Volksfreund-Praxistest Taugt ein Elektroauto für den Alltag in der Eifel

Wittlich/Morbach/Manderscheid · Wie alltagstauglich ist ein Elektroauto im Landkreis Bernkastel-Wittlich? Der Trierische Volksfreund hat sich auf eine strombetriebene Rundreise begeben.

 Mit dem Elektro-Auto durch den Landkreis Bernkastel-Wittlich. Eine umweltfreundliche Sache, aber eher nichts für Langstreckenfahrer.

Mit dem Elektro-Auto durch den Landkreis Bernkastel-Wittlich. Eine umweltfreundliche Sache, aber eher nichts für Langstreckenfahrer.

Foto: Julia Nemesheimer

Ein kurzer Tritt auf die Bremse und Druck auf die Starttaste – komplett geräuschlos springt das Elektroauto an und ist sofort bereit loszufahren. Während der Fahrt hört man das Geräusch der rollenden Räder auf dem nassen Asphalt und den Wind, der um die Karosserie pfeift. Vom Fahrgefühl her lässt es sich am ehesten mit einem Automatik-Auto vergleichen. Allerdings benötigt der Fahrer nur selten das Bremspedal, da allein der Fuß vom Gas das Auto bremsen lässt. Auch die Innenausstattung lässt keine Wünsche offen.

Der Weg führt über Berg und Tal: Von Wittlich geht es über Bernkastel-Kues nach Morbach. Die knapp 40 Kilometer lange Strecke über Land kostet 30 Prozent der Akkuladung. Von den 200 anfänglichen Kilometern können jetzt noch 156 zurückgelegt werden. Das E-Auto fährt sich angenehm und abgesehen vom fehlenden Motorengeräusch unterscheidet es sich nicht vom normalen Auto. In Morbach ist direkt bei der Kirche, am Platz Pont-sur-Yonne, eine Ladestation von Innogy, an der das E-Auto per Paypal oder Kreditkarte aufgeladen werden könnte. Pro Kilowattstunde kostet das dann 39 Cent. Je nach Typ der Ladesäule und dem Anbieter variiert der Preis.

Anschließend steht eine kurze Visite in Traben-Trarbach an. Die kleine Stadt an der Mosel ist anscheinend (noch) nicht auf E-Autos vorbereitet. Das Navigationsgerät zeigt die nächste Ladesäule erst in mehreren Kilometern Entfernung an. Hier liegt offenbar ein allgemeines Problem. Nicht alle Möglichkeiten, Strom zu tanken, werden im eingebauten Navi angezeigt. Stattdessen sind offenbar gute Planung oder existierendes mobiles Internet und weitere Apps notwendig.

Doch noch ist das unwichtig, die 25 Kilometer Fahrt haben nicht einmal zehn Prozent des Akkus gefressen, und laut Anzeige sind noch 149 Kilometer fahrbar. 30 Minuten gefahren und die Reichweite gerade einmal um sieben Kilometer reduziert? Möglich ist das durch die sogenannte „Rekuperation“, die Energierückgewinnung beim Bremsvorgang. Da der Weg über Longkamp gute 15 Kilometer abschüssig verläuft und das E-Pedal im passenden Modus viel Energie zurückgewinnen lässt, kommt der niedrige Verlust zustande. Vorletzte Station ist Manderscheid mit seinen  Bergen. Der Hinweg führt 40 Kilometer über Land. Die Strecke verbraucht, ebenso wie die erste Etappe, fast 30 Prozent der Ladung, die Reichweite ist nur noch bei 77 Kilometern.

Zum Abschluss wird der Wagen  auf der kurzen Autobahnstrecke zurück nach Wittlich auf Geschwindigkeit getestet. Wenige Minuten mit der Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h gehen aber ziemlich auf den Akku, dessen Ladung sich auf der 25 Kilometer langen Strecke halbiert.

Wie kommen die Elektroautos bei den Verbrauchern an? Neben der noch geringen Reichweite,  laut Hersteller knapp 200 Kilometer beim Nissan Leaf, gibt es noch einige andere Punkte, die vom Kauf abhalten. Im Praxistest, der gute 140 Kilometer durch den Kreis Bernkastel-Wittlich führte, konnte die angegebene Reichweite nicht erreicht werden.

„Wir haben eine hohe Nachfrage, was Probefahrten angeht“, erzählt Christoph Kröwer vom Nissan Autohaus Raiffeisen in Wittlich. Die müsse man anbieten, auch wenn nur die wenigsten Interessenten sich am Ende für ein Elektroauto entscheiden würden. „Wichtig ist, dass die Menschen diese Erfahrung machen können und später mit Familie, Freunde und Bekannten darüber reden“, meint der Autoverkäufer.

Was am Ende gegen den Kauf spreche, sei oftmals der hohe Preis, der bei dem Testmodell je nach Ausstattung bei 32 000 Euro beginnt. „Auch die Ladestationen spielen bei den Bedenken eine große Rolle“, so Kröwer weiter. Viele Menschen haben die Befürchtung, dass nicht genügend Stationen unterwegs vorhanden seien und man liegen bleibe. „Das ist eine recht unbegründete Sorge. Der Ausbau wird ja weiter betrieben, und auch mit einer normalen Steckdose kann man das Auto zur Not aufladen“, erläutert Christoph Kröwer. Die Ladezeit variiere je nach Anschluss.

Bei einem normalen Ladepunkt braucht man einige Stunden, Schnellladepunkte sind in 30 bis 60 Minuten fertig mit dem Aufladen.

Eine solche Ladestation befindet sich Nahe der A 60 beim Gasthof Breit in Wittlich. Sie ist die erste in der Region Trier und wurde Anfang Dezember eingeweiht. Mit dieser Station sollen auch neue Erkenntnisse gewonnen werden, wie man das Konzept an anderen Standorten umsetzen kann, so der Betreiber Innogy.

Die Tochtergesellschaft des Energieversorgers RWE, die verstärkt auf erneuerbare Energien setzt, betreibt laut eigenen Angaben fünf öffentliche Ladesäulen im Kreis Bernkastel-Wittlich. Über einen Ladesäulenfinder der Firma, der im Internet abrufbar ist, aber auch mobil per App auf dem Smartphone genutzt werden kann, findet man allein in Wittlich sieben Säulen. Daneben gibt es noch einige weitere Anbieter. Für die Zukunft plant Innogy in der Region Trier insgesamt rund 50 neue Ladestationen für Elektroautos, davon allein 20 im Landkreis Bernkastel-Wittlich. „Für Elektroautobesitzer ist es sinnvoll, eine leistungsfähige Wandladestation zu Hause installieren zu lassen“, meint Christoph Kröwer mit Blick auf die Energieabdeckung. Diese sogenannten Wallboxen sind auf höhere Leistungen über einen langen Zeitraum ausgelegt und mit Überhitzungsschutz ausgestattet. „Dafür kann man je nach Anbieter und Ausstattung zwischen 500 und 2500 Euro zahlen“, fasst Kröwer zusammen. Auch für Unternehmer sei es eine Überlegung wert, den Anreiz für die Anschaffung eines Elektroautos zu erhöhen, indem etwa am Arbeitsplatz oder beim Einkauf Lademöglichkeiten geschaffen werden.

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