Stadtentwicklung Die Nachbarn hätten auch gerne eine Stadtplanerin

Traben-Trarbach/Bernkastel-Kues · Mitarbeiter der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues stellen ihre Arbeit den Traben-Trarbachern vor. Die zeigen sich beeindruckt.

An der Mosel entlang liegen etwa 24 Kilometer zwischen Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues. Über Longkamp sind es über die kurvenreiche Strecke etwa 18. Luftlinie liegen allerdings nur etwa fünf Kilometer zwischen den beiden Mittelzentren der Mittelmosel. Sie sind sich also näher, als manch einer vielleicht denken mag. Die Gegenwart zeigt: Eine Zusammenarbeit, wie zum Beispiel bei den beiden Weihnachtsmärkten, kann befruchtend für beide Städte, ja für die ganze Region sein. So ist es auch kein Wunder, dass sich viele Traben-Trarbacher für das interessieren, was die  Entwicklungsagentur (EA) in der Nachbarstadt so alles treibt.

Die leistet sich Bernkastel-Kues, obwohl es sich um einen Verein handelt. Bei 80 Mitgliedern und einem monatlichen Mitgliedsbetrag von maximal zwölf Euro ist allerdings etwas klar: Damit kann kein Personal bezahlt werden.

Und so trägt die Stadt Bernkastel-Kues die Hauptkosten: 40 000 bis 45 000 Euro pro Jahr, wie EA-Geschäftsführerin Bianca Waters vor vielen interessierten Zuhörern in der Nachbarstadt berichtet. „Die Bernkastel-Kueser haben noch Geld, wir haben Schulden“, bringt es Stadtbürgermeister Patrice Langer auf den Punkt. Bianca Waters, Stadtplanerin Kerstin Leisen und Vereinsvorsitzender Victor Hees stellen die Arbeit vor. Die  Zuhörer im Bürgersaal, die auf Einladung der Bürgerinitiative (BI) Leben in Trarbach gekommen sind, hören sehr aufmerksam zu. Nickende Köpfe zeigen, dass sie vieles begrüßen. „Ich bin beeindruckt, was alles in Bernkastel-Kues stattfindet“, sagt Stadtratsmitglied Jürgen Kullmann, einer, der sich besonders für die Stadtentwicklung engagiert und immer wieder auf Missstände, aber auch Chancen  hinweist.

Gleiches für Gerhard Lettl, den Sprecher der BI. Gemeinsam mit Peter Storck besuchte er vor einigen Wochen eine Infoveranstaltung der EA in Bernkastel-Kues. Sie seien sehr offen empfangen worden. Aus einem Gespräch mit den Leuten von der EA und Stadtbürgermeister Wolfgang Port sei dann der Besuch in der Nachbarstadt entstanden.

Was beide Städte gemeinsam haben, ist beispielsweise eine enge Altstadt. Was Traben-Trarbach Bernkastel-Kues in negativer Hinsicht voraus hat: Es gibt viel mehr Leerstände. In Bernkastel-Kues versucht die Stadtplanerin mit verstärkter Zusammenarbeit mit Hausbesitzern und Gewerbetreibenden sowie mit einem Kataster Leerständen vorzubeugen beziehungsweise schnell auf solche zu reagieren.

Die Entwicklungsagentur hat sich dies und andere Projekte bei ihrer Gründung im Jahr 2004 vorgenommen. Damals sei das gastronomische Angebot bei einer Umfrage für gut erachtet worden. Für den Handel seien die Werte nicht so erfreulich gewesen, berichtet Victor Hees von den Anfängen.

Durch personelle Wechsel sei es aber, so Bianca Waters, auch zu einem zeitweisen Stillstand der Arbeit gekommen. Mit dem Einstieg von Kerstin Leisen vor knapp einem Jahr sei der Zug wieder aufs richtige Gleis gesetzt worden.

Könnte Traben-Trarbach in die gleiche Richtung marschieren? „Mir ist ganz schummrig geworden, als ich hörte, wie viel Geld die Stadt dazu gibt“, sagt Stadtratsmitglied Frank Assion. Es hängt viel am Geld. „Aber es gilt: Gleiches Recht für alle. Eigentlich könnte uns die Kommunalaufsicht das nicht verbieten“, sagt Stadtbürgermeister Langer dem TV.

Hotelier Matthias Ganter ist seit Jahren immer dabei, wenn es um die Entwicklung der Stadt geht. „Ich verfolge von Anfang an, was die Entwicklungsagentur tut. Traben-­Trarbach stelle sich zwar nach außen gut dar. „Was fehlt, ist das Innenmarketing“, bemängelt er. Sein erster Wunsch: „Die schlauesten Leute  der Stadt müssten die Köpfe zusammenstecken.“ In den Dank von Gerhard Lettl an die Vertreter der EA mischt sich der Wunsch: „Wir müssten öfter ins Gespräch kommen.“ Die Antwort von Bianca Waters: „Wenn es Traben-­Trarbach gut geht, geht es auch Bernkastel-Kues gut.“

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