Mit viel Praxiswissen ins Berufsleben

Bernkastel-Kues · Die Absolventen der Höheren Berufsfachschule in Bernkastel-Kues punkten mit ganz besonderen Projekten. Einige Ergebnisse fließen sogar in die Arbeit der Kreisverwaltung ein. Eltern von Vorschulkindern sollen davon profitieren.

 Die Berufswelt ist schon nahe. Die Lehrer Martin Wagner (hinten rechts) und Christian Schartz (hinten links) sehen es mit Freude. TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Berufswelt ist schon nahe. Die Lehrer Martin Wagner (hinten rechts) und Christian Schartz (hinten links) sehen es mit Freude. TV-Foto: Clemens Beckmann

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Bernkastel-Kues Dieses Bild war lange Zeit gängig. Wer eine Ausbildung macht, geht auch ein, zwei Tage in der Woche mehr oder weniger motiviert in die Berufsschule oder absolviert Blockunterricht. Das gibt es natürlich immer noch. Doch in Bernkastel-Kues ist aus der Berufsschule eine Berufsbildende Schule (BBS) geworden.
Alles aufzuzählen, was dort möglich ist, würde den Rahmen sprengen. Nur so viel: Dort können junge Leute ohne Hauptschulabschluss ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren. Der extreme Gegenentwurf: Wer über den qualifizierten Sekundarabschluss I verfügt, kann die Fachhochschulreife erwerben. Wer noch ein Jahr dranhängt ist befähigt, auch die Universitätslaufbahn einzuschlagen.
Auf dem Weg zur Fachhochschulreife sind derzeit 80 Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule Handel & E-Commerce und Gastgewerbe/Catering. In Gruppen beschäftigen sie sich mit 18 Projekten, die sie selbst ausgewählt haben.
Wer sich mit ihnen unterhält, merkt schnell: Hier geht es um die Praxis, nicht um eine theoretische Annäherung an ein Thema, das dann schnell wieder in Vergessenheit gerät.
Eine Gruppe plant und führt im Auftrag der Sparkasse eine Mitarbeiterschulung zum Thema Onlinebanking durch. Eine weitere Gruppe plant den "Schulkiosk der Zukunft". Eine dritte hat die Broschüre "Machen Sie Ihr Kind fit für die Einschulung" entworfen.
Sie alle erfüllen damit eine der zentralen Aufgaben, die sich die Schule gestellt hat. Schulleiter Willi Günther, Martin Wagner, der Abteilungsleiter der Berufsoberschule und Christian Schartz, einer der Koordinatoren, definieren sie so: "Die Höhere Berufsfachschule ermöglicht es den Schülern durch eine starke Berufsorientierung und darauf abgestimmte Unterrichtsfächer sich bestens auf das künftige Berufsleben vorzubereiten. Durch das Fachabitur bietet sie ihnen gleichzeitig den Zugang zu den Fachhochschulen."
Wer noch nicht überzeugt ist: Die vier Mädchen, die sich mit den Anliegen der Kinder beschäftigen, haben ihr Werk Vertretern von Jugendamt und Gesundheitsamt vorgestellt.
"Es bestand Einigkeit darüber, dass die Schülerinnen eine hervorragende Broschüre erarbeitet haben", berichtet Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Es sei vorgesehen, sie in größerer Stückzahl zu veröffentlichen und an Eltern von Kindern im Vorschulalter zu verteilen. "Darüber freuen wir uns natürlich sehr", sagt Laura Klassen.
Basisarbeit leisten auch die drei jungen Damen, die sich mit dem Kiosk befassen. Hintergrund: Der ist verpachtet. Es gibt aber nur eine Ausgabe. Die Schlange ist vorprogrammiert. Kelly Mader zeigt eine Lösung auf: "Eine Website, auf der das Essen online vorbestellt werden kann." Zur Aufgabe gehört es auch, dem Caterer diese Lösung schmackhaft zu machen.
Die Orientierung an der Berufswelt, das sogenannte Projektmanagement, führt bei der Gruppe, die sich mit dem Onlinebanking beschäftigt, dazu, dass alle eine Ausbildung machen werden - und auch schon einen Platz haben.
"Wer von euch würde diesen Weg noch einmal gehen?", fragt BBS-Leiter Willi Günther. Zumindest von den drei Gruppen gibt es ausnahmslos eine Bestätigung des Weges. Und es wirkt nicht wie eingeübt.DIE BEDEUTUNG GEHT üBER DIE SCHULE HINAUS


Extra

Die Grundidee für ihre Projekte holen sich die Schüler bei Praktika, die fester Bestandteil der zwei Jahre in der Höheren Berufsfachschule sind. Was sie daraus gemacht haben, übertrifft die Erwartungen des Laien. So enthält die Broschüre für Kinder im Vorschulalter Übungsspiele. Die hat das Quartett zwar nicht erfunden. In der Zusammenfassung bieten sie aber eine umfassende Grundlage. Dazu kommen Tipps, die gebündelt ebenfalls Aussagekraft besitzen. Lassen Sie Ihr Kind nicht immer gewinnen, um die Kritikfähigkeit zu fördern zum Beispiel. Und: Machen Sie Ihrem Kind Mut und betonen Sie seine Stärken. Und: Spielen Sie viel mit Ihrem Kind und sorgen Sie für ausreichende Bewegung. Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich war auch Kooperationspartner einer weiteren Projektgruppe der BBS Bernkastel-Kues. Vier Schüler haben ein Video über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Kreisverwaltung erstellt. "Es soll künftig im Rahmen von Ausbildungsmessen genutzt werden, um Interesse an einer Ausbildung im öffentlichen Dienst zu wecken", sagt Pressesprecher Manuel Follmann.

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