Mit 14 in die Lehre, mit 65 an die Uni
Kröv/Bausendorf · 51 Jahre hat Axel Gessinger bei der Verbandsgemeindeverwaltung Kröv-Bausendorf gearbeitet - davon viele Jahre als Kämmerer und Büroleiter des Bürgermeisters. Jetzt geht der 65-jährige Bausendorfer in den Ruhestand.
Kröv/Bausendorf. Es ist eine Karriere, wie sie heute kaum noch möglich ist.
Keine 15 Jahre alt war Axel Gessinger, als er am 1. April 1962 bei der damaligen Amtsverwaltung Bausendorf seine Verwaltungslehre begann. Wenige Tage zuvor hatte er sein Volksschulabschlusszeugnis erhalten. Als Verwaltungsbeamter brachte es Gessinger bis zum Oberamtsrat, mit 25 Jahren stieg er bereits zum Leiter der Finanzabteilung der VG Kröv-Bausendorf auf, und er hatte über 20 Jahre die Büroleitung bei der VG inne, war also in dieser Zeit die rechte Hand des Bürgermeisters.
"Der Sohn sollte einen ordentlichen Beruf lernen", wünschten sich die Eltern. Der Vater war Malermeister, die Mutter führte einen Tante-Emma-Laden im Ort.
Liebe zu Tennis und Geschichte
Der Junge hatte aber andere Pläne im Kopf. Auf die Kunst- und Gewerbeschule wollte er gehen und später "etwas mit Architektur machen". Den Wunsch, mehr über Kunst und Geschichte zu erfahren, hat er nie fallen lassen. Jetzt, als Pensionär, hat er sich an der Uni Trier fürs Seniorenstudium eingeschrieben und belegt ab Mitte Oktober die Fächer Geschichte und Kunstgeschichte. Daneben wird der Vater einer Tochter seine sportliche "Karriere" fortsetzen. Der leidenschaftliche Tennisspieler hat 1979 den Tennsiclub Grün-Weiss Bausendorf mitgegründet und führt seit vielen Jahren den Verein als Vorsitzender.
Der Kämmerer einer VG-Verwaltung gilt als Herr der Zahlen. Unzählige Haushaltspläne für die Verbandsgemeinde und die zehn Ortsgemeinden hat er mit seinen Mitarbeitern erstellt, er hat an Hunderten, vielleicht Tausenden Rats- und Ausschusssitzungen teilgenommen, mit den Ortsbürgermeistern und Räten diskutiert und verhandelt.
Vor dem Computerzeitalter musste in der Finanzabteilung jede Zahl per Hand in eine Kladde oder Karteikarte eingetragen werden. "Mit Computern geht heute alles sehr viel schneller, die Arbeit ist aber nicht weniger geworden", meint Gessinger. Statt weniger werde heute sogar noch mehr Papier verbraucht als vor 30, 40 Jahren.
Mit zwei Chefs musste Gessinger eng zusammenarbeiten. Bis 1995 mit Theo Breidbach - "ein preußischer Beamter", so Gessinger und danach mit Otto Maria Bastgen. Ihn charakterisiert er als durchsetzungsfähigen Macher, den er in seinem Überschwang aber gelegentlich etwas bremsen musste.
Abschiedsfeier am Freitag
Gerne erinnert sich Gessinger an die großen Projekte, an deren Planung und Finanzierung er wesentlich mitarbeitete. Er nennt unter anderem den Neubau der Kröver Weinbrunnenhalle und das Gemeinde- und Sportzentrum Bausendorf. Hinzu kamen vor allem in den 80er und 90er Jahren Straßenbauprojekte und die Erschließung von Baugebieten.
Sein Wissen als Finanzfachmann hat er einige Jahre an junge Leute weitergegeben. Von 1980 bis 1984 war er nebenamtlicher Dozent für Kassen- und Haushaltsrecht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. Außerdem fungierte er dort 23 Jahre als Prüfer.
Nur noch wenige Tage, dann räumt er seinen Schreibtisch für seinen Nachfolger Frank Thullen. Am Freitag, 28. September, wird Axel Gessinger im Gemeindezentrum Bausendorf offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
