ortsgemeinde und Bürgerinitiative, die vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit seiner alternden und bunter werdenden Bevölkerung das Miteinander fördern möchte. Die Initiative unterstützen die Caritas und das Dekanat Bernkastel. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort