Mit Baby und Ehrenbürger

WITTLICH. Rund 50 Menschen kamen zur Einwohnerversammlung ins Haus der Vereine, in der die Verwaltung ausführlich über Friedhofswesen, Haushaltsdinge, Konversion, Flächennutzungsplan und Oberstadt informierte.

Wittlichs Ehrenbürger Hans-Günter Heinz nahm Platz, und als jüngster Gast ruhte ein Säugling im Arm seiner Mutter. Kommunalpolitiker, Verwaltungsangestellte und "einfache Wittlicher", darunter viele Stammgäste der alljährlichen Einwohnerversammlung, waren den roten Pfeilen im Haus der Vereine gefolgt und ließen sich mehr als drei Stunden rundum über zentrale Themen der Stadtpolitik von der Verwaltung informieren. Ob freier Vortrag, Powerpoint-Präsentation, Blick auf Bebauungspläne zur Konversion oder auf den ebenfalls ausgehängten Flächennutzungsplan: Die angekündigten Themen wurden fundiert vorgestellt, so dass kaum Fragen offen blieben, zumal der interessierte Bürger im Grunde nichts Neues erfuhr, der weniger gut informierte Gast dafür auf eine Art "Crash-Kurs-Stadtpolitik" erleben durfte. Etwa zum Friedhofswesen, von dem der Bürger alljährlich zur Kenntnis nimmt, dass die Gebühren steigen. Stadtwerkechef Lothar Schaefer erläuterte die Hintergründe der Gebührenentwicklung: zum Beispiel den Trend zu neuen Bestattungsformen bei gleichzeitig rückläufigen Beerdigungen in Wittlich und betonte die gesetzliche Vorgabe, dass das Friedhofswesen kostendeckend arbeiten müsse. "Wir sind der einzige Eigenbetrieb weit und breit, der Friedhofswesen betreibt. Sonst wird das unter dem Dach der Kameralistik bei den Verwaltungen gemacht. Die Kommunen, die rechnen anders. Die sagen: ,Was ich habe, das habe ich, und was ich nächstes Jahr kriege, das gucke ich mal.'" Er verwies auf stetig sinkende Personalkosten und Aufwendungen: "Nächster Punkt wäre, darüber nachzudenken, ob man die Hecken so oft schneiden oder das Laub so oft sammeln muss. Aber obwohl wir weniger Geld brauchen, können wir nicht auf einen grünen Zweig kommen." Eine erfolgreiche Stadt geht betteln

Dies auch mit Blick auf die Tatsache, dass die Nachfrage nach der klassischen Erdbestattung wohl langfristig von der nach Urnenbestattung überholt werde. Letztere liege schon jetzt bei 40 Prozent. Bürgermeister Ralf Bußmer betonte, dass die Stadt trotz "erheblicher Anpfiffe vom Rechnungshof" schon mit 150 000 Euro im Jahr den Grünpflegeanteil unterstütze: "Das ist der Höchstbetrag, und da stehen wir auch zu." Er ergriff beim nächsten Thema, der Haushaltslage der Stadt, das Wort und betonte die positiven wirtschaftlichen Daten, die eine gute Standortpolitik und Wirtschaftsförderung belegten. "Aber wir gehen betteln, weil uns von den Gewerbesteuern nur 30 Prozent bleiben. Wir haben alle Einsparungen erledigt, unsere Budgets an die untere Grenze gefahren. Aber der Kreis hat die Kreisumlage, also seine Steuern an die Stadt erhöht und dazu kommen die Wohltaten von Bund und Land", sagte der Stadtchef. Ulrich Jacoby erklärte anschließend zum Thema neue Haushaltsrechnung ab 2007: "Bisher haben wir nur unseren Schuldenstand gekannt. Jetzt sind wir dabei, das Vermögen zu erfassen." Auf die Frage einer Frau: "Was genau ändert sich denn da?", hieß es, alles werde transparenter. Die Stadt habe beispielsweise rund 100 Liegenschaften. Noch vor Kurzem hätte keiner in der Verwaltung sagen können, wie viele es seien. (Weitere Berichterstattung folgt)

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