Mit Freude und aus Überzeugung

Morbach/Thalfang · In der Region engagieren sich Dutzende von Menschen, vor allem Frauen, als Küster katholischer Kirchen. Ihre Arbeit wird als Minijob auf Stundenbasis honoriert - doch der tatsächliche Aufwand ist sehr viel höher.

Morbach/Thalfang. Was wäre eine Kirche ohne Blumenschmuck oder strahlenden Glanz an Festtagen? Und wie käme es wohl an, wenn um sie herum das Unkraut sprießen würde? Damit all das passt, braucht es viele fleißige Hände von Küstern und Hausmeistern, die täglich nach dem Rechten sehen. In den katholischen Kirchen der Einheitsgemeinde Morbach und der Verbandsgemeinde Thalfang ist der Küsterdienst meist in der Hand von Frauen, denen oft die Ehemänner helfen (siehe Extra).
"Alleine hätte ich das nicht gemacht", sagt Anja Reusch, Küsterin der Berglichter Wallfahrtskirche. Mit Ehemann Thomas wohnt sie gleich nebenan. Er kümmert sich um Reparaturen und hilft, wenn Schweres zu rücken ist oder Leuchten zu warten oder zu reinigen sind. Seine Frau trifft Vorkehrungen für Gottesdienste, Pilgerandachten, Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und putzt Kirche und Pfarrhaus. Jeden Tag ist sie vor Ort, und das nicht nur, um auf- und abzuschließen.
"Es fällt immer etwas an", sagt die 46-Jährige. Sie füllt Prospekte am Eingang auf sowie den Vorrat an Kerzen, die Gläubige entzünden können, schneidet das Wachs größerer Kerzen zurück und schaut nach den Blumen. Und das alles zusätzlich zu ihren vordringlichen Aufgaben.
Kelch, Hostien, Wasser und Wein müssen bereitgehalten werden und die Gewänder von Pfarrer und Messdienern, berichtet die Hundheimer Küsterin Ursula Steinmetz. Manches geht in die Reinigung, erzählt ihre Bischofsdhroner Kollegin Simone Leis. Doch vieles waschen und bügeln Küsterinnen, die oft auch die Böden putzen, selbst. Steinmetz (63) hat das Amt 2001 übernommen. "Ich mach das sehr gern, es ist eine schöne Aufgabe", sagt sie. Um die Pflege der Anlagen kümmere sich ein Mann ehrenamtlich.
Simone Leis (38) sorgt seit Mai 2013 dafür, "dass die Kirche immer schön geschmückt ist". Die Aufgabe mache ihr viel Spaß. Sie weiß sie auch den Rückhalt ihres Mannes zu schätzen, der die Anlagen in Ordnung hält.
Die Pfarrer rücken das Engagement ins rechte Licht. Michael Jakob (Morbach) wünscht sich mehr Wertschätzung für den "mehr im Verborgenen" bleibenden Küsterdienst. Abgesehen davon, dass die Kirchen herausgeputzt würden, wären ohne das Engagement Gottesdienste wie an Hochfesten gar nicht möglich. Viele Küster seien auch Vorbeter und bei Maiandachten oder Totengebeten eingebunden. Vor allem aber mache die jetzige Generation das noch aus Überzeugung, sagt Christian Struwe (Thalfang). Unterm Strich leisteten Küster viel mehr Arbeit als ihnen vergütet werde. Pfarrer Alexander Kurp (Heidenburg) hält weniger den Stundenlohn für problematisch als vielmehr die knapp bemessenen Stundeneinheiten (siehe Extra). Zumal sich Küster in aller Regel darüber hinaus engagierten. Vieles werde von vorneherein ehrenamtlich übernommen. Unattraktiv seien besonders die Arbeitszeiten. Krupp: "Man muss halt samstags und sonntags da sein."Extra

Kirchen und Katholiken: In der VG Thalfang gibt es zwei Pfarreiengemeinschaften (PG). Die PG Thalfang mit Pfarrer Christian Struwe, zuständig für knapp 2700 Katholiken und die Kirchen in Thalfang, Malborn, Schönberg, Neunkirchen und Thiergarten. Pfarrer der PG Heidenburg mit knapp 2100 Katholiken ist Alexander Kurp, zuständig für Kirchen und Kapellen in Heidenburg, Berglicht mit Gräfendhron und Merschbach, Büdlich mit Breit und Naurath/Wald sowie Horath. In der Einheitsgemeinde Morbach gibt es ebenfalls zwei PGn. Pfarrer der knapp 6000 Katholiken der PG Morbach mit Bischofsdhron und Morscheid ist Michael Jakob, zuständig für die Kirchen der drei Pfarrorte, in Hinzerath (zwei) sowie in Gutenthal, Hundheim, Hunolstein, Walholz, Wederath, Weiperath, Wenigerath und Kapellen in Hoxel, Riedenburg, Odert, Wolzburg. Pfarrer der PG Monzelfeld (VG Bernkastel-Kues) ist Markus Weilhammer. Auf Morbacher Gebiet ist er zuständig für knapp 2300 Katholiken sowie Kirchen in Gonzerath, Merscheid, Haag, Rapperath, Heinzerath und die Kapelle Elzerath. ursExtra

Küster erhalten als "geringfügig Beschäftigte" oft weniger als 450 Euro monatlich. Ihr Lohn basiert auf fixen Stundensätzen. Selbst in mittelgroßen Pfarreien, einer dehnbaren Größe, werden unter Umständen nur knapp drei Stunden pro Woche vergütet. Angerechnet werden etwa pro Sonntagsmesse cirka 1,5 Stunden, pro Trauung oder Bestattung 1,25 Stunden, pro Tauffeier eine Stunde und für die Pflege von Altardecken, Gewändern und liturgischen Gefäßen sowie Blumenschmuck 0,2 bis 0,75 Wochenstunden. Und zwar monatlich für etwa je eine Sonntags- und Werktagsmesse, 20 Beerdigungen und Totengebete, acht Hochzeiten oder Goldhochzeiten, acht Taufen. Die Küsterdienstkosten tragen die Kirchengemeindeverbände der Pfarreiengemeinschaften. Sie müssen das aus ihrem vom Bistum zur Verfügung gestellten Gesamtbudget bezahlen. Früher fungierten die Pfarreien als Anstellungs- und das Bistum als Kostenträger. urs

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