Mit Rachtiger Weinseligkeit zum Kirchenbau

Ein herrlicher Sommerabend, exzellente Darsteller, Musiker, und Sänger sowie ein gutgelauntes Publikum machten "Die Rachtiger Visitation" zu einem weinfröhlichen Erlebnis. Die Veranstaltung auf dem Deutschherrenplatz war einer der vielfältigen Programmpunkte zum 100-jährigen Bestehen der Rachtiger Pfarrkirche St. Marien (der TV berichtete mehrfach).

 Je mehr sie probieren, desto heiterer werden die Mienen des Prokurators (links) und des Komturs. TV-Foto: Marita Blahak

Je mehr sie probieren, desto heiterer werden die Mienen des Prokurators (links) und des Komturs. TV-Foto: Marita Blahak

Zeltingen-Rachtig. "Verehrtes Publikum, erheben sie sich von den Plätzen", befahl der Herold, als die hohen Herren zur Bühne schritten. Mit der Rachtiger Visitation wurden die Gäste 300 Jahre zurückversetzt. Das heitere Spiel um Heimat und Wein ist eng verknüpft mit dem Neubau der Rachtiger Pfarrkirche. Der Weinzehnte brachte dem damaligen "Deutschorden" im Moselort immer gute Einkünfte. Doch eines Tages gab es Streit um das Pfarrhaus und die Kirche. Als der Orden die längst fällige Reparatur oder besser: den Neubau der Kirche verweigerte, beschlossen die Rachtiger Winzer, solange keinen Zehnten zu bezahlen, bis dieser ihrer Forderung nachkam. Die Nachricht über das Verhalten der Rachtiger Pfarruntertanen und die Angst vor dem ausbleibenden hervorragenden Wein ließ den Prokurator von Mergentheim zusammen mit dem Landkomtur von Trier nach Rachtig reisen. Was sich bei ihrer "hochgebietigen visitatio" zutrug und wie der Weingenuss die hohen Herren umstimmte, das erlebten die Zuschauer beim heiteren Weinprobenspiel.

Für den Autor Werner Helmes war es sehr wichtig, das Publikum in das Spielgeschehen miteinzubinden. Durch die Mitverkostung der sechs Weinproben, die die hohen Herren umstimmen sollten, wurde das Publikum selbst genussreich Zeuge, warum es vom Prokurator nach den sechs "Seligkeiten" (Proben) hieß: "Alles erlaubt, gestattet, genehmigt".

Es war ein Abend, der nicht nur den Darstellern auf der Bühne sichtlich Spaß bereitete. Die Laienschauspieltruppe mit Prokurator, Komtur, Pfarrer von Rachtig, Kellermeister, kurkölnischem Amtmann und dem Herold als Spielansager begeisterte mit einem Spiel reich an Improvisation. Ortsweinkönigin Katharina kredenzte mit ihrer Winzerin die sechs Weine, die Mitglieder des Tanzsportvereins bedienten das Publikum. Mit der zunehmend heiteren Miene in des Prokurators Gesicht stieg auch die weinfröhliche Stimmung im Publikum. Und gar die Kirchenglocken von St. Marien stimmten mit vollem Geläut in das erfolgreiche Ende mit ein.

Für den moselländischen, schwungvollen Rahmen sorgten der "Musikzug "Deutschherren" sowie die Sängerinnen und Sänger des "Chorgesangs Rachtig". Und die Rachtiger empfehlen ihre "Visitation" zur Nachahmung: Denn an der Tatsache, dass also der Wein viel bewegen kann, könnte sich die heutige Politik ein Beispiel nehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort