"Mit Moselweinen um die Welt"

Bernkastel-Kues/Mülheim · Seit den Anfängen der Luftschifffahrt vor über 100 Jahren wurden Moselweine in Zeppelinen und Passagierflugzeugen genossen. Auch bei der Weltumrundung des Graf Zeppelin im Jahr 1929 sowie an Bord des Dornier-Flugschiffes Do X wurden Weine des Moseltals getrunken.

Bernkastel-Kues/Mülheim. Die Weine der Mosel sind international bekannt und beliebt. Schon im frühen 20. Jahrhundert zeugt die Weinauswahl in den ersten Verkehrsluftschiffen der Welt vom hohen Stellenwert des Moselweins. So befand sich in den Jahren 1911 und 1912 auf den exklusiven Wein- und Speisekarten der Zeppeline Deutschland (LZ 8) und Schwaben (LZ 10) unter anderem das sogenannte Moseltreppchen. Dabei handelte es sich um einen Moselwein der Treppchen-Kellerei von Mathias Beckmann, einer ehemaligen Kölner Weinhandlung für Mosel-, Saar- und Rheinweine. Für vier Reichsmark konnte man beispielsweise auf einer Zeppelin-Fahrt mit LZ 8 von Friedrichshafen nach Frankfurt neben feinen Speisen wie russischem Beluga-Kaviar oder Straßburger Gänseleber-Pasteten den edlen Moselwein in der Luft genießen.
Besuch vor Weltumrundung


Am 18. September 1928 stieg LZ 127 - Graf Zeppelin, der als erfolgreichstes Luftschiff der Zeppelin-Ära gilt, zum ersten Mal auf. Der gigantische Zeppelin mit einer Länge von über 236 Metern und 15 000 Kilo Nutzlast umrundete als einziges Luftschiff der Welt die Erde. Nur wenige Tage vor Antritt dieser Weltumrundung stattete Graf Zeppelin am 28. Juli 1929 auch der Stadt Bernkastel-Kues einen Besuch ab. Dabei überquerte das imposante Luftschiff gegen 11.45 Uhr aus Richtung Andel kommend in etwa 400 bis 500 Metern Höhe die Stadt und fuhr über den Doktorweinberg in Richtung Traben-Trarbach. Der Anblick des majestätisch über der Stadt schwebenden Zeppelins löste bei den Menschen auf den Straßen Jubel und Begeisterung aus.
Am 7. August 1929 startete die Weltfahrt des luxuriösen Luftschiffes, das stets edelste Weine an Bord mitführte. So gingen unter anderem vier erlesene Moselweine mit Graf Zeppelin auf Weltreise: 1926er Mülheimer Sonnenlay der Weinhandlung Bansa & Sohn aus Frankfurt am Main, 1927er Graacher Himmelreich im Himmelreich von Julius Kayser aus Traben-Trarbach, 1925er Uerziger Würzgarten sowie 1927er Brauneberger Bürgerslay, Natur der Porta Nigra-Kellerei von Max Mann aus Trier.
Weine unterwegs bei 210 km/h



Im selben Jahr sorgte auch Flugzeugbauer Claude Dornier mit dem seinerzeit weltgrößten Flugschiff Dornier Do X für großes Aufsehen. Das zwölfmotorige, luxuriös ausgestattete Riesen-Flugzeug konnte bis zu 170 Passagiere befördern und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern kommen. Furore machte die Do X, als sie am 27. August 1931 auf ihrem Welt-Flug New York erreichte. An Bord des Flugschiffes gab es auch folgende Weine aus dem Moseltal: 1927er Erdener Treppchen, 1928er Piesporter Goldtröpfchen und 1928er Bernkasteler Badstube der Porta Nigra-Kellerei von Max Mann aus Trier.
Seit 1928 führte die Delag (Deutsche Luftschiffahrts-AG) Transatlantikfahrten mit dem Zeppelin LZ 127 durch. Trotz Weltwirtschaftskrise und zunehmender Konkurrenz durch Flugzeuge konnte Graf Zeppelin bis zum Jahr 1936 steigende Fahrgastzahlen zwischen Europa und Nord- beziehungsweise Südamerika aufweisen. In dieser Zeit zeichneten sich die Zeppelin-Bordweinkarten dadurch aus, dass sie stets Weine der Mittelmosel beinhalteten. Im Jahr 1936 wurde Graf Zeppelin abgelöst durch LZ 129 - Hindenburg, das größte Luftschiff aller Zeiten. Dieses verfügte über ein ähnliches Weinangebot wie Graf Zeppelin und war noch luxuriöser als LZ 127. Der Absturz der Hindenburg am 6. Mai 1937 in Lakehurst bedeutete das plötzliche Aus für den Zeppelinverkehr.
Da auf den Fahrten von Graf Zeppelin der Wein von der Mül-heimer Sonnenlay am meisten getrunken wurde, gab man ab den 1930er Jahren ein besonderes Weinetikett heraus, dessen Gestaltung der Künstler Hans Schlösser aus Brauneberg übernahm. Auch heute noch werden Weine der Mülheimer Sonnenlay mit diesem Etikett erfolgreich vermarktet. Zeppeline fahren nicht mehr nach Amerika, doch Moselweine werden nach wie vor über den Atlantik exportiert sowie in der ersten Klasse von Lufthansa-Flugzeugen eingeschenkt.Extra

Zeppeline sind Starrluftschiffe, die nach ihrem Erbauer Ferdinand Graf von Zeppelin benannt wurden. Sie wurden zwischen 1900 und 1940 sowohl zur Personenbeförderung als auch militärisch genutzt. Die Zeppelinfahrten wurden organisiert von der Delag (Deutsche Luftschifffahrts-AG) und der Deutschen Zeppelin-Reederei (ab 1935) unter der Leitung von Graf Zeppelins Nachfolger Hugo Eckener. Der Absturz der Hindenburg im Mai 1937 läutet das Ende der Zeppelin-Ära ein. Die Luftschriffe LZ 127 - Graf Zeppelin und LZ 130 - Graf Zeppelin II wurden im April 1940 auf Befehl von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring abgewrackt. red

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