Mit 2,50 Mark am Tag zu olympischen Ehren

TRABEN-TRARBACH. (noj) 1964 feierten sie mit ihrer Goldmedaille beim Rudern in Tokio ihren größten Erfolg. Dass sie immer noch sportlich fit sind, zeigte die ehemalige Olympiamannschaft nun bei einem Besuch in Traben-Trarbach.

 Auf zur kleinen Bootstour über die Mosel: (von links) Bernhard Britting, Peter Neusel, Joachim Werner, Edgar Hirschfelder und Jürgen Oelke.Foto: Nora John

Auf zur kleinen Bootstour über die Mosel: (von links) Bernhard Britting, Peter Neusel, Joachim Werner, Edgar Hirschfelder und Jürgen Oelke.Foto: Nora John

Vier lange Kerle und ein etwas kleinerer - diese fünf Herren sind vor vier Jahrzehnten im Vierer mit Steuermann zu olympischen Ehren gekommen. Doch in der vergangenen Woche in Traben-Trarbach ging es nur noch ums Vergnügen. Genau am 40. Jahrestags ihres großen Triumphs in Tokio stiegen Jürgen Oelke, Peter Neusel, Bernhard Britting, Edgar Hirschfelder und Joachim Werner in Traben-Trarbach ins Boot, um eine gemütliche Ruderfahrt entlang der Mosel zu machen. Der Kontakt zu Horst Scheidweiler und dem Ruderclub Traben-Trarbach, der am vergangenen Wochenende den Saisonabschluss feierte, war schon vor zwei Jahren über einen Club ehemaliger Leistungsruderer, dem die fünf angehören, zustande gekommen. "Wir gehörten zu den letzten gesamtdeutschen Mannschaften", erinnern sich die fünf Sportler. "Freude schöner Götterfunken" sei damals für sie gespielt worden, als sie ganz oben auf dem Treppchen standen. Außerdem seien sie anders als die heutigen Nationalmannschaften alle aus einem Verein, dem Berliner RC, gekommen. Eine besondere Ehre wurde Bernhard Britting bei den Spielen 1964 zuteil, er durfte die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier tragen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, erzählt Britting. Er schaffte die ganze Runde, ohne einmal abzusetzen. "Außer mir hat das nur ein russischer Gewichtheber geschafft", erzählt er.Trikots wurden zurückgegeben

"Wir waren noch echte Amateure", beschreibt Edgar Hirschfelder, der 1968 noch einmal Gold mit dem Achter gewann, den größten Unterschied zwischen damals und heute. Die Trikots wurden zwar gestellt, mussten aber zurückgegeben werden. Einmal habe man die Trikots mit einer anderen Mannschaft getauscht und wurde anschließend dafür zur Kasse gebeten. Für die Verpflegung erhielt jeder der Männer 2,50 Mark pro Tag, große Sprünge seien damit auch damals nicht drin gewesen. Allerdings seien die Anforderungen auch nicht so hoch gewesen. Da jeder von ihnen neben dem Training noch studiert habe, seien die Trainingseinheiten auch wesentlich geringer ausgefallen, als es heute üblich sei. Fünf bis sechs Mal in der Woche habe man trainiert, jeweils eine Trainingseinheit pro Tag. Diese habe allerdings mit den Vorbereitungen und Nachbereitung vier bis fünf Stunden gedauert. Dass die Leistungen heute nicht mehr mit den damaligen zu vergleichen sind, sei aber auch auf die Entwicklung der Technik zurückzuführen. Statt Holzboot und Holzruder werden heute wesentlich leichtere Materialien eingesetzt. "Damals wog ein Ruder dreieinhalb Kilogramm, heute sind es noch 1100 Gramm." In Traben-Trarbach aber ging es nicht um Geschwindigkeit, so dass die fünf Männer in ein traditionelles Holzboot des Ruderclubs Traben-Trarbach einstiegen. Sogar ein wenig Proviant war dabei, ein Fläschchen Moselwein sollte die Moral der Truppe heben. Auch die Besetzung des Bootes war diesmal eine andere. Steuermann Jürgen Oelke ruderte selber, während Bernhard Britting aufgrund einer Beinverletzung den Part des Steuermanns übernahm. Zum Ausflug nach Traben-Trarbach hatten die Ruderer auch ihre Ehefrauen mitgebracht. Diese begleiteten ihre Männer am Ufer mit den Autos und natürlich ohne flüssigen Proviant.

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