Menschenleben retten mit einem 25 Jahre alten Chevrolet

Wittlich · Mit 207 Einsätzen liegt der Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich höher als im Vorjahr. 2013 gab es nur 168 Einsätze. Besonders spektakulär war die Rettung eines Fahrers aus einem brennenden Lieferwagen.

 Das ungewöhnlichste Fahrzeug der Wittlicher Wehr: ein Chevrolet-Pickup. Das Foto zeigt einen Einsatz auf der A 1, als ein Mann aus einem brennenden Lieferwagen gerettet wurde. Foto: TV-Archiv/Feuerwehr Wittlich

Das ungewöhnlichste Fahrzeug der Wittlicher Wehr: ein Chevrolet-Pickup. Das Foto zeigt einen Einsatz auf der A 1, als ein Mann aus einem brennenden Lieferwagen gerettet wurde. Foto: TV-Archiv/Feuerwehr Wittlich

Wittlich. Er gilt manchen schon fast als Markenzeichen der Wittlicher Freiwilligen Feuerwehr: Ein wuchtiger Geländewagen mit Chromzierleisten und Allradantrieb. Auf dem Kühlergrill ist aber nicht das Emblem eines deutschen Herstellers wie Mercedes oder Volkswagen zu sehen, sondern das Zeichen des US-amerikanischen Konzerns Chevrolet.
Das Design des Wagens verrät dem Kenner, dass es sich zudem schon um einen Youngtimer handeln muss. Und tatsächlich: Der PS-Bolide ist bereits 25 Jahre alt, wie Wehrleiter Michael Vollmer erklärt. Wie kommt die Wittlicher Feuerwehr zu so einem exotischen Fahrzeug? Die Erklärung ist einfach: Als es benötigt wurde, gab es kein vergleichbares Auto auf dem deutschen Markt. "Vor 25 Jahren war klar, dass wir ein PS-starkes Voraus-Einsatzfahrzeug benötigen, um auch Unfallorte auf der Autobahn schnell zu erreichen", sagt Vollmer. Besonders der Berganstieg zwischen Wittlich und Manderscheid bereitete damals der Feuerwehr Sorgen, denn die damals verfügbaren Lastwagen waren zu PS-schwach, um die Steigung zügig zu bewältigen. Und diese Qualitäten hatte vor einem Vierteljahrhundert nur ein Fahrzeug auf dem amerikanischen Markt: der klassische Chevrolet-Pickup mit Allradantrieb: Doch die Wittlicher Feuerwehr hat ihn mit einigen Ex tras versehen: Er hat 200 Liter Löschwasser dabei, verfügt über ein motorgetriebenes Stromaggregat und hat einen aufrichtbaren Lampenmast im Gepäck. So kann zum Beispiel ein Fahrzeugbrand schnell gelöscht werden - auch in der Nacht.
Dass der Kauf sich gelohnt hat, zeigt sich auch in der diesjährigen Bilanz, denn mit dem "Voraus-Rüstwagen" konnte ein Menschenleben gerettet werden. Es war der 30. September, als ein Kleintransporter in der Steigung auf der A 1 zwischen Wittlich und Hasborn in einen Tieflader raste und Feuer fing. "Da kam es auf jede Sekunde an, weil der Mann schwerste Brandverletzungen hatte. Mit unserem Chevrolet waren wir schnell an der Unfallstelle, konnten gleichzeitig den Brand löschen und den Mann aus dem Fahrzeug bergen," sagt Vollmer. Der Mann überlebte. Das sei auch der spektakulärste Unfall im Jahr 2014 gewesen, so Vollmer. Die Bilanz weise etwa 207 Einsätze auf, im Vorjahr waren es 168. Solche Schwankungen gebe es immer wieder. Rückgängig sei die Zahl der Fehlalarme wegen gestörter Brandmeldeanlagen gewesen. Das meiste Personal sei bei Suchaktionen von Personen im Einsatz gewesen. Größere Brände habe es hingegen nicht gegeben, so Vollmer. Kellerbrände hätten mehrfach zu besonders gefährlichen Einsätzen geführt, wie vor wenigen Wochen, als eine Sauna in Brand geraten war. "Im Gegensatz zu Wohnungsbränden gibt es bei Kellerbränden kaum Fluchtwege - das macht es besonders gefährlich", sagt Vollmer.
Der Chevrolet wird trotz seines hohen Alters wohl weiter fahren. Inzwischen, so Vollmer, gebe es auch vergleichbare Modelle auf dem deutschen Markt. hpl

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