AUS DEM ARCHIV, April 2019 Modellprojekt aus Bausendorf soll Netzwerk rund um Krankheit und Pflege knüpfen

Bausendorf · In Bausendorf kann man ab sofort die Sprechstunde von Ute Werner besuchen, die als Sozialkoordinatorin einmal im Monat Fragen rund um die Themen Gesundheit, Alter und Pflege beantwortet. Falls nötig und gewünscht, stellt sie auch den Kontakt zu den unterschiedlichsten Ansprechpartnern her.

 Eine engagierte Truppe rund um die neue Sozialkoordinatorin Ute Werner (Dritte von links): Ossi Steinmetz, Hans-Peter Heck, Ute Braun und Rainer Martini.

Eine engagierte Truppe rund um die neue Sozialkoordinatorin Ute Werner (Dritte von links): Ossi Steinmetz, Hans-Peter Heck, Ute Braun und Rainer Martini.

Foto: Ilse Rosenschild

Wer kann mit meiner gehbehinderten Mutter einmal oder mehrmals die Woche eine halbe Stunde spazieren gehen? Wie funktioniert eine Kurzzeitpflege? Wer kann helfen, wenn die Pflegestufe nicht mehr stimmt? Oder: Wie sollte eine Vorsorgevollmacht aussehen? Wer Fragen wie diese hat, muss sich meist erst einmal  schlau machen. Und manchmal ist das gar nicht so einfach.

Anders in Bausendorf. Dort kann man ab sofort die Sprechstunde von Ute Werner besuchen, die als Sozialkoordinatorin einmal im Monat Fragen rund um die Themen Gesundheit, Alter und Pflege beantwortet und, falls nötig und gewünscht, den Kontakt zu den unterschiedlichsten Ansprechpartnern herstellt. Sie steht für ältere, kranke und hilfsbedürftige Menschen und deren Angehörige zur Verfügung.

Die Idee stammt aus der Dorfmoderation in der 1400-Einwohner-Gemeinde. Eine Umfrage ergab, dass Bürger Bedarf sehen für eine Art Gemeindeschwester, die es wohl bis in die 1960er Jahre hinein im Ort gab.
An „Schwester Anna“ kann sich der ehemalige Ortsbürgermeister Ossi Steinmetz jedenfalls noch gut erinnern. Er hatte zum Beispiel mal einen „tiefen Schnitt im Fuß“, den die Gemeindeschwester versorgte.

Natürlich war ihr Wirkungsgrad deutlich größer. Er reichte laut Ute Werner vom Hausbesuch, weil die Kinder Masern hatten, bis zum Kartoffelwickel bei Halsweh. Ein Arbeitskreis unter der Leitung von Steinmetz befasste sich mit dem Thema Gemeindeschwester. Doch schon bald stellten die Aktiven fest, dass es wenig Sinn machen würde, das frühere Modell wieder aufleben zu lassen. Für vieles gebe es heute professionelle Angebote.

Doch das war kein Grund für die Mitglieder des Arbeitskreises „Achtsam miteinander – füreinander“ ihr Engagement in diesem Bereich zu beenden. Handlungsbedarf gebe es allemal, war man sich einig. Zum Arbeitskreis gehören unter anderem Ossi Steinmetz, Armin Surkus-Anzenhofer, Pfarrgemeinderat, Rainer Martini und Ute Werner, beide beim Caritasverband Mosel Eifel Hunsrück beschäftigt, Aloys Perling und Ute Braun.

Sie fokussierten sich auf ein anderes Modell: das der „Sozialkoordinatorin“. Spontan erklärte sich Ute Werner (55), Mitarbeiterin beim Caritasverband und  30 Jahre als Krankenschwester im Einsatz, bereit, ehrenamtlich diese Funktion zu übernehmen. Auch der Arbeitgeber unterstützt sie dabei. Aber was bedeutet Sozialkoordinatorin denn genau?

Das Ziel: Werner will und soll im Rahmen eines ehrenamtlichen Netzwerkes als Koordinatorin bei der Bewältigung der Anliegen von Bedürftigen und deren Angehörigen tätig sein. Zudem dient sie als Ansprechpartnerin für Vereine und Gruppen in Fragen der Seniorenbetreuung. „Sie ist für diese Aufgabe wie geschaffen, quasi unsere Universalwaffe“, sagt Martini vom Caritasverband. Auch wenn Ute Werner ihren Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben kann, so ist das Bedürfnis, alten oder kranken Menschen zu helfen, geblieben. In einem ersten Schritt hat die Gruppe für alle Einwohner von Bausendorf und Olkenbach eine Sprechstunde eingerichtet. Dort kann Werner Fragen beantworten, Tipps geben und den Kontakt zu Behörden, Pflegediensten, Sozialstationen und Seniorengruppen herstellen, sagt Martini. „Und manchmal auch einfach nur zuhören“, spricht die Caritas-Mitarbeiterin aus Erfahrung. Denn das hat Ute Werner bereits festgestellt: „Manchmal müssen die Menschen auch einfach mal was loswerden.“ Zusätzlich betreibt sie Netzwerkarbeit durch gezielte Informationen in Seniorengruppen. Die Nachbarschaftshilfe funktioniere übrigens in Bausendorf noch. Das könne man im Rahmen des Projektes ebenfalls nutzen.

Ein weiteres Ziel: Die Sozialkoordinatorin soll ein Team von Ehrenamtlichen an die Seite gestellt bekommen, das ihr bei der Erfüllung der Aufgaben hilft. Martini, der etwas später zu der Truppe gestoßen ist, zeigt sich beeindruckt von den Ehrenamtlichen, die „konstruktiv, zuverlässig und zielgerichtet“ arbeiten. Nicht zuletzt deshalb werden sie vom Kreis im Rahmen des Projektes „Zu Hause alt werden“ ausgezeichnet, macht Steinmetz deutlich (der TV berichtete am 21. März). Auch Ortsbürgermeister Hans-Peter Heck findet es eine „tolle Geschichte, dass mit der Sozialkoordinatorin Hilfestellung im ehrenamtlichen Bereich geleistet wird“. Er ist davon überzeugt, dass die Bürger davon profitieren.

Zunächst bietet Ute Werner derzeit die Sprechstunde einmal im Monat für eine Stunde an. Die Nachfrage ist noch relativ bescheiden. Doch das Angebot müsse sich erst einmal herumsprechen, sind sich die Initiatoren einig. Zunächst ist das Projekt auf ein halbes Jahr angelegt. Danach will man eine Zwischenbilanz ziehen. Und das sei auch wichtig, sagt Werner: „Denn momentan wissen wir noch nicht genau, wo der Weg hingeht.“

Die Sprechstunde ist jeweils am ersten Dienstag im Monat. Das heißt: Die nächste Sprechstunde ist heute, 2. April, von 17.30 bis 18.30 Uhr im Bausendorfer Gemeindezentrum (Büro Ortsbürgermeister).

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