Mit 110 durch die Weinberge

BERNKASTEL/WITTLICH. Motorroller und Mofas sind für viele Jugendliche der Inbegriff von Freiheit. Doch es gibt kaum noch Roller oder Mofas auf unseren Straßen, an denen nicht in irgendeiner Weise bereits "rumgebastelt" (neudeutsch: getuned) wurde.

Mit über 110 Stundenkilometern rast Peter aus einem Ort in der Nähe von Bernkastel-Kues mit seinem blauen Yamaha-Roller über die Weinbergswege. Auf der Hauptstraße fährt er nicht mehr, da er seinen Roller abgemeldet hat. 70 Kubikzentimeter Hubraum statt der üblichen erlaubten 50 hat der Yamaha Neos, Baujahr 1999, unter dem Sitz. Einen lauten Rennauspuff, eine Rennsportkupplung, eine Tuningzündung und unzählige Racing-Teile sind im Roller verbaut. Der Clou: Peters Roller hat ein aktuelles Tüv-Gutachten!Der TV wollte wissen, was Peter am Aufmotzen der 50-Kubikzentimete-Gefährte so toll findet: "Es macht halt Spaß, schnell zu fahren. Mit über 110 ist man schließlich auch schneller als die meisten anderen", schwärmt Peter. Dass die Veränderungen an dem Roller jedoch auch nicht unerhebliche Folgen haben können, ist Peter und seinem Roller-Kollegen Christian durchaus bewusst. "Ja klar, wenn wir von der Polizei angehalten werden, haben wir halt Pech", sagt Christian. Doch diese Tatsache hält wohl kaum einen jungen Rollerfahrer davon ab, seinen "50er" schneller zu machen. "Es ist ja schon wie ein Wettrennen. Jeder will immer einen schöneren und vor allem schnelleren Roller haben als die anderen", hat Peter bereits früh festgestellt. Er sparte sein Geld und investierte dann fast alles in sein motorisiertes Zweirad. Mittlerweile hat er sein rasantes Gefährt abgemeldet, denn das Risiko, in eine Polizeikontrolle zu geraten, ist ihm zu hoch. Nun braust er nur noch durch Weinbergswege zu Freunden oder Partys.Das Tunen der Zweiräder ist quasi schon Tradition. Schon zu den Jugendzeiten von Peters Eltern wurde an den Zündapp-, Kreidler- und Sachs-Zweirädern geschraubt, was das Zeug hielt. "Die Älteren, die uns jedes Mal nachrufen, wenn wir mit einem lauten Auspuff an ihnen vorbei fahren, sollen sich mal an ihre eigene Nase packen und sich zurückerinnern. Die haben damals auch nichts anderes gemacht", ist sich Christian sicher.Jedoch sah man "damals" diese Sachen nicht allzu eng. Vor allem das Problem mit dem Versicherungsschutz war zu früheren Zeiten ein ganz anderes.Denn: Manipuliert man heutzutage einen Motorroller oder ein Mofa, erlischt automatisch der Versicherungsschutz. Wird man dann mit seinem Gefährt in einen Unfall verwickelt, kommen ganz schnell erhebliche Kosten auf den Fahrer und den Halter des aufgemotzen Zweirads zu. Nicht auszudenken, was einen erwartet, wenn dabei Menschen verletzt oder gar getötet werden. Dessen sind sich die Rollertuner auch durchaus bewusst. Trotzdem werden auch weiterhin wohl mehr getunte Roller und Mofas über unsere Straßen fahren, als welche im Originalzustand. Und genau aus diesem Grund wird die Polizei auch weiterhin immer schärfere Kontrollen durchführen.

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