Mit Überzeugung für Ökostrom

Wer heute den Blick über die Höhen von Hunsrück und Eifel schweifen lässt, wird mit großer Sicherheit Windräder sehen. Das erste seiner Art im Landkreis Bernkastel-Wittlich dreht sich seit 1995 in Heidenburg.

Heidenburg. "Uns ging es damals nicht um Geld, das war reiner Idealismus", sagt Dieter Jäger, Bürgermeister der Hunsrückgemeinde Heidenburg. 1994 sprachen ihn die Heidenburger Heinz Amberg und Erich Gasper sowie der Monzelfelder Harald Spang an, ob er sich ein Windrad in seiner Gemeinde vorstellen könne. Jäger, selbst Atomkraftgegner und An hänger regenerativer Energien, war von der Idee schnell überzeugt.

Nach Beratungen im Bauausschuss stimmte der Heidenburger Gemeinderat dem Projekt einstimmig zu und überließ der neu gegründeten Windpark Heidenburg GbRmbH ein Grundstück zur Errichtung eines Windrades für den symbolischen Pachtzins von 20 D-Mark. Mit zwei Bussen fuhr der Gemeinderat mit zahlreichen interessierten Bürgern zu einer Windkraft-Modellanlage der RWE, deren Vertreter seinerzeit gegen Windkraft eingestellt waren und die Heidenburger vom Bau des Windrades abhalten wollten. Offenbar verfügte Bürgermeister Dietmar Jäger als Elektrotechniker bei der Diskussion über die besseren Argumente. "Bei dieser Veranstaltung hatten wir es geschafft, die ganze Bevölkerung zu überzeugen", blickt Dietmar Jäger zurück.

Im Oktober 1995 ging das erste Windrad im Landkreis Bernkastel-Wittlich mit einer Nabenhöhe von 50 Metern und einer Leistung von 270 KW in Betrieb. Erst danach förderte die Bundesregierung mit dem Einspeisungsgesetz die Entwicklung der regenerativen Energien, was andere Gemeinden ebenfalls veranlasste, sich für den Bau von Windrädern zu interessieren.

Inzwischen stehen in Heidenburg drei weitere Windräder mit einer Leistung von je 1,5 Megawatt. Ende 2010 wird ein weiteres mit einer Leistung von 2,3 Megawatt und 130 Meter Nabenhöhe hinzukommen.

Allerdings sind die Heidenburger nicht die ersten, die sich im Kreis für die Errichtung eines Windrades interessierten. Bereits 1924 fragte das Kreistiefbauamt Wittlich bei einem sächsischen Windturbinenwerk nach den Kosten zur Errichtung einer "Hocheffekt-Windturbine". Der Turm von 14 Meter Höhe, auf dem ein Windrad mit 16 Metern Durchmesser montiert war, versprach nach den Beschreibungen des Herstellers eine maximale Leistung von 100 PS. Der mitgesandte Prospekt stellte die Vorzüge des Energie-Rades heraus: "Durch seine hohen Leistungen ist das Energie-Rad insbesondere geeignet für Elektrizitätserzeugung, Betrieb von Dreschmaschinen, Mahlmühlen und Groß-Windkraft-Schöpfwerken."

Vermutlich war den Entscheidern die Errichtung der Windturbine seinerzeit zu teuer. Immerhin belief sich der "Kostenanschlag" auf 17 694 Goldmark.

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