Mit dem Radtourismus geht's weiter bergauf

Bernkastel-Kues · Man nehme Weinberge, glitzernde Wellen und gerade, gut ausgebaute Strecken, gebe Service dazu, und schon ist das Moseltal als eines der beliebtesten Ziele für Radfahrer hergerichtet. Es gibt allerdings auch Verbesserungspotenzial - vor allem im Internet.

Bernkastel-Kues. "Wir verschenken keinen Kilometer!": Die Mosel von Trier nach Koblenz in vier Etappen, das haben sich Alexander Robl (65) und seine Frau Traudl (62) vorgenommen. Und die Bayern sind begeistert: von der Landschaft, der guten Beschilderung und der Möglichkeit, mit dem Rad auch per Bus, Bahn und Schiff zu reisen. Schließlich müssen sie nach jeder Etappe wieder zu ihrem Hotel in Ürzig kommen.
Die Robls gehören zu den 408 000 Menschen, die jedes Jahr auf dem Mosel-Radweg unterwegs sind. Von dieser Zahl, die Einheimische wie Urlauber enthält, geht das Europäische Tourismus-Institut nach hochgerechneten Zählungen aus. Zwei Drittel der Radler bleiben über Nacht. Immer beliebter werden Pauschalreisen mit organisiertem Transfer von Gepäck und Rädern, wie sie die Mosellandtouristik anbietet. Allein bei ihr wurden im vorigen Jahr 15 Prozent mehr Radreisen gebucht als 2010 - und der Trend setzt sich 2012 fort. Am beliebtesten ist die Tour "Von Winzerhof zu Winzerhof", sagt der stellvertretende Geschäftsführer Thomas Kalff. Sie führt von Nittel nach Hatzenport (Kreis Mayen-Koblenz), die Urlauber übernachten in Weingütern.
Etwa 70 Prozent der Urlauber, die bei der Mosellandtouristik anklopfen, planen Radtouren. 115 sogenannte Bett+Bike-Betriebe bieten zwischen Trier und Zell besonderen Service wie Werkzeug, Karten und Abstellräume für die Räder. Rechnet man die Tagesgäste nicht mit ein, dauert eine durchschnittliche Radtour an der Mosel 5,4 Nächte.
Immer öfter, und zwar nicht nur bei Älteren, fällt die Wahl aufs E-Bike mit Elektromotor, sagt Kalff. Es ist ohne zusätzliche Muskelkraft bis zu 25 Stundenkilometer schnell. 20 Verleihstationen gibt\'s an Mosel und Saar. Auch bequem: Wie die Robls fahren viele Gäste eine Strecke mit dem Rad und mit Regioradler-Bussen, Bahn oder Schiff zurück.
Manfred Ames, Winzer aus Kinheim mit Straußwirtschaft und Radlertankstelle, beobachtet, dass die Radfahrer nicht mehr geballt in bestimmten Monaten an die Mosel kommen, sondern zu jeder Jahreszeit - Hauptsache, das Wetter ist gut. Vom Hochmoselübergang erhofft sich Karl-Heinz Wildmann, der in Zeltingen-Rachtig Fahrräder verkauft und verleiht, mehr Gäste aus dem Raum Frankfurt. Ein Plus an Gruppen und frühere Buchungen, diesen Trend bemerkt Sammy Hackländer (Rad-Station im Kueser Bahnhof). Er hört hier und da Klagen, dass die Buchung der Regioradler-Busse im Internet schwierig sei.
Alexander Robl wünscht sich währenddessen mehr Informationen von den Ortsgemeinden im Netz. Stattdessen sei er bei der Suche am Computer auf viele kommerzielle Seiten von Reiseveranstaltern gestoßen. "Aber ansonsten sind wir wunschlos glücklich. Die Reise war top bisher."Extra

Der 275 Kilometer lange Mosel-Radweg beginnt im französischen Thionville und endet am Deutschen Eck in Koblenz. Für Mountainbiker gibt es auf anspruchsvollerem Terrain 16 ausgeschilderte Routen an Saar und Obermosel, an der Römischen Weinstraße und bei Traben-Trarbach. Insgesamt gibt es an der Mosel 1000 Kilometer ausgeschilderte Radwege. uq

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