Millionen für Gewässerentwicklung

Thalfang · Die Verbandsgemeinde Thalfang hat ein Langzeit-Projekt begonnen: In den nächsten zehn bis 20 Jahren wird der ökologische Zustand der Bäche, die in die Kleine Dhron fließen, verbessert. Was sich allein nach Naturschutzprojekt anhört, dient auch dem Hochwasserschutz.

Thalfang. Beim Thalfanger Bach, der von Thalfang nach Dhronecken fließt, sprechen Fachleute von einem naturfernen Gewässer. Es ist teilweise begradigt und hat sich tief in die Erde eingegraben. Das Wasser schießt durch das Bachbett. Für Pflanzen und Tiere, die an ursprünglichen, sich in Kurven schlängelnden Bächen vorkommen, ist da kein Raum.
Das soll sich ändern. Nicht nur für den Thalfanger Bach, sondern auch für den Röderbach und die übrigen Wasserläufe, die in die Kleine Dhron fließen. Ein Mammutprojekt. Udo Keuper von der Thalfanger VG-Verwaltung sagt: "Das Einzugsgebiet der Kleinen Dhron, um das es hier geht, umfasst 40 Quadratkilometer." Zum Vergleich: Die gesamte VG ist 144 Quadratkilometer groß.
Die Verwaltung stemmt das auf fünf bis sechs Millionen Euro geschätzte Projekt, das auf zehn bis 20 Jahre ausgelegt ist, nicht alleine. Im Rahmen der Aktion Blau fließt ein Landeszuschuss von 90 Prozent. Geplant haben das Büro Max und Reihsner zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) - Mosel in Bernkastel-Kues.
Das Besondere: Das Konzept mit dem zungenbrecherischen Namen "Flussgebietsentwicklungskonzept Oberlauf Kleine Dhron", betrifft nicht nur die Gewässer, sondern auch das Gelände drum herum. Carsten Ness vom DLR sagt: "Seit zwei bis drei Jahren kaufen wir Flächen dafür an. Ein Drittel des Thalfanger Bachlaufs gehört uns schon."
Ziel ist, dass nicht nur die Bäche am Ende naturnäher aussehen, sondern auch das, was nebendran wächst. Doch auch die Menschen haben einen direkten Nutzen: Das Projekt verbessert den Hochwasserschutz, beispielsweise für die Dhronecken. Dadurch, dass die Bäche oberhalb des Orts Raum erhalten, um über die Ufer zu treten, kommt im Ort nicht mehr so viel Wasser auf einmal an.
Beim ähnlich gelagerten Ruwerprojekt, dass das Vorbild für die Thalfanger ist, hat das funktioniert. "Die kurzfristigen Spitzen sind abgeflacht", sagt Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Er konstatiert auch eine positive Wirkung des Projekts auf Landschaft und Tourismus, allerdings auch in Verbindung mit dem Radweg an der Ruwer. Doch wie gestaltet man einen Bach naturnäher? Etliche kleine Maßnahmen sind geplant. Wasserläufe werden aufgestaut, tiefe Bachbetten angehoben, begradigte Strecken wieder rückgebaut und Betonschalen entfernt.
Dort, wo derzeit das Grünland genutzt wird, soll die Nutzung extensiviert werden, so dass sich artenreiche Wiesen bilden können. Auf ungenutztem Gelände werden sich laut Ness Prognose zunächst artenreiche Hochstaudenfluren und schließlich Bachuferwälder ansiedeln. Auch den für den Hunsrück typischen Hangbrüchern, den am Hang liegenden Mooren im Singenden Tal Richtung Erbeskopf, soll die Renaturierung guttun.
Ness hofft, dass eine Vielfalt von Standortfaktoren zu einer großen Artenvielfalt führt. Dann surren vielleicht bald noch mehr Libellenarten am Thalfanger Bach, auf bunten Wiesen flattern Tagfalter und Schwarzstorch und Eisvogel kommen zum Jagen vorbei.
Bis dahin ist der Weg aber noch weit. Begonnen wird erstmal mit zwei Stauanlagen,: eine am Thalfanger Bach bei Hilscheid und eine am Röderbach. Bei beiden werden Straßenüberquerungen eingeengt. Kosten: 211 000 Euro.

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