"Metallklau ist oft Bandensache"

Wittlich · Kabel vom Umspannwerk, Bronze-Kunst, Kupferleitungen, Friedhofslaternen, zuletzt Anfang Juni vier Tonnen Kupferdrahtrollen aus einem Betrieb in Osann-Monzel: Metallklau bringt Geld und ist im Kreis ein Dauerthema - auch für die Arbeit der Kriminalpolizei.

Wittlich. Eine Gesamtschadenssumme gibt es nicht. Zum reinen Wert des Diebesguts kommen aufgebrochene Türen, Sachbeschädigungen an Betrieben und so weiter: Metalldiebstähle sind für die Langfinger, in großen Fällen überwiegend Banden, ein lukratives Geschäft. Ferdinand Schwind von der Kriminalinspektion Wittlich spricht im TV-Interview über Hintergründe. Die Fragen stellte Redakteurin Sonja Sünnen. Zunächst zum bislang letzten Fall: die Vier-Tonnen-Beute in Osann-Monzel: Da wundert sich der Laie ja schon, wie das unbemerkt verlaufen kann.Ferdinand Schwind: Das Tatobjekt liegt in einem Gewerbegebiet außerhalb der Ortschaft, und die Einbrecher konnten sich über Ackerland dem Betrieb annähern. Das gesamte Diebesgut wurde aus den Hallen zunächst an eine schlecht einsehbare Stelle direkt an einem asphaltierten Wirtschaftsweg gebracht und anschließend durch mehrere Täter schnellstmöglich verladen.Zeugenhinweise sind nach unserer Pressemeldung eingegangen, aktuell werden diese und noch diverse Spuren überprüft. Wann muss ein ,Metallbetrieb\' eigentlich besonders aufpassen? Worauf sollte er achten, um nicht zum Tatort zu werden?Schwind: Viele Firmen setzen mittlerweile häufiger einen Wachdienst ein, und auch technische Einrichtungen wie Kameraüberwachung oder an die Umzäunung gekoppelte Alarmanlagen finden zunehmend Anwendung. Was waren denn weitere große Beutemengen, und warum ist die Aufklärung so schwierig?Schwind: Am 23. Februar 2012 konnten die Kollegen der Polizeiinspektion Wittlich aufgrund eines Zeugenhinweises nachts einen LKW stoppen. Der LKW war gestohlen und voll beladen mit Metallrohren, die aus einem Einbruch in die Wasserwerke in Wittlich stammten. Es wurden zwei Tatverdächtige festgenommen, denen 13 weitere Einbrüche in Metall verarbeitende Betriebe im Eifel-Moselraum angelastet werden. Das Diebesgut wird nach unseren Erkenntnissen häufig noch in derselben Nacht ins benachbarte Ausland abtransportiert und in einem der dortigen zahlreichen Betriebe sofort geschreddert oder eingeschmolzen. Viele Metalldiebe arbeiten zudem organisiert, das heißt, man geht arbeitsanteilig vor. Vor und während des Diebstahls wird der Tatort durch andere Bandenmitglieder überwacht, Unregelmäßigkeiten - wie sich nähernde Fahrzeuge - werden sofort telefonisch gemeldet. Beim Abtransport der Ware wird das eigentliche Transportfahrzeug häufig durch weitere Fahrzeuge mit einigem Abstand begleitet. Wo wurde auch nicht klassisch bei Firmen, sondern Metall aus anderen Quellen gestohlen?Schwind: In unserem Dienstbezirk sind auch Baustellen im freien Gelände bevorzugte Ziele der Diebe, da dort ein wirksamer Schutz des abgelagerten Materials nur schwer zu gewährleisten ist. Auch von den benachbarten Kripos gehen Metalldiebstähle und Versuche als Pressemeldungen ein, etwa aus Idar-Oberstein. In Herrstein haben unlängst Diebe ein Loch in die Außenwand einer Werkshalle gerissen - sind aber ohne Beute geflüchtet.Was bekommen Hehler aktuell auf dem Metallmarkt?Schwind: Metalle werden zum Tagespreis gehandelt, die Tonne Kupfer kostet beispielsweise momentan rund 7000 Euro. Wo vermuten Sie denn die Abnehmer der Beutezüge?Schwind: In unserer grenznahen Region ist festzustellen, dass Banden häufig aus dem benachbarten Ausland aus agieren und die Beute vermutlich auch nach dorthin verschieben.Sind die Diebe vermutlich Banden? Gibt es auch Einzeltäter?Schwind: Die Metalldiebstähle gehen sowohl auf das Konto von Einzeltätern als auch strukturierter Banden, wobei das Gros der Metalldiebstähle aus Firmen mit hohen Schäden Einbrecherbanden zugeschrieben wird.Wie viele Fälle hatten Sie denn im vergangenen Jahr?Schwind: In 2012 gab es im Dienstbereich der Kriminalinspektion 43 Fälle von Metalldiebstahl. Dabei hatten wir mehr spektakuläre Fälle mit hohem Schaden als bisher in 2013. Derzeit macht uns eine Zahl kleinerer Diebstähle aus Lagerräumen zu schaffen, die in ihrer Summe jedoch ebenfalls einen erheblichen Schaden aufweisen. Für 2013 zählen wir bis jetzt 28 Fälle. Es gibt ja schon mal eine abgebaute Kupferregenrinne hier, ein gestohlenes Metall-Kellerfenster dort … Schwind: Bei den zu erzielenden Preisen selbst für Mischschrott wird auch nicht vor Diebstählen von Metall-Laternen von Friedhöfen zurückgeschreckt.Das Törchen aus Schmiedeeisen, der kupferne Wetterhahn und so weiter: Wo ist für den normalen Bürger als "Metallbesitzer" denn wirklich Vorsicht geboten?Schwind: Bisher spielen Metalldiebstähle auf Privatgrundstücken innerhalb der Ortslage bei uns keine Rolle. Wahrscheinlich weil das Entdeckungsrisiko in einer Wohngegend ungleich höher ist als beispielsweise in einem Industriegebiet, auf abgelegenen Baustellen, in Feldscheunen oder auf Friedhöfen. Trotzdem empfehlen wir jedem, sein Eigentum nach Möglichkeit zu sichern. sos

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