Minister im Hagel-Wingert

Die Sonntagslaune wurde einem Mainzer Kabinettsmitglied gestern getrübt: Wirtschaftsminister Hendrik Hering machte sich am späten Nachmittag persönlich ein Bild von den verheerenden Hagelschäden in den Mesenicher Weinbergen.

Mesenich. Keine leeren Versprechungen, keine "warmen Worte", keine pauschalen Zusagen: Der Mainzer Wirtschaftsminister Hendrik Hering bleibt zurückhaltend, als er den vom verheerenden Hagelsturm am Donnerstagabend (der TV berichtete) gebeutelten Winzern aus Mesenich, Briedern, Nehren und Senheim gegenübertritt. "Es gibt einige extreme, existenzgefährdende Härtefälle, da müssen wir im Einzelfall überlegen, wie wir helfen können, was über EU-Mittel oder über unsere rheinland-pfälzische Investitions- und Strukturbank möglich ist", sagt er. "Pauschale Zusagen kann und darf ich nicht machen", erklärt er bei allem Verständnis für die enormen Verluste eindringlich allen Geschädigten, die jetzt eine finanzielle Soforthilfe vom Land erwarten. "Das Land muss uns helfen, der Kreis kann das nicht", sagen sie.Nachdem am Freitag bekanntwurde, dass der Hagel fast die komplette Weinernte Mesenichs zerstörte, hat sich Hering bereits am Samstag bei Ortsbürgermeisterin Ute Arens gemeldet und seinen Besuch angekündigt, um sich persönlich ein Bild von den Hagelschäden zu machen. "Das ist schon deprimierend. Das ist wirklich etwas anderes als im Fernsehen oder in der Zeitung", sagt der Westerwälder sorgenvoll und blickt auf die zerschlagenen Triebe von Winzer Karl-Heinz Altepping in den Wingerten über Mesenich, die bald hätten blühen sollen. "Den 2008er können wir alleine wegtrinken"

Ortsbürgermeisterin Ute Arens konfrontiert ihn mit bitteren Zahlen, die das ganze Ausmaß der Zerstörung allein in Mesenich erahnen lassen: Normalerweise werden aus den Mesenicher Weinbergen 1,2 Millionen Liter gewonnen. In diesem Jahr werden es ganze 10 000 sein. 350 Hektar zwischen Ediger-Eller und Valwig hat der Hagel zu 100 Prozent kaputt geschlagen, noch einmal die gleiche Zahl zu 60 bis 80 Prozent. "Den 2008er aus Mesenich, den kriegen wir im Dorf alleine weggetrunken", scherzt jemand bitter. Im Klartext heißt das: Der Wein bleibt aus. Es wird aus den betroffenen Flächen schlicht keinen 2008er geben. Und bis die Pflanzen wieder Ertrag bringen, dauert es drei Jahre. "Jetzt mag sich das alles nicht so schlimm anhören. Wir merken das aber im kommenden Jahr und im dar auffolgenden", sagt Nebenerwerbswinzer Klaus Arens. "Irgendwelche Sofortkredite bringen sowieso nichts. Die Leute haben ja nicht das Geld, sie zurückzuzahlen, wir brauchen Bewirtschaftungsbeihilfe pro Hektar", sagt Winzer Rudolf Kochems. Er fürchtet jetzt um die Nebenerwerbswinzer und die Älteren, die keine Nachfolger finden. "Die schmeißen doch alles hin, die hören auf", orakelt er und verweist auf die dann wieder zunehmenden Brachflächen. "Von wegen Pflege der Mosel-Wein-Kulturlandschaft." Da kann er nur die Stirn runzeln. Sein Kollege Daniel Theisen aus Nehren fordert, dass es wenigstens Zuschüsse gibt, wenn man sich gegen Hagelschlag versichert. "Solche Schadensereignisse wird es wohl in Zukunft immer öfter geben," prophezeit er mit Blick auf den Klimawandel. Fünf seiner sieben Hektar sind zerstört. Bei Matthias Görgen sind von 11,4 Hektar neun kaputt.

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