Mit dem Elektroroller auf Tour

Bernkastel-Kues · Unternehmer Robert Orten fordert und fördert mehr Anstrengung beim Bau von Elektrofahrzeugen. Die Kommunen könnten Vorreiter sein. In Bernkastel-Kues findet er offene Ohren. Wie so oft, hängt aber vieles am Geld.

Mit dem Elektroroller auf Tour
Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues. Stefan Bischoff, Leiter der Akademie Kues, ist so begeistert von dem Motorroller, dass er gar nicht mehr absteigen will und ihn gleich da behalten möchte. Je ein rotes, ein weißes und ein grünes Gefährt stehen im Eingangsbereich, angeordnet wie die Farben der italienischen Fahne. Da kommen gleich Träume von einer Fahrt mit der Vespa durch enge Gassen auf.
Das passt sogar: Es handelt sich um Elektroroller aus dem Hause Orten. Robert Orten, in der dritten Generation Chef des Wehlener Familienunternehmens, kann sich gut vorstellen, dass solche sauberen und fast geräuschlosen Gefährte auch durch die Straßen der Bernkasteler Altstadt fahren könnten - und damit meint er nicht nur Zweiräder sondern auch Autos und Lastwagen mit Elektroantrieb. Orten stellt im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Akademie Kues seinen Betrieb (120 Mitarbeiter an drei Betriebsstätten, 25 Millionen Euro Jahresumsatz) vor. Fahrzeugaufbauten, besonders für die Getränkeindustrie, sind seit Jahren das Hauptgeschäft der Firma.
Ortens Faible gehört aber mittlerweile einem anderen Projekt: der Elektromobilität. Ein umgerüsteter Lastwagen ist bereits auf Tour (der TV berichtete). Orten ist auch sicher, dass sich die Welt in dieser Hinsicht in den kommenden zehn Jahren massiv ändern wird.
Speziell in Deutschland läuft ihm das aber zu langsam. "Der Staat muss das mehr fördern", ist da mehr Forderung als Wunsch. "Wir als Autobauernation müssten Vorreiter sein, hinken aber hinterher", sagt Orten.
Der Abschied von Öl und Gas müsse nicht nur kommen, weil sie irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen. "80 Prozent der fossilen Brennstoffe kommen aus Ländern, die nicht demokratisch geführt sind", sagt er. Ortens Wunsch: "Die Kommunen müssen vorangehen." Für eine Touristenstadt wie Bernkastel-Kues könnte sich das bezahlt machen, es wäre eine gute Werbung. Orten ist bereit mit der Stadt zu reden.
Eine Nachfrage bei Jörg Lautwein, dem Leiter des Mosel-Gäste-Zentrums ergibt: Die Region war vor ein paar Jahren schon einmal fast so weit. Damals sollte eine Gästekarte eingeführt werden. "Und da war auch vom Verleih von Elektrofahrzeugen die Rede", erzählt der Tourismusfachmann.
Doch die Gästekarte scheiterte, weil nicht genug Betriebe mitmachten. Zu Gesprächen mit Elektrofahrzeugverleihern kam es erst gar nicht. "Wir wären dazu bereit", sagt Lautwein. Auch Werbekreisvorsitzender Frank Hoffmann ist nicht abgeneigt. "Ich schlage einen Runden Tisch vor", sagt er.
Stadtbürgermeister Wolfgang Port ist ebenfalls bereit zur Kontaktaufnahme. Er kann sich vorstellen, dass Fahrzeuge des Bauhofes auf Elektroantrieb umgerüstet werden können. "Die legen ja nur kurze Strecken zurück", sagt er. Die Batterie müsse also nicht so oft aufgeladen werden. Noch sei die Technik aber sehr teuer. "Wenn Orten das will, muss diese Hürde so klein wie möglich sein", erläutert Port die Vorgabe.Meinung

Ideale Voraussetzungen
Der Unternehmer vor Ort sind interessiert; die Stadt überschaubar und für diesen Zweck geradezu prädestiniert; die handelnden Personen und Entscheidungsträger miteinander vernetzt: Bessere Voraussetzungen für den Start eines Modellprojekts "Elektromobilität" kann es doch gar nicht geben. Da heißt es "Zusteigen bitte und anschnallen." Die Umwelt hätte es verdient. c.beckmann@volksfreund.de

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