Millionenspiel um Haus der Begegnung

Die Ürziger wollen ein Haus der Begegnung und einen Dorfplatz. Es sieht so aus, dass dafür die ehemalige Schule weicht und ein neues Gebäude errichtet wird. Kosten: etwa zwei Millionen Euro.

 Seit drei Jahren steht die Ürziger Schule leer. Dort soll ein Haus der Begegnung entstehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Seit drei Jahren steht die Ürziger Schule leer. Dort soll ein Haus der Begegnung entstehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ürzig. Die Mehrheit des Ürziger Gemeinderates hat entschieden. Das ehemalige Schulgebäude soll abgerissen werden. An seine Stelle tritt ein Haus der Begegnung. Der Rest des Gremiums möchte weiterhin, dass untersucht wird, ob das bestehende Gebäude saniert werden kann. Paul Keukert glaubt, dass eine Sanierung mit einem Aufwand von 750 000 bis einer Million Euro möglich sein müsste. Friedrich Hachenberg vom Büro Stadt-Land-plus (Städtebau und Umweltplanung, Boppard) rechnet mit Sanierungskosten zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro. Die Kosten für einen auch von ihm präferierten Neubau schätzt er auf zwei Millionen Euro.

Schulgebäude ist 50 Jahre alt



Warum ist sein Voranschlag für eine Sanierung der seit Mitte 2007 leer stehenden Schule viel teurer als der von Keukert, der selbst Architekt ist. Weil es, so Hachenberg, allein bei der Statik des knapp 50 Jahre alten Gebäudes Defizite gibt, die einen ziemlichen Mehraufwand erfordern.

Wenn ein Neubau nur 20 bis 30 Prozent teurer sei als eine Sanierung, werde niemand behaupten, dass er nicht wirtschaftlich sei, sagt Keukert. Ob dies so ist, solle aber ein unabhängiger Planer untersuchen.

Er habe ursprünglich keine Präferenz für einen Neubau gehabt, erläutert Friedrich Hachenberg. Die Planungen seien von Bürgern im Rahmen der Dorfmoderation entwickelt worden.

Geplant ist nicht nur ein Haus der Begegnung, das den Vereinen und für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Das Gelände soll zu einem Dorfplatz umgestaltet werden: zum Beispiel mit Treppenstufen, die als Sitzflächen genutzt werden können, und einem Brunnen. Die Lage des Neubaus führe dazu, dass der Platz zum Dorfmittelpunkt werde, sagt Ortsbürgermeister Arno Simon. "Es geht nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern auch um einen tollen Dorfplatz", sagt Beigeordneter Robert Eymael.

Seit wenigen Tagen ist Ürzig eine von 19 neuen Schwerpunktgemeinden in Rheinland-Pfalz. Arbeiten im Rahmen der Dorferneuerung werden sechs Jahre lang vorrangig gefördert. Eine Quote von etwa 60 Prozent ist nicht unrealistisch. Über die Förderquote bei einer Sanierung gibt es derzeit keine Angaben. "Vielleicht kommt uns ein Neubau sogar billiger als eine Sanierung", sagt Ratsmitglied Dieter Schmitz.

Derzeit steht aber nicht einmal fest, ob der Rat darüber abstimmen durfte, ob die Planungen für einen Neubau vorangetrieben werden. Paul Keukert hatte vor dem Votum darauf verwiesen, dass es noch keinen Haushalt für 2011 gibt. Entscheidungen, die Kosten nach sich ziehen, dürften nur getroffen werden, wenn sie unaufschiebbar oder rechtlich notwendig seien.

Der Kreisverwaltung sei der konkrete Sachverhalt noch nicht bekannt. Deshalb könne die Kommunalaufsicht noch keine rechtliche Beurteilung abgeben, erläutert Pressesprecher Manuel Follmann auf TV-Anfrage.

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