Stadtentwicklung Auf eine gute Nachbarschaft

Bernkastel-Kues · 24 Menschen mit Behinderung ziehen 2019 auf das Gelände der ehemaligen Marienkirche in Kues. Das Gotteshaus wird abgerissen.

 Die Marienkirche im Stadtteil Kues wird in Kürze  abgerissen.

Die Marienkirche im Stadtteil Kues wird in Kürze  abgerissen.

Foto: Klaus Kimmling

„Ich freue mich auf die Nachbarschaft und auf die neuen Aufgaben.“ Martin Brill geht unverkrampft auf die  Leute zu. Diese Lockerheit wünscht er sich auch umgekehrt. Der 44-Jährige, Natascha Wahl und Heike Wohlgefahrt sind drei von insgesamt 24 Menschen mit Behinderung, die voraussichtlich im Herbst 2019 in ein neues Wohnheim in Bernkastel-Kues einziehen werden. Der viergeschossige Bau wird, wie bereits berichtet, auf dem Gelände entstehen, das zur Zeit noch die 2011 entweihte  Marienkirche beherbergt.

Der Abriss wird im Februar beginnen und etwa vier Wochen dauern, erläutert Thomas Buckler, Geschäftsbereichsleiter Wohnen/Bildung/Freizeit/Altenhilfe, bei der St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe (CAB). Abgerissen wird nicht nur das 1962 geweihte Kirchenschiff mit dem markanten Pultdach sondern auch der separat stehende Glockenturm. Für den Abriss gebe es keine Alternative. „Die Kirche hätte saniert werden müssen“, sagt Dechant Georg Moritz. Außerdem sei der Bedarf an Kirchen in Bernkastel und Kues gedeckt. Wie berichtet, war St. Marien in einer Zeit gebaut worden, als in Kues viele Neubauten entstanden. Angesichts zurückgehender Zahlen bei den Gottesdienstbesuchern bestehe nun ein Überangebot. Und eine leerstehende Kirche zu unterhalten, mache keinen Sinn, sagt der Pastor. „Speziell bei älteren Menschen und auch bei mir ist eine gewisse Wehmut zu spüren“, sagt Moritz. „Viele Pfarrangehörige begrüßen das Projekt aber“, fügt er an.

„Es ist ein großer Schritt, den sie mit uns gehen“, sagt Ilona Klein, die Leiterin von Maria Grünewald in Wittlich in Richtung der Kirchengemeinde, die über einen Erbbaupachtvertrag das Grundstück zur Verfügung stellt. Die 24 neuen Bewohner haben derzeit noch in Maria Grünewald ihren Lebensmittelpunkt. Dort wird nach ihrem Umzug umgebaut. Aus Doppelzimmer werden dann dort Einzelzimmer.

In Maria Grünewald bietet St. Raphael Wohn-, Förder- und Betreuungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung. Mit dem Projekt stehe die CAB auch im Einklang mit den Forderungen der Vereinten Nationen zur gleichberechtigten Teilnahme von Menschen mit Behinderungen an der Gemeinschaft (Inklusion), sagt Thomas Buckler.

„Die Bewohner wollen aktive Mitglieder in der Gemeinschaft werden und gute Nachbarn sein“, sagt Ilona Klein. „Es ist eine neue Chance und kann für uns alle ein Zugewinn sein.“ Seit mehreren Jahren werde bereits über das Projekt nachgedacht, sagt  Buckler. Jetzt gehe es an die Umsetzung.

Im Erdgeschoss des Gebäudes werde eine Tagesförderstätte mit 20 Plätzen eingerichtet. Darüber entstehen auf zwei Etagen je zwölf Appartements. Im obersten Geschoss werden fünf barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Größe gebaut. Sie werden über den freien Wohnungsmarkt vermietet. Die Gesamtinvestitionssumme liegt nach Bucklers Auskunft bei etwa fünf Millionen Euro. Etwa 20 Arbeitsplätze sollen hier entstehen.

 Der vierstöckige Bau in der Mitte wird neuer Lebensraum für Menschen mit Behinderung.

Der vierstöckige Bau in der Mitte wird neuer Lebensraum für Menschen mit Behinderung.

Foto: Projektgemeinschaft Schmitz/Junglen Architekten Traben-Trarbach

Einer der unmittelbaren Nachbarn wird Horst Menge sei. „Es ist gut, dass hier ein soziales Projekt entsteht und kein großer Investor das Gelände bebaut“, sagt er. Zu erwarten sei, dass mehr Parkraum gebraucht wird. Es werde Parkplätze auf dem Gelände geben. Die CAB werde außerdem Gelände auf dem Mitarbeiterparkplatz des Krankenhauses mieten, sagt Klein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort