Misstöne am Rande der Eröffnung

ERBESKOPF/BIRKENFELD. Bei der Eröffnung des Gipfelsteigs am Erbeskopf vor wenigen Tagen herrschte nicht nur eitel Sonnenschein. Zumindest einer von rund 1500 Besuchern des Sommerfestes ärgerte sich gewaltig: Friedrich Ploeger, Kommandeur der 2. Luftwaffendivision in Birkenfeld.

Der Stein des Anstoßes: Auf einer der Info-Tafeln für den Gipfelsteig im Zusammenhang mit der militärischen Nutzung des Erbeskopfs ist zu lesen, die Radaranlagen auf dem Erbes-kopf seien heute "militärisch quasi bedeutungslos". Und das kann er so nicht stehen lassen. "Als wesentlicher Bestandteil der Integrierten Nato-Luftverteidigung, die in einem flächendeckenden Verbund von Radarstationen auch die Integrität des Luftraums der Nato-Partner sicherstellt, erfüllen die Soldaten auf dem Erbeskopf einen bis heute unverzichtbaren Einsatzauftrag", schreibt Ploeger in einem Offenen Brief an Hans-Dieter Dellwo, Verbandsgemeinde-Bürgermeister und Vorsteher des Zweckverbands Wintersport, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf. Ploeger: Militärische Präsenz "unverzichtbar"

Durch die veränderte sicherheitspolitische Lage, argumentiert Ploeger weiter, sei insbesondere die Befähigung zur Entdeckung und Begegnung des Missbrauchs ziviler Luftfahrzeuge in den Fokus gerückt. Um die Luftraum-Überwachung in Deutschland zu verbessern, werde die ohnehin enge Kooperation mit zivilen Flugsicherungsstellen und deren Sensoren intensiviert. Wie der frühere Verteidigungsminister Rudolf Scharping bereits im Jahr 2001 festgestellt habe, könnten durch andere Radarsensoren und Satellitentechnik nicht dem Erbeskopf-Radar gleichwertige Überwachungsdaten beigesteuert werden. Die Soldaten auf dem Erbeskopf erfüllen, so Ploeger weiter, den Auftrag der Luftwaffe, "die Sicherheit im Luftraum über der Bundesrepublik Deutschland zu gewährleisten". Die Quintessenz aus seiner Sicht: Die militärische Präsenz an der höchsten Erhebung in Rheinland-Pfalz sei auch heute unverzichtbar. Allerdings stehe sie einer weiteren touristischen Erschließung des Areals nicht zwingend im Wege. Das zu lesen, freut den Zivilisten Hans-Dieter Dellwo. "Den Worten sollten jedoch auch Taten folgen", fordert er. Jahrzehntelang habe man einen großen Beitrag zur Luftverteidigung geleistet. Bis 1939 sei das Erbeskopf-Plateau ein Besuchermagnet gewesen. Jetzt sei es Zeit, über Alternativen nachzudenken, auch vor dem Hintergrund der geplanten Sommerrodelbahn. Dellwo will die Notwendigkeit von Radaranlagen für die Überwachung des Luftraums nicht in Frage stellen. Es gehe ihm lediglich um den Standort Erbes-kopf. Er ist nach seiner Auffassung "unter Umständen entbehrlich und kann gebenenfalls durch einen anderen Standort ersetzt werden". Er erwartet deshalb mit Spannung die Prüfung des Verteidigungsministeriums über die Notwendigkeit der besagten Radarstellung, die Staatssekretär Hans Georg Wagner vor Wochen zugesagt hatte (der TV berichtete). "Wir würden uns wünschen, wenn sich auch die Verbandsgemeinde Birkenfeld beziehungsweise der Landkreis an der Diskussion nach Alternativstandorten im Landkreis Birkenfeld offensiv beteiligen würde", appelliert er auch in Richtung Nachbarkreis. Zu große Hoffnungen sollte sich Dellwo allerdings nicht machen. Denn die Bundeswehr plant nach Informationen der Kreisverwaltung im kommenden Jahr größere Investitionen auf dem umstrittenen Gelände. Zumindest geht das aus einem Beschluss des Kreisausschusses hervor. Vor dem Hintergrund dieser Planungen betreibt die Bundeswehr den Ausbau der Zufahrtsstraßen K 121 im Landkreis Bernkastel-Wittlich und der K 50 im Landkreis Birkenfeld. Da die Kreise mittelfristig kein Geld zur Verfügung stellen können, heißt es im Beschluss, sei das Militär bereit, die Kosten von rund 350 000 Euro zu übernehmen. Was auf dem Plateau konkret geplant ist, darüber ist der Verbandsgemeindebürgermeister in Thalfang nach eigener Aussage nicht im Detail informiert. Nach TV-Informationen sollen 2006 auf dem Plateau Multifunktionsgebäude entstehen. Geschätzte Kosten: rund 3,8 Millionen Euro.

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