Mit Volldampf voraus

Der neu gewählte Zeltingen-Rachtiger Jugendgemeinderat hat unter der Leitung von Jonas Werland die ersten Pflöcke eingerammt: Umwelttag, Jugendraum, Kennenlerntag und Hilfe für den Sportverein.

Zeltingen-Rachtig. (cb) Wer weiß, dass sich Jugendliche für Politik nicht so sehr interessieren, wird über diese Zahl staunen: 41 Prozent der zur Wahl aufgerufenen knapp 240 Jugendlichen aus Zeltingen-Rachtig beteiligten sich im November 2008 an einer Premiere: dem Urnengang für einen Jugendgemeinderat (der TV berichtete)

In der konstituierenden Sitzung wurde Jonas Werland zum Vorsitzenden des elfköpfigen Gremiums gewählt. Am Montag begann mit der ersten Arbeitssitzung der politische Alltag für die Nachwuchspolitiker. Immerhin acht Bürger sowie Guido Moll, der Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, gaben der Sitzung den entsprechenden Rahmen.

Nach interessanten eineinhalb Stunden war klar: Der Jugendgemeinderat ist bereits ein wichtiger Bestandteil des zweitgrößten Ortes der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. So soll noch vor Ostern in Regie des Gremiums ein Umwelttag organisiert werden. An diesem Tag werden neuralgische Orte (Wald, Moselufer) von Unrat befreit. "Es wäre super, wenn es heißen würde, die Jugendlichen haben so etwas gemacht", sagte Jonas Werland.

Der Sportverein hat bereits bei den Jugendlichen angeklopft und um ideelle Unterstützung bei der Umwandlung des witterungsanfälligen Rasensportplatzes in einen Kunstrasenplatz gebeten. Wie das genau aussehen soll, wird noch erörtert.

Schaffung eines Jugendraums genießt Priorität



Ein wichtiges Anliegen ist die Schaffung eines Jugendraums. Große Möglichkeiten gibt es derzeit nicht. Im Gespräch ist der Keller des Schorlemer-Hauses. Der sei allerdings sehr groß, nass und hochwassergefährdet, berichtete Werland. Be- und Entlüftung sowie der Brandschutz könnten ebenfalls problematisch sein, sagte Ortsbürgermeister Manfred Kappes. Demnächst wollen die Jugendlichen den Keller aber in Augenschein nehmen. "Wir sind nicht wählerisch und froh, wenn wir überhaupt einen Raum haben", sagte Sarah Koppelkamm.

Zumindest ein Teil der Zeltinger und Rachtiger Bürger ist noch mit Vorurteilen gegenüber dem anderen Ortsteil behaftet. Die Jugendlichen wollen nicht in diese Fußstapfen treten, betonte Jonas Werland gegenüber dem TV. Deshalb soll es eine Veranstaltung geben, bei der sich die Jugendlichen aus beiden Ortsteilen besser kennenlernen.

Ratsmitglied Julia Gessinger regte an, dieses Kennenlernen an den Umwelttag dranzuhängen und damit ein Zeichen zu setzen. "Helfen und Feiern wird, in Bezug auf den Jugendraum, positiv bei der Gemeinde ankommen", glaubt sie. Ortsbürgermeister Kappes war nach der Sitzung voll des Lobes über die jungen Leute. "Sie müssen sich zwar noch ein bisschen einarbeiten, aber das war schon gut", sagte er.

Meinung

Von Clemens Beckmann

Ein bisschen Frieden

Die Mitglieder des Jugendgemeinderates Zeltingen-Rachtig wollen dabei mithelfen, die immer noch präsenten Animositäten zwischen den beiden Ortsteilen zu überwinden. Allein dafür hat sich schon die Gründung des Gremiums gelohnt, allein dafür gebührt den jungen Leuten schon ein kleiner Friedensnobelpreis. Die erste Arbeitssitzung berechtigt zudem zu der Hoffnung, dass der Jugendgemeinderat schnell zu einer festen Größe im Dorf wird und Einfluss gewinnt. Mit Jonas Werland scheint auch die richtige Person an der Spitze des Gremiums zu stehen. Der Rahmen für eine zukunftsorientierte Arbeit ist also perfekt. Er muss nun mit Leben erfüllt werden. Bleibt zu hoffen, dass auch die erwachsenen Kommunalpolitiker und am besten auch alle übrigen Zeltingen-Rachtiger die jungen Leute und ihre Anliegen ernst nehmen und ihre Arbeit unterstützen. Die Nachwuchspolitiker haben es verdient! c.beckmann@volksfreund.de

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