Mitten in Manderscheid: Traditionshotel kommt unter den Hammer

Manderscheid · Das Hotel Zens in Manderscheid steht seit mehreren Jahren leer und wird nun zwangsversteigert. Bürgermeister Günter Krämer wünscht sich ein größeres gastronomisches Angebot in der Stadt.

Es war einst das erste Haus am Platze. Das Hotel-Restaurant Zens mitten in Manderscheid erlebte seine besten Zeiten in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren. Gut situierte Gäste gingen dort ein und aus, übernachteten und genossen die eifelländische Küche.

Sogar der berühmte Opern- und Operettensänger Rudolf Schock war zu Gast, und Bundespräsident Karl Carstens kehrte nach einer seiner Wanderungen durch Deutschland in dem Haus ein.

Seit vier Jahren steht das Hotel leer. Das Inventar wurde bereits versteigert und nun kommt auch die gesamte Immobilie unter den Hammer. Der Versteigerungstermin beim Amtsgericht Wittlich ist für den 27. Juni angesetzt. Der Verkehrswert der Immobilie samt Grundstücken beträgt laut Gutachten 324?000 Euro.
Es ist der zweite Versteigerungstermin. Am ersten Termin, am 7. März, lag das Höchstgebot bei weniger als 50 Prozent des Verkehrswertes. Das Gericht musste daher den Zuschlag von Amts wegen versagen.

Das verwinkelte Hotel setzt sich aus mehreren Gebäudekomplexen mit Garagen, Schwimmbad und Sauna zusammen. Größtenteils besteht laut Gutachten "ein durchschnittlicher Unterhaltungsstau und allgemeiner Renovierungsbedarf". Das im Jahr 1972 angebaute Schwimmbad weist erhebliche Schäden auf und hat ebenso wie die anderen Gebäudeteile eine mangelnde Wärmedämmung.

Von der Frontseite zur Kurfürstenstraße macht das Haus, an dessen Fassade sich eine riesige Blauregenpflanze emporrankt, die bald blüht, einen ordentlichen Eindruck. Im hintern Bereich, dort wo sich der große Garten befindet, sind die Schäden an den Fassaden und den Gehwegen allerdings nicht zu übersehen.

Zwei unverheiratete Schwestern, Marianne und Martha Zens, hatten das 23-Zimmer-Hotel "in den goldenen Zeiten" betrieben, später gehörte es Peter Steffgen und zuletzt war es im Besitz der Familie Patalas. Hotelier Patalas erkrankte schwer, seit rund vier Jahren steht der Beherbergungsbetrieb nun still.

Stadtbürgermeister Günter Krämer bedauert die Entwicklung: "Ein Haus in so zentraler Lage steht leer. Das ist für den ganzen Ort nicht gut." Sorge macht ihm, dass das gastronomische Angebot in der Stadt in den vergangenen Jahren kleiner geworden ist. Nur wenige Meter vom Hotel entfernt, ebenfalls an der Kurfürstenstraße, steht die Bauernstube zum Verkauf.

Froh ist Krämer hingegen, dass die aus Polen stammende junge Familie Kowalczyk das Restaurant "Alte Molkerei" mit einem guten Speisenangebot wieder zu neuem Leben erweckt hat.

Michael Moll, Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins Manderscheid, sagt: "Jedes Gästebett weniger ist für die Stadt Manderscheid von Nachteil. Vor allem an den Wochenenden, wenn die Kurzzeit-Wanderurlauber kommen, brauchen wir mehr Übernachtungsmöglichkeiten." Moll ist sich allerdings auch bewusst, dass es wegen des hohen Sanierungsbedarfs schwer sein wird, einen Investor zu finden, der das einst gut gehende Hotel wieder mit Leben erfüllt.

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