Meisterwerk kehrt an den Ursprung zurück

Morbach/WEIPERATH. Im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath ist bis Ende des Jahres eine wertvolle Krippe zu sehen. Diese Darstellung der Weihnachtsgeschichte ist ein Meisterwerk des Morbacher Bildhauers Anton Bach aus der ehemaligen Bildhauerei Mettler.

Wie Maria und Josef vor etwas mehr als 2000 Jahren einen weiten Weg bis zum Stall in Bethlehem zurücklegen mussten, so haben auch die Krippenfiguren der so genannten "Stahlberg-Krippe" eine lange Reise hinter sich. Der ehemalige Amtsbürgermeister Ernst Stahlberg, der von 1918 bis 1934 die Geschicke der Gemeinde Morbach lenkte, gab die Herstellung dieser Krippe für sein Zuhause bei der damaligen Bildhauerei Mettler in Auftrag. Sie wurde von dem 1876 in München geborenen Bildhauer Anton Bach geschnitzt, der 1952 im Morbacher Krankenhaus verstarb. Die farbigen Figuren, ihre lebensnahe Gestik und die sehr fein geschnitzten Gesichtszüge haben bis heute ihre Ausstrahlung nicht verloren. Sie zeugen noch immer von dem einst hohen Stand der Morbacher Bildhauer- und Holzschnitzkunst. Erbin macht großzügiges Geschenk

Nach dem Tod von Stahlberg ging das Meisterwerk in den Besitz der Tochter Dr. Ingeborg Stahlberg in Karlsruhe (Durlach) über. Anlässlich eines Besuches in Morbach Anfang der 80er Jahre wurde im Zusammenhang mit den Bemühungen des Hunsrückvereins, Räumlichkeiten für ein Heimatmuseum in Morbach zu finden, über diese Krippe gesprochen. Später teilte die Erbin den Vorstandsmitgliedern des Hunsrückvereins Hermann Catrein, Franz Keller und Willi Thömmes schriftlich mit, diese Krippe dem Hunsrückverein unter der Bedingung zu schenken, dass sie in dem damals noch nicht existenten Holzmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, erzählt Hermann Catrein. Wie aus Niederschriften des Hunsrückvereins hervorgeht, hatte Ingeborg Stahl, weil ihr das zukünftige Heimatmuseum sehr am Herzen lag, den 90 Zentimeter hohen, mit Stroh gedeckten Stall samt den Krippenfiguren im Februar 1985 persönlich dem damaligen Vorsitzenden Karl-Heinz Bernardy in Morbach übergeben. "Diese Schenkung", sagte sie, "ist sicherlich auch im Sinne meiner verstorbenen Eltern." Ein paar Tage später schickte Bernardy ihr als Dank ein Päckchen mit Heimatliteratur zu. Der Verein habe ihr "ein ganz großes Vergnügen bereitet", schrieb die großzügige Dame nach Morbach zurück. Und: "Ich habe geradezu tagelang in alten Erinnerungen geschwelgt, ich fand mich dauernd in meine Kindheit versetzt." Drei Monate später wurde die Mäzenin für ihre ideelle und materielle Unterstützung zum Ehrenmitglied im Hunsrückverein ernannt. Der kostenlose Bezug der Zeitschrift "Die Hott" wurde ihr zugesagt. Die wohlwollende und wohlhabende Dame, die sehr an ihrer alten Heimat hing, hatte leider nicht mehr lange Freude an diesen Hunsrücker Heften zur Geschichte und Gegenwart, denn sie starb im gleichen Jahr völlig überraschend kurz vor Weihnachten. Ihre Freundin und Nachlassverwalterin Dr. Anne Lise Wolff übersandte 1992 dem Hunsrückverein eine holzgeschnitzte Madonna, die auch aus den Händen Morbacher Holzschnitzer stammt, und erkundigte sich dabei, ob das geplante Museum schon stehe. Bis zum Neujahrstag geöffnet

Mit der Eröffnung des Hunsrücker Holzmuseums am 20. Oktober 2000 in Weiperath waren endlich die Voraussetzungen geschaffen, um das der Schenkerin gegebene Versprechen zu erfüllen. Museumsleiter Michael Pinter freut sich, dieses Kleinod noch bis Neujahrstag einem breiten Publikum präsentieren zu können. Das Holzmuseum ist samstags von 14 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet. Am 1. Weihnachtsfeiertag ist das Museum geschlossen. Am Neujahrstag ist die letzte Möglichkeit, das Ausstellungsstück zu sehen, da das Museum im Januar geschlossen ist.

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