Mit einem Lächeln durch Leben: Das Wittlicher Original Klaus Stirn

Wittlich · Klaus Stirn organisiert seit mehr als zehn Jahren den Wittlicher Fastnachtsumzug. Seinen Spitznamen "Stibby" bekam er schon in seiner Schulzeit - weil er so klein ist.

Wittlich. Klaus Stirn hat eine Gabe, die nicht viele Menschen haben: Er geht mit einem Lächeln durchs Leben. "Das Leben ist mit einem Lächeln wesentlich erträglicher", sagt er - und lächelt.
In Wittlich ist Klaus Stirn vor allem als "Stibby" bekannt. In seiner Schulzeit gab man ihm diesen Sitznamen, weil er der Kleinste und Jüngste in der Klasse war - eine Anspielung auf die Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren, die im Dialekt als "Stippchen" bezeichnet werden. "Ich habe kein Problem mit dem Namen", sagt er. "Ich glaube, darunter kennen mich mehr Leute als unter meinem richtigen Namen." Stibby Stirn ist verheiratet und hat eine Tochter, "ein Kinder", wie er scherzhaft sagt.
Eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt die Fastnacht. Das fing in den 70er Jahren an, als er und eine Handvoll anderer in Greimerath einen Karnevalsclub gründeten. Sie veranstalteten Kappensitzungen, Stibby stand mehrmals an einem Abend auf der Bühne und sorgte auch für das Bühnenbild - als gelernter Schreiner kein Problem für ihn.
Von Greimerath nach Wittlich


Als sich der Club auflöste, kam Stibby zur Wittlicher Narrenzunft Rot-Weiß. Dort sitzt er seit 2001 im Vorstand und organisiert als Zugleiter den Umzug am Fastnachtssonntag. "Fastnacht ist lustig", sagt er, "da wird nicht alles so ernst genommen wie im wirklichen Leben."
Stibby ist gebürtiger Wittlicher, in der Stadt fühlt er sich zu Hause: "Ich kenne Wittlich, ich kenne jede Straße, ich kenne viele Leute hier. Wittlich ist für mich einfach die Stadt." Er weiß auch genau, warum: "Wittlich hat fast alles zu bieten, was man braucht. Es gibt viele Vereine, gemütliche Kneipen, gute Restaurants - nicht zu vergessen die Säubrennerkirmes." Allerdings habe sich nicht alles in der Stadt gut entwickelt: "Die Schlossgalerie hätte man meiner Meinung nach nicht gebraucht. Das Schlimmste daran sind diese Schleuderpreisgeschäfte." Namen will Stibby in der Zeitung nicht nennen. Die Wittlicher wissen, welche Geschäfte gemeint sind.
Eine andere Entwicklung, die Stibby bedauert: die Wittlicher Kneipenkultur. "Ich finde es schade, dass die jungen Leute heute keine Stammkneipen mehr haben, so wie wir früher."
Die Jugend, das ist ein Thema für sich. Stibby könnte viel darüber erzählen, über die Jugendlichen zum Beispiel, die sich an Weiberdonnerstag vor der Klosterschenke betrinken: "Das hat nichts mit Karneval zu tun. Das ist Kampftrinken, was die da machen."
Derweil sucht die Wittlicher Narrenzunft händeringend Nachwuchs. Stibby hofft, dass sich in den nächsten Jahren junge Leute finden, um das Erbe der alten Karnevalisten anzutreten: "Das wäre wichtig, denn ohne Nachwuchs geht die Fastnacht unter. Die Jugend ist die Zukunft, das darf man nie aus den Augen verlieren. Ohne Jugendliche ist es absehbar, dass es zu Ende geht." Da klingt er auf einmal sehr ernst, der lustige Stibby. Doch wenn man genau hinsieht, erkennt man ein kleines Lächeln, das sich unter seinem Schnurrbart abzeichnet. Mit einem Lächeln ist das Leben eben viel erträglicher.

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