Michael erobert die Rockys

SEHLEM/VANCOUVER. Er liebt die Eifel, doch was die kanadische Provinz British Columbia an Natur zu bieten hat, reizt ihn geradezu zum Auswandern: Der Sehlemer Michael Becker hat in Kanadas Südwesten die zehntägige Entdeckungstour "Landrover Experience 2004" mitgemacht - und den Wettbewerb gewonnen.

Wälder bis zum Horizont, Wiesen voller Blumen, eisige Flüsse, schneereiche Gipfel, glasklare Seen und staubige Schotterpisten, die sich mittendurch winden - das ist British Columbia (BC). Kanadas südwestliche Provinz, so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, mit kaum 4,2 Millionen Einwohnern nahezu menschenleer, steht für besondere Naturerlebnisse. "Es ist so traumhaft schön - man möchte sofort auswandern", schwärmt Michael Becker, Polizei-Oberkommissar aus Sehlem. "Wir sind mit der Eifel ja schon verwöhnt, aber die kanadischen Dimensionen sind nicht zu schlagen." Der 34-Jährige kommt gerade strahlend zurück von der Landrover Experience 2004, einer zehntägigen Entdeckungstour aus anspruchsvollen Offroadfahrten und sportlichen Prüfungen. Bundesweit hatten sich 9000 Abenteurer beworben. Michael Becker ergatterte während eines Auswahlcamps in Wülfrath (NRW) einen von nur sechs Plätzen und fuhr am Ende sogar den Gesamtsieg nach Hause. "Den hätte ich aber auch jedem anderen gegönnt", erklärt der sympathische Muskelmann (1,87 Meter, 88 Kilo). "Es sollte einfach Spaß machen, und nur dabei zu sein, war für mich schon das Sahnehäubchen." Mit Start und Ziel in der Provinz-Hauptstadt Vancouver bahnt sich der Konvoi aus verschiedenen Landrover-Fabrikaten auf einem 2200 Kilometern langen Rundkurs den Weg durchs weite Land. Kleinere Ortschaften wie Kelowna, Revelstoke, Kamloops, Clinton oder Pemberton werden nur zum Tanken angesteuert. Danach geht es gleich wieder "ab ins Gebüsch", Karosserie und Fahrwerk auf gröbsten Forststraßen strapazieren. Michael staunt, was ein Auto alles aushalten kann. Enge, steile Passagen durch Nadelwälder wechseln sich ab mit Flussdurchfahrten und blumenreichen Gebirgswiesen. Auf einer Höhe von 1800 Metern, am China Head Mountain, säumen große Mengen blauer Lupinen und leuchtend roter "Indian Paintbrush" den Weg. Die Teilnehmer wollen endlich ihren ersten Bären sehen. Doch Meister Petz zeigt sich launisch: Bei Temperaturen von bis zu 37 Grad verzieht er sich lieber in größere Höhen. Nur zweimal huscht einer für Sekunden über die Straße. Michael hat leider Pech. Statt der Schwarzbären gibt es Blaubeeren mit Sahnequark. Die gute Verpflegung in der malerisch am Tyaughton See gelegenen Tyax-Lodge kann jedoch nicht verhehlen, dass die Landrover Experience kein reines Zuckerschlecken ist: Beim Bau einer Behelfsbrücke über einen Fluss, beim Abseilen, Mountainbiken, Holzhacken, Kanufahren oder Navigieren per Roadbook und Satellitensystem kommen die Abenteurer ins Schwitzen - bis plötzlich einer in sein Funkgerät klagt: "Wenn wir sind, wo ich glaube, dann ojeh!" Eine Stunde kostet das falsche Abbiegen. Am Abend sind sich alle trotzdem einig: "BC ist so schön - da verfährt man sich gern…"9000 Abenteurer haben sich beworben

Was Michael lange in Erinnerung bleiben wird, sind auch der tolle Teamgeist, die Zeltnächte in der Natur, die Besuche der Goldmine vom Bridge River und im Holzfällercamp am Harrison See. Inzwischen ist der Sehlemer gesund zu Hause angekommen, kann seine Verlobte Doris (37) und Sohn Florian (3) wieder in die Arme schließen. Außerdem ruft die Arbeit: Täglich fährt er 15 Kilometer mit dem Mountainbike zur Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Wengerohr, wo er in der Computer-Fortbildung für Polizisten tätig ist. Danach tobt er sich in der Athletenschule Hecker beim Krafttraining aus. Was bei Michael Becker als nächstes ansteht, ist eine Party für seinen Nachbarn Albert Hofer, der ihn zur Bewerbung ermutigt hatte. Und 2005 will er seinen tollen Hauptgewinn einlösen: eine Arbeitsreise mit Landrover, vielleicht nach Namibia, Belize oder Island.

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