Abschied „Meine Arbeit habe ich immer gern gemacht“

Manderscheid · Karl Weins wird als Rektor der Realschule plus Manderscheid morgen verabschiedet. Ein offenes Verhältnis zu Schülern, Eltern und Kindern war ihm immer wichtig.

 Seinen Schreibtisch wird Karl Weins bald verlassen: Der Rektor der Realschule plus Manderscheid wird morgen verabschiedet.

Seinen Schreibtisch wird Karl Weins bald verlassen: Der Rektor der Realschule plus Manderscheid wird morgen verabschiedet.

Foto: Christina Bents

() Eigentlich wollte Karl Weins Pastor werden. Dessen war er sich sehr sicher, „bis ich gemerkt habe, dass es auch Frauen gibt“, sagt er heute lachend. Gut gelaunt sitzt er in seinem Büro in der Realschule plus in Manderscheid, das mit Schildern aus Amerika geschmückt ist. Doch der erste Eindruck trügt. Nach 41 Jahren im Schuldienst fühle er sich müde und freue sich darauf, sich im Ruhestand erst einmal ausruhen zu können.

Er erklärt: „Ich habe meine Arbeit immer sehr gern gemacht, aber es hat sich in den vergangenen Jahrzehnten doch sehr viel verändert. Die Erziehung spielt heute eine viel größere Rolle, sie wird mehr aus der Familie herausgenommen. Diese gesellschaftliche Entwicklung halte ich nicht für gut.“ Weiter sagt er: „Und es kommen dauernd neue Verordnungen, da hat man die eine noch nicht umgesetzt, da ist schon die nächste da. Zudem gehen viele Lernziele an der Lebenswirklichkeit der Kinder vorbei.“ Deutsch, Sozialkunde und Religion hat er in Koblenz für Grund- und Hauptschule studiert. „Hier in Manderscheid ist die schulische Welt auch noch in Ordnung. Wir haben hier sehr brave Kinder, mit denen man reden kann“, berichtet er. Einzig, wenn er angelogen wurde, konnte es für die Schüler unangenehm werden. „Damit habe ich ein Problem“, sagt er bestimmt.

Er selbst schätzt sich als einen strengen Lehrer ein. „Aber damit können die Kinder umgehen. Gerechtigkeit ist für sie viel wichtiger“, weiß er aus seiner Erfahrung. Positiv bewertet er auch die offene Zusammenarbeit zwischen Schülern, Eltern und den Kollegen. „Dieses ehrfürchtige Verhalten, dass man früher den Lehrern oder Rektoren gegenüber hatte, ist heute nicht mehr. Man hat keine Scheu, Probleme anzusprechen“, sagt der scheidende Schulchef.

Das Schlimmste, was die Schüler an seiner Schule erwartet hat, wenn sie einmal Mist gebaut haben, war, dass sie zu Hause anrufen und selbst berichten mussten, was sie ausgefressen haben.

Auf ein offenes Verhältnis hat er auch innerhalb des Kollegiums Wert gelegt. Das bestätigt auch Carmen Hohns, Personalratsvorsitzende. Sie sagt: „Er ist eine starke Persönlichkeit, gut strukturiert, hat eine sehr gute Antenne für Stimmungen, und man weiß, woran man bei ihm ist. Wir haben gerne mitgetragen, was er vorgeschlagen hat“, fasst sie zusammen.

Fehlen werden dem baldigen Pensionär vor allem die Kinder – „da weiß ich auch noch nicht, wie ich das auffangen soll“ –  und die Kollegen. „Die Späße im Kollegium waren immer sehr schön und auch, dass mir immer jemand etwas von seinem Essen abgegeben hat, wenn ich mal zwischendurch Hunger hatte“, sagt er und fügt lächelnd hinzu: „Meist war es etwas Süßes.“

So war es auch an seinem 60. Geburtstag, da gab es gleich mehrere Kuchen wie Schwarzwälder Kirsch und einen mit der amerikanischen Flagge. „Amerika war schon als Kind das Land meiner Träume, und durch göttliche Fügung habe ich immer wieder Kontakt zu Amerikanern und Amerika gehabt“, berichtet er.

Während seiner 14 Jahre an der Schule gab es den Umstieg in das integrative System, bei dem die Kinder im Klassenverband bleiben, aber in verschiedenen Kursen unterrichtet werden. Die Ganztagsschule konnte die Schule mit Hilfe der Verbandsgemeinde umsetzen, und vier Millionen Euro wurden insgesamt in Renovierungsarbeiten in das Gebäude investiert.

Vielleicht war es nach dieser Bilanz für die Schule eine göttliche Fügung, dass Karl Weins Schulleiter und nicht Pastor geworden ist.

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