Mitgliedswerbung jetzt Chefsache

WITTLICH/MORBACH. Heinz-Werner Steffen, Geschäftsführer des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes, ist sauer auf das Morbacher Ordnungsamt. Grund ist ein Vorfall in der Einheitsgemeinde Morbach, wo Polizei und Ordnungsamt professionelle Werber des DRK überprüft haben.

Anlass für das Einschreiten des Ordnungsamtes ist ein Anruf von Irmgard Alt bei der Polizei. Die Rapperatherin beschwert sich bei der Morbacher Polizeiinspektion über das Auftreten eines Mannes, der sie an der Haustür vehement zu einer DRK-Mitgliedschaft habe überreden wollen. Als die Frau, selbst Polizistengattin, ihn darauf hinweist, dass sie derartige Entscheidungen nicht ohne ihren Mann treffe, habe sie sich unter Druck gesetzt gefühlt. "Ich lasse mich doch an der Haustür nicht zwingen", empört sie sich und ruft die Polizei an.

Die Beamten überprüfen unter anderem den Aufenthaltsstatus der österreichischen Studenten, die im Auftrag einer Drittfirma tätig sind, erklärt Hermann-Josef Decker, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Morbach. Das ebenfalls eingeschaltete Ordnungsamt, das derartige Fälle zuständig ist, bemängelt das Fehlen von Reisegewerbekarten. Sie benötigt laut Decker, wer bei Haus-zu-Haus-Geschäften eine entgeltliche Tätigkeit verrichtet und Dienstleistungen anbietet. Decker kritisiert das Geschäftsgebaren als "sehr dubios". Die Männer hätten fiktive Mitgliedsanträge dabei gehabt, anscheinend, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten bereits Abschlüsse getätigt. Das sei laut Decker nicht verboten, aber auch nicht korrekt. Axel Schmitt, Leiter des Morbacher Ordnungsamtes moniert zudem, die Werber hätten Methoden von so genannten "Drücker-Kolonnen" an den Tag gelegt.

Fördermitgliedschaften als wichtige Einnahmequelle

Nach Ansicht des Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich Steffen liegt das Problem "bei einer einzigen Person" im Ordnungsamt: "Da will einer die Welt neu erfinden." Dieser Mann habe seine Kompetenzen überschritten und sei "beleidigend" gewesen. Einen Namen will er nicht nennen. In anderen Verbandsgemeinden gebe es keine Schwierigkeiten. Eine Reisegewerbekarte benötigen die Studenten seiner Ansicht nach nicht, weil sie nichts verkaufen, sondern lediglich Mitglieder werben. Ein Schreiben der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) habe Steffens Auffassung bestätigt. Trotz der geklärten Sachlage habe er die Leute zunächst aus der Einheitsgemeinde abgezogen, "um die Luft herauszunehmen".

Von den Ehrenamtlern werde so vieles verlangt, dass man ihnen die Haustürgeschäfte nicht zusätzlich zumuten könne, begründet Steffen, warum für die Mitgliederwerbung "Profis" eingesetzt werden. Fördermitgliedschaften seien im übrigen als beinahe einzige Einnahmequelle für die Ortsvereine äußerst wichtig. Damit würden vor Ort Fahrzeuge und Geräte angeschafft. Das Vorgehen des Ordnungsamts will Steffen nicht auf sich beruhen lassen: "Wir haben einen guten Namen, und den lassen wir uns nicht kaputt machen." Aus diesem Grund hat er den DRK-Kreisvorsitzenden Walter Densborn eingeschaltet. Der ehemalige Rathaus-Chef von Manderscheid werde mit Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes ein Gespräch führen. Der allerdings ist momentan in Urlaub. Doch nicht nur die beiden werden sich mit dem Vorfall noch beschäftigen. Die ADD hat das Wirtschaftsministerium gebeten, ihre Entscheidung zu überprüfen.

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