Mit viel Selbstbewusstsein zum Weinbautag - Entwicklung im Anbaugebiet Mosel gibt zu den schönsten Hoffnungen Anlass

Bernkastel-Kues · Es gab Weinbautage, bei denen fast nur geschimpft wurde. Das hat sich geändert. Nächste Woche soll von Bernkastel-Kues eine frohe Botschaft ausgehen. Zum Beispiel: Die Mosel ist das Weinbaugebiet der Zukunft.

 Ein Vollernter im Weinberg. Solche Maschinen erleichtern die Arbeit der Winzer ungemein. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

Ein Vollernter im Weinberg. Solche Maschinen erleichtern die Arbeit der Winzer ungemein. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

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Bernkastel-Kues. Fangen wir ausnahmsweise mit dem Ende an. Zum Ball des Weines, dem traditionellen Abschluss des Mosel Weinbautages, haben sich in diesem Jahr alleine 70 junge Leute angemeldet, die die Weinbauschule besuchen. Warum das so bemerkenswert ist? Noch vor etwa 15 Jahren schien es so, als würde der Winzerstand langsam aber sicher aussterben. Es war schwer für jedes Ausbildungsjahr eine Berufsschulklasse halbwegs voll zu bekommen.

"Seit etwa zehn Jahren gibt es wieder einen positiven Trend", sagt Eric Lentes, stellvertretender Leiter der beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR Mosel) in Bernkastel-Kues angesiedelten Weinbauschule. Dort erhalten derzeit in fünf Klassen etwa 130 angehende Winzer und Weintechnologen Unterricht. Somit sind die Anmeldezahlen für den Ball des Weines gar nicht so überraschend. Vor ein paar Jahren wären sie aber noch undenkbar gewesen. Die Zahl drückt auch den Zusammenhalt der angehenden Winzer aus.

Viele dieser jungen Leute werden kommende Woche auch den Weg zum Mosel Weinbautag finden. Der geht traditionell über zwei Tage und ist in mehrere Blöcke unterteilt. Der 11. Januar steht im Zeichen des Weinbaus (Pflanzenschutz, Mechanisierung etc.) und der Weinbaupolitik. Am Donnerstag, 12. Januar, dreht sich alles um Marketing, Management und Oenologie (Kellerwirtschaft). Schauplatz ist die Mosellandhalle auf dem Kueser Plateau, wo dann auch am Samstag, 14. Januar, der Ball des Weines über die Bühne geht (siehe Extra). Und wie ist die Gefühlslage der Winzer zu Beginn des neuen Jahres? "Wir sind erst einmal froh über den guten Jahrgang 2016. Bis August haben wir wegen des teilweise extremen Wetters gebibbert. Wir müssen dem lieben Gott dankbar sein", sagt Mosel-Weinbaupräsident Rolf Haxel.

Das ist die Momentaufnahme. Mittelfristig wichtiger ist etwas anderes. "Das gute Image im In- und Ausland. Die Mosel ist das Weinbaugebiet der Zukunft", sagt Haxel. Von den vielen Spitzenbetrieben und ihren Inhabern strahle viel Dynamik in die Welt. Ganz neue Töne von der Mosel: So viel Selbstbewusstsein hatte bisher eher Seltenheitswert.
Wo liegen die größten Probleme? Die Preise für Fasswein seien weiter unbefriedigend. "Und die Bürokratie wird immer mehr." Die große Zahl von Weinbauschülern lasse ein Problem zutage treten. Es gebe zu wenige Lehrer. Nächsten Mittwoch wird auch Weinbau-Staatssekretär Andy Becht zu den Winzern sprechen. Er vertritt den ursprünglich angekündigten Minister Volker Wissing (FDP). Was erwartet Rolf Haxel von den neuen Leuten an der Spitze des Ministeriums. "Taten und keine Worte zur Zukunft des Steillagenweinbaus."

Ein Mann der Taten und Worte ist Matthias Porten, beim DLR der Experte für die Mechanisierung im Weinberg. Wenn er vom Vollernter spricht, gesellt sich zur Information auch ein gutes Stück Unterhaltung. Portens aktuelle Botschaft zur Entwicklung und zum Einsatz von Vollerntern in der Steillage: Neben der Firma Hoffmann aus Piesport gibt es einen weiteren Anbieter, eine Firma aus Marling in Südtirol. Das DLR habe die Maschine schon getestet. Der Prototyp sei aber noch nicht serienreif. Beide Firmen hätten nicht nur ein Auge auf die steilen Lagen der Mosel, sondern auch auf andere Gebiete in Europa. "Eine sehr interessante Entwicklung", sagt Matthias Porten.Extra

Der Mosel Weinbautag beginnt am Mittwoch, 11. Januar, um 8.30 Uhr. In den folgenden Stunden geht es unter anderem um Pflanzenschutz, neue Entwicklungen beim Steillagenvollernter, Rebschnitt im Saftfluss und pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Um 14.30 Uhr spricht Mosel-Weinbaupräsident Rolf Haxel über die weinpolitische Lage. Staatssekretär Andy Becht erläutert ab 15 Uhr Perspektiven der rheinland-pfälzischen Weinbaupolitik. Themen am Donnerstag, 12. Januar sind unter anderem: die Mosel - der gespaltene Weinmarkt, die Psychologie erfolgreicher Markenführung, deutscher Wein im Ausland und die unbeachteten Faktoren der Weinalterung. Um 15.30 Uhr beginnt eine fachliche Weinprobe. An beiden tagen läuft in verschiedenen Räumen der Mosellandhalle und auf dem Freigelände eine Fachausstellung. Der Ball des Weines beginnt am Samstag, 14. Januar, um 19.30 Uhr in der Mosellandhalle. Es spielt die Tanz- und Showband Da Capo. Für die Unterhaltung sorgen außerdem der Bauchredner Jürgen Krämer und die Crazy Freaks (Showtanz). Der Eintritt kostet 18 Euro. cb

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