Missbrauch: 48-Jähriger muss fünf Jahre in Haft

Trier · Ein 48-Jähriger aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich hat zehn Jahre lang seine Nichte sexuell missbraucht. Begonnen haben die Übergriffe, als das Mädchen noch im Kindergartenalter war. Das Landgericht Trier schickt den Mann für fünf Jahre hinter Gitter.

Trier. Er fuhr mit seiner kleinen Patentochter ins Disneyland, lud sie in den Urlaub ein, erlaubte ihr, was die Eltern verboten. Sie besuchte ihn regelmäßig zu Hause und übernachtete auch dutzende Male in seinem Bett - mit dem Wissen der Eltern. Onkel und Nichte hatten ein enges Verhältnis. Wie eng es war, ahnte niemand, bis sich die heute Vierzehnjährige im Januar ihrer Mutter offenbarte.
Seit ihrem fünften Lebensjahr missbrauchte ihr Onkel sie. Zehn Jahre lang schwieg das Mädchen, bis sie ihren Peiniger anzeigte. Sie habe sich geschämt und Angst gehabt, versuchte die Mutter zu erklären, warum ihre Tochter erst nach so vielen Jahren gesprochen habe.
Am Mittwoch sprach der Vorsitzende Richter im Prozess vor der ersten großen Jugendkammer das Urteil: fünf Jahre Haft für den 48-jährigen Mann von der Mosel.
Damit folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft, dem sich auch die Verteidigung und die Vertreterin der Mutter als Nebenklägerin angeschlossen hatten.
"Auf ihn wäre ich nie gekommen"


Als Straftaten sah das Gericht in 71 Fällen schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes und in drei Fällen sexuellen Missbrauch eines Kindes als erwiesen an. Während der Verhandlung gab der Angeklagte sogar die dreifache Zahl an sexuellen Kontakten zu.
Richter Albrecht Keimburg begründete das milde Urteil mit dem umfassenden Geständnis des Angeklagten, wodurch er es dem Opfer ersparte, in der Gerichtsverhandlung vernommen zu werden. Zudem sei er nicht vorbestraft.
Die letzten Worte des Angeklagten vor der Urteilsverkündung gingen in seinem Schluchzen unter. Was er getan habe sei "unverzeihlich", ein "zentraler Vertrauensbruch", so der Richter. Er habe sein Patenkind "zur kleinen Geliebten" herangezogen. Tatsächlich war sie die einzige Person, mit der der 48-Jährige nach eigener Aussage jemals sexuellen Kontakt hatte.
Als Grund gab er an, dass er schüchtern und durch einen Sprachfehler gehemmt sei. Als pädophil stufte ihn die psychologische Sachverständige nicht ein. Die Nichte sei ihm Ersatz für eine erwachsene Frau gewesen. Ein leichtes Opfer.
Die Mutter beschrieb das Mädchen als schon immer "schwierig" und "aufsässig" und räumte ein, dass die Missbrauchserfahrung seit dem Kleinkind-Alter ihren Anteil daran haben könnte. Das Mädchen befindet sich in psychologischer Betreuung und ist derzeit nicht in der Lage, die Schule zu besuchen.
Der Richter wandte sich auch an die Eltern: Es sei nicht unbedenklich, wenn Vater und Mutter wüssten, dass ihr Kind im Bett des erwachsenen, ledigen Onkels übernachte.
Auch wenn sie einen Verdacht gehabt hätte, "auf ihn wäre ich nie gekommen", verteidigte sich die Mutter.

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