Mitarbeiter zeigen Schmitt die Stirn

NEUMAGEN-DHRON. Es sollte an den Niederrhein gehen. Doch als Bürgermeister Hans-Werner Schmitt gestern in den Bus stieg, in dem die Mitarbeiter der Verwaltung saßen, verließen diese bis auf einen das Gefährt und fuhren per Schiff nach Bernkastel-Kues.

Es gehört zum guten Brauch einer Behörde, dass sich die Mitarbeiter einmal im Jahr beim Betriebsausflug vergnügen. Gestern, Freitag, stand dieser Ausflug auch für die Mitarbeiter der VG-Verwaltung Neumagen-Dhron auf dem Programm. Ziel sollte der Niederrhein sein. Der Bus fuhr am Morgen auch die verschiedenen Orte an und sammelte die Mitarbeiter ein - unter ihnen der erste Beigeordnete Helmut Ludwig. In Piesport stieg dann - zur großen Überraschung - auch Bürgermeister Hans Werner Schmitt zu. Überraschend deshalb, weil nach den schwer wiegenden Dissonanzen (der TV berichtete), die in der vergangenen Woche mit dem Antrag auf Abwahl des Bürgermeisters ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, niemand mit Schmitts Mitfahrt gerechnet hatte. Außerdem sei er grußlos in den Bus gestiegen. Ludwig: "Schmitt hat nicht einmal Guten Morgen gesagt."Beigeordneter verlässt demonstrativ den Bus

Für den ersten Beigeordneten war daraufhin klar, dass er nicht mitfährt. "Ich habe gesagt, dass ich den Bus demonstrativ verlassen werde", erzählt er. Ludwig hatte vergangene Woche im Verbandsgemeinderat den Antrag auf Abwahl des Bürgermeisters auf den Weg gebracht. Nach vielen negativen Vorfällen sei sachlich und menschlich keine Zusammenarbeit zwischen VG-Rat und Bürgermeister mehr möglich, lautete die Begründung. Der VG-Rat wird am 21. September über den Antrag entscheiden. Kommt die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit zusammen, werden die Bürger im November über Schmitts Zukunft entscheiden. Helmut Ludwig wollte die Mitarbeiter gestern morgen aber nicht alleine lassen. Er fragte deshalb, ob sie im Bus bleiben oder aussteigen und einen Tag Urlaub nehmen wollen. "Bis auf einen sind alle ausgestiegen", berichtet er. Keiner der 24 anderen Angestellten wollte sich aber auch den Tag verderben lassen. Und so einigten sich die Mitarbeiter dann darauf, mit dem Schiff nach Bernkastel-Kues zu fahren und am Abend das Straßenfest in Lieser zu besuchen. Um sicher zu gehen, dass den Mitarbeitern keine Nachteile entstehen, kontaktierte Helmut Ludwig die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Von Burkhard Born (Kommunalaufsicht) sei ihm grünes Licht für den alternativen Betriebsausflug gegeben worden, erzählt er.Mitarbeiter nehmen einen Tag Urlaub

Die Kreisverwaltung ist allerdings für einen solchen Fall nicht zuständig, teilte Pressesprecher Alfons Kuhnen, auf TV-Anfrage mit. "Die Personalhoheit liegt beim Dienstvorgesetzten." Und das ist Bürgermeister Schmitt. "Ein Betriebsausflug ist generell als Dienst anzusehen", stellt Alfons Kuhnen klar. Wer daran nicht teilnehmen will, muss entweder arbeiten oder Urlaub einreichen. Bürgermeister Schmitt habe die aus dem Bus Aussteigenden aufgefordert, entweder an ihre Arbeit zu gehen oder Urlaub einzureichen, berichtet Helmut Ludwig. Dem werde Rechnung getragen. Alle betroffenen Mitarbeiter werden am kommenden Montag einen Tag Urlaub einreichen.

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