Mit einer Handpumpe fing alles an

Thalfang · Der Thalfanger Unternehmer Hermann Hermann erhält heute, Freitag den Goldenen Meisterbrief. Die Geschichte des Autohauses begann bereits vor 80 Jahren.

 Hermann Hermanns Meisterbrief ist ein wesentlicher Baustein der Geschichte des Thalfanger Autohauses, das ebenso die Handschrift von Ehefrau Helene Hermann trägt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermann Hermanns Meisterbrief ist ein wesentlicher Baustein der Geschichte des Thalfanger Autohauses, das ebenso die Handschrift von Ehefrau Helene Hermann trägt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang. Ein Auto vor jedem Haus - das war noch unvorstellbar, als Hermann Hermann seine Ausbildung als Kraftfahrzeugschlosser begann. Nur der Landarzt und einige Geschäftsleute wie Hermanns Vater Karl hatten einen Wagen. Wer nicht zu Fuß zur Arbeit kam - zum Beispiel in die saarländischen Steinkohlegruben - der fuhr mit dem Motorrad, erzählt der 75-Jährige. Daher hatte sich sein Vater, ein Schlosser, auch aufs Reparieren von Motorrädern, Traktoren und Landmaschinen spezialisiert. Dass er mit seiner Frau eine Tankstelle betrieb, zeugt von der Weitsicht des Paares aus Dhronecken und Riedenburg. Denn als Hermann und - dem damaligen Zeitgeist entsprechend - "Frau Karl Hermann" am 21. Juli 1931 den ersten Tankstellenvertrag unterschrieben, war ein Autoboom noch nicht zu erahnen.
In der väterlichen Schmiede mit dem offenen Feuer arbeitete auch Hermann nach der Schule am Amboss. Sobald er 16 war, machte er dank Sondererlaubnis seinen Führerschein, was damals etwas Besonderes war. Ab und an fuhr er den Dorfarzt, der es nur selten eilig hatte, zu Hausbesuchen. Vor allem nicht an Feiertagen. "Jung, fahr langsam, die haben eh nur zu viel gegessen", habe er dann gesagt. Gut erinnern kann sich Hermann auch an die erste und viele Jahre einzige Zapfsäule seiner Eltern. Bevor es ans Betanken ging, musste per Hand vorgepumpt werden. Dabei galt es, ein Glas an der Säule im Auge zu behalten: War es voll, konnte der Sprit ins Fahrzeug eingeleitet werden.
Für den Ältesten von vier Geschwistern war es selbstverständlich, den elterlichen Betrieb, in dem heute Autoteile-Thösen ansässig ist, zu übernehmen. 1957 legten er und Ehefrau Helene auf einem Bombentrichterareal an der Hunsrückhöhenstraße den Grundstein für den heutigen Standort.
Im gleichen Jahr kam das erste ihrer vier Kinder zur Welt und sie unterschrieben den ersten Werkstattvertrag. Nach beschwerlichem Pendeln ins norddeutsche Heide legte Hermann 1961 in Flensburg seine Meisterprüfung ab. Danach konnten die Unternehmer, die in Tankstelle, Werkstatt und Autohaus zeitweise rund 80 Mitarbeiter beschäftigten, erst recht nicht kürzertreten. Zweimal rissen sie ihren Betrieb, zu dem auch eine verpachtete Raststätte mit Gästezimmern gehörte, ab und bauten ihn wieder neu auf.
Der Grund waren Umweltauflagen wie eine flüssigkeitsdichte Fahrbahn. Heute hat ihr zweitältester Sohn das Sagen. Die Eltern sind aber weiter täglich im Betrieb. "Das war und ist unser Leben", sagt der Seniorchef, der sich wie seine Frau wohl fühlt bei den Mitarbeitern, die teils in dritter Generation bei ihnen arbeiten. Den Zeiten vor 50 Jahren trauern sie nicht nach. Heute sei vieles leichter. Die schwere körperliche Arbeit erleichterten Hebegeräte. Und auch die EDV, die sie mit aller Welt verbinde, sei positiv: "Ohne könnten wir gar nicht mehr existieren." urs

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