Mit Optimismus in die Zukunft

WITTLICH. Die Lohnnebenkosten sind zu hoch, die Steuern ebenfalls. Zu alledem kommt noch ein Übermaß an Bürokratie hinzu. Glaubt man den Einschätzungen vieler Wirtschaftsexperten, ist es um den Standort Deutschland schlecht bestellt. All diesen Unkenrufen zum Trotz entsteht zurzeit in Wittlich das Industriegebiet Wengerohr-Süd mit einer Nutzfläche von 65 Hektar.

Mit dem Bau der Autobahn A 1 entstand Ende der 60er Jahre auch das erste Industriegebiet in Wittlich. Die Nachfrage nach Grundstücken war in den folgenden Jahrzehnten so groß, dass die Gewerbefläche zuletzt auf rund 250 Hektar angewachsen ist. Um auch für die Zukunft gerüstet zu sein, hat man nun das neue Gewerbegebiet Wengerohr-Süd ausgewiesen. Eine erste Gewerbeansiedlung gibt es auch schon. Vor kurzem eröffnete Brohl Wellpappe im neuen Industriegebiet ein Vertriebs- und Logistikzentrum auf einem rund 18 000 Quadratmeter großen Grundstück. Schon seit 1962 ist die Firma in Wittlich ansässig. Dennoch war es nicht selbstverständlich, dass auch der Neubau hier entstand, wie der Niederlassungsleiter Detlef Schenk berichtet: "Wir haben unter anderem auch über eine Ansiedlung im Industriegebiet Föhren und in Sengwald/Ürzig nachgedacht." Den Ausschlag für Wittlich hatte laut Schenk hauptsächlich die gute Verkehrsanbindung gegeben und das, obwohl die Grundstücke anderswo günstiger gewesen seien. Kompetente Unterstützung durch die Behörden

Zufrieden zeigt sich Schenk auch über den unkomplizierten Umgang mit den Behörden: "Wir hatten von der ersten Anfrage bis zur Fertigstellung der Halle einen festen Ansprechpartner bei der Stadt und mussten uns nicht erst durchfragen." Ansprechpartner im konkreten Fall war Leo Kappes, Chef der Wirtschaftsförderung der Stadt Wittlich. Zusammen mit drei Kollegen berät Kappes interessierte Betriebe beim Standortmanagement oder bei Finanzierungs- und Subventionsfragen. Daneben werden auch Kontakte zu relevanten Wirtschaftspartnern vermittelt. Diese Organisation hilft auch, Bauprojekte zu beschleunigen. "Wir haben im Juli 2004 den Bauantrag gestellt. Im September haben wir mit dem Bau begonnen, und im Januar 2005 sind wir eingezogen", sagt Schenk. Und das ist ganz im Sinne des Wittlicher Stadtbürgermeister Ralf Bußmer. "Standortsicherung geht nur über Geschwindigkeit", sagt er. "Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist zurückhaltender als noch vor Jahren. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb zwischen den Wirtschaftsstandorten der Region zugenommen hat", sagt Kappes. Zurzeit erweitert "Dr. Oetker" seinen Betrieb um eine weitere Produktionshalle. Als nächstes bauen die Stadtwerke Trier in Nachbarschaft von Brohl. Sie haben ihren Sitz bisher in der Wittlicher "Rudolf-Diesel-Straße". Darüber hinaus gibt es die Anfrage eines Dienstleistungsbetriebs nach einer etwa 8000 Quadratmeter großen Fläche. "Zurzeit laufen intensive Gespräche, man hat uns signalisiert, dass Wittlich interessant ist." Mehr will Kappes im Moment noch nicht sagen. In die Zukunft blickt er optimistisch: "Wenn ich die Anfragen der vergangenen Jahre hoch rechne, dann müsste Wengerohr Süd in zehn Jahren besiedelt sein – vorausgesetzt, die allgemeine Wirtschaftslage verbessert sich deutlich."

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