"Mia loassen de Schwoart kraachen!"

Ein erfolgreiches Theaterstück ist das "Festschauspiel" zur Säubrenner-Kirmes. Es hatte seit 1987 zigtausende, sogar wasserfeste, Zuschauer. Autor ist Albert Klein, der damals eine Idee von Altbürgermeister Matthias Mehs aufgriff. Mit dem Kirmes-Aktivisten, der nach Säubrennerkirmes und der Sommerpause auch wieder als "kleiner Bürgermeister" alias erster Beigeordneter, eine wichtige Rolle spielt, sprach TV-Redakteurin Sonja Sünnen.

Wittlich. Die Säubrennerkirmes basiert auf einer Sage, die zur Kirmeseröffnung im Stadtpark am Freitag, 17. August, gegen 21.30 Uhr gezeigt wird. In diesem Jahr feiert das ständig aktualisierte Schauspiel 20 Jahre. Albert Klein hat es geschrieben.Als Sie Ihr dramaturgisches Talent entdeckten, in den Dienst der Kirmes steckten, woher kam die Inspiration, etwa in Bayreuth, beim Saubraten-Essen oder etwa im Stadtrat?Albert Klein: In Wahrheit ist Oberammergau mein Vorbild. Ich warte aber noch darauf, dass sich der Bürgermeister und andere Schauspieler Bart und Haare für ihren Auftritt wachsen lassen. Welche Rolle ist Ihnen die liebste? Klein: Auf den Nachtwächter freue ich mich am meisten. Ohne seine grandiose Idee, mit einer Rummel das Stadttor zu verschließen, würden wir heute nicht Säubrenner-Kirmes feiern.Ihre liebste Kirmes-Anekdote? Klein: Ich habe immer darauf gehofft, dass sich der Ritter von Ehrenberg einmal verspricht und ruft: "Wittlicher übergebt euch!" Dass es vor ein paar Jahren tatsächlich passierte, hat nicht nur mir großen Spaß gemacht.Als der kleine Bürgermeister ganz klein war: Was hat Sie als Kind zur Kirmes begeistert? Klein: Das erste Kirmeserlebnis, an das ich mich als Drei- oder Vierjähriger erinnere, war wohl die erste oder zweite Säubrenner-Kirmes. Ich stand abends im Nachthemd im Schaufenster unseres Möbelgeschäftes in der Himmeroder Straße und suchte meine Eltern. Vor mir eine aufgeregte Menge wild gestikulierender Zuschauer. Schließlich kam meine Mutter, von aufmerksamen Nachbarn informiert, zurück und brachte mich ins Bett. Noch lange danach wurde ich auf diese "Darbietung" angesprochen.Später war ich gerne bei der Kinderbelustigung dabei, die ich in den sechziger und siebziger Jahren mit den Pfadfindern organisiert und geleitet habe.Nun gibt es ja noch andere Säubrenner-Traditionen, welche darf nie aufgegeben werden?Klein: Die öffentliche Ehrung des heiligen Rochus zu seinem Namensfest im Anschluss an den Festzug durch einen Feuerwehrmann finde ich eine wunderbare Zeremonie. Abgesehen davon, dass sie auf meine Anregung zurück geht, zeigt sie, dass unsere Kirmes auch im religiösen Brauchtum verwurzelt ist und mit einer "Flatrate-Party" überhaupt nichts zu tun hat. Welchen Spruch sollte jeder Fremde kennen, um standesgemäß feiern zu können? Klein: Wailen maach kään Fisemadändten, mia loassen de Schwoart kraachen!Ihr persönlicher Saubratenrekord? Klein: Es wird mir keiner glauben: Ich esse nur soviel Saubraten, damit für unsere Gäste noch etwas übrig bleibt.Man glaubt es kaum, aber es soll Wittlicher geben, die an Kirmes die Flucht ergreifen. Litten Sie auch schon unter Kirmes-Allergie?Klein: Ich habe nicht einen einzigen Kirmestag seit 1950 ausgelassen. Soviel steht fest: Eher fällt die Säubrenner-Kirmes aus, als dass ich nicht dabei bin. Saugut fand ich die Kirmes-Feier mit den Fünfzigjährigen unter dem Motto: "Fuffzisch unn topfit!". Das heilt jede Kirmes-Allergie.Für die, die sowieso nicht auf die Kirmes gehören, gibt es jedes Jahr mal einen Regenschauer. So bleiben wir unter uns.20 Jahre Festschauspiel: Gibt es dazu was Besonderes?Klein: Im Spiel ist oft vom Piechtermännchen die Rede. Vielleicht taucht es plötzlich einmal leibhaftig auf und besucht uns.

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