Misstöne in Dreis: Streit um Konzert

Dreis · Rocken für eine neue Schaukel und Bobbycars: Das war das Ziel eines Benefizkonzerts in der Dreyshalle. Doch die Gemeinde hat den Bands einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Dreis. Für die Jugendlichen wäre es sicher ein Höhepunkt gewesen: Vier Bands wollten am 3. März in Dreis gemeinsam ein Deutschrock-Konzert auf die Beine stellen. Auch die ganz kleinen Dreiser sollten sich darüber freuen, denn der Erlös sollte an den Kindergarten gehen. "Die Spielgeräte dort sind total veraltet", erklärt Marcel Hädrich (26) seine Motivation. Sein Sohn besucht seit kurzem den Kindergarten, und er selbst spielt in der Band "Delirium Rock\' n\' Roll" - schnell war die Idee zu einem Benefizkonzert geboren.
Doch dazu wird es nicht kommen. Die Gemeinde hat dem Vorhaben eine Absage erteilt - "vorerst", wie Ortsbürgermeister Markus Hansen betont. Denn der Zeitpunkt sei ungünstig. Während der Fastnachtszeit sei die Lärmbelastung für die Anwohner der Halle ohnehin schon hoch, man wolle sie nicht zwei Wochen später zusätzlich mit einem Konzert behelligen. Außerdem könnte es sein, dass zu diesem Zeitpunkt neben der Halle am Salmpark gearbeitet werde (der TV berichtete).
In den Augen von Hädrich, der mit seiner Familie von Wittlich nach Dreis gezogen ist, sind das alles Scheinargumente. "Alle Bands würden umsonst spielen, die Eltern der Kindergartenkinder waren auch begeistert, wir hatten sogar schon Sponsoren gefunden - und jetzt das."
Das Konzert sollte unter der Prämisse in Dreis veranstaltet werden, dass keine Miete für die Dreyshalle gezahlt werden muss. Die Nebenkosten wollten die Veranstalter selbst tragen. "Aber der Gemeinde wären trotzdem Kosten entstanden, zum Beispiel durch das Auslegen des Schutzbodens", erklärt Hansen.
Und man wisse nicht, ob das Konzert überhaupt einen Gewinn abgeworfen hätte. Dem widerspricht Hädrich: "Wir haben mit 300 bis 400 Besuchern und etwa 5000 Euro Einnahmen gerechnet."
Schließlich gebe es solche Veranstaltungen in der Umgebung kaum. Auch vor dem Konzert sollte es Programm geben, mitgestaltet von den Vereinen, für die ganze Familie. Das Nein der Gemeinde hält er für "reine Willkür".
Hansen wiederum vertröstet die Musiker. Zu einem anderen Zeitpunkt könne man sicher noch mal über das Konzert sprechen, "dann wissen wir vielleicht auch, welche Ausstattung wir tatsächlich brauchen". Denn der Kindergarten, der sich in kirchlicher Trägerschaft befindet, werde ohnehin saniert und erweitert (siehe Extra), was die Ortsgemeinde mit einem sechsstelligen Betrag bezuschusse.
Die Chancen für einen zweiten Anlauf aber stehen schlecht. "Wir wurden nicht einmal angehört", sagt Musiker Hädrich. Und: "Betteln werde ich nicht."Meinung

Kein kluger Schachzug
Gemeindehallen werden gebaut, um Veranstaltungen ein Dach über dem Kopf zu geben. Veranstaltungen für jedermann, auch für junge Leute, die ohnehin oft zu kurz kommen und weit fahren müssen, um Konzerte zu sehen. Mit dieser Benefizveranstaltung hätte Dreis etwas für die Jugendlichen und die Kinder in ihrer Gemeinde tun können - ohne tief in die Tasche zu greifen. Stattdessen nimmt sie lieber Geld aus dem Haushalt, um in den Kindergarten zu investieren. Ein kluger Schachzug ist das nicht. u.quickert@volksfreund.de

Extra

Sanierung: Der katholische Kindergarten St. Martin soll 2012 umgebaut und saniert werden, damit ihn auch Kinder unter drei Jahren besuchen können und der Ganztagsbetrieb möglich wird. Die Kosten werden auf 610 000 Euro geschätzt. Dreis und Bruch sollen davon 221 371 Euro tragen. uq

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