Mohnkapsel und Schneckengesicht

WITTLICH. (sos) Er hat beim Wittlicher Bildhauersymposium mitgemacht und bietet gemeinsam mit der Volkshochschule Kurse in seiner Wittlicher Werkstatt an. Mit Sebastian Langner hauen Kreative am Wochenende Motive aus dem Stein.

"Tock,tock, klickklickklick, taak, taak." - "Tach, was seid ihr fleißig!" - Die Geräusche machen selbst dem Blinden klar: Hier wird Stein bearbeitet, und man versteht sich. 13 Menschen von 18 bis 60 Jahren tragen Schutzbrille und bearbeiten "ihren" Stein. Sie stehen in der Werkstatt von Sebastian Langner stadtauswärts gegenüber dem Rommelsbach-Parkplatz und haben Spaß. Auf Baumstümpfen liegt das Material, dem sie die Form abtrotzen. Für manchen Kursteilnehmer ist es der erste handfeste Kontakt zur kreativen Arbeit. "Ich kenne sonst nur Sport, bin künstlerisch unbegabt und habe zwei linke Hände", sagt Rainer Schuler. Trotzdem meißelt er an seinem dicken Stein: Hinten Schneckenhaus, vorne Gesicht: "Man verzweifelt manchmal, aber irgendwas kriegt man hin", sagt der Sportler und meint: "Klar habe ich Blasen wie beim Sport, aber der Schmerz vergeht, und der Stolz bleibt." Nebenan schlägt auch sein Sohn zu. Über seinen "Lehrer", Steinmetz Sebastian Langner, sagt der Marthonläufer: "Er ist erstens ein guter Handwerker, und er kann zweitens gut erklären. Was er sagt, ist einfach und klar." Für den Wittlicher Steinmetz ist es der zweite Kurs, den er gemeinsam mit der Volkshochschule anbietet: "Für Schreibtischtäter ist das hier erstmal blasenintensiv", meint er: "Aber das Material ist relativ weich. Tuff aus Rieden in der Eifel und Udelfanger Sandstein. Dieses grobe Material kann auch Anreiz sein, einfache Formen zu finden." Zum Beispiel eine vertrocknete Mohnblütenkapsel. Zwei Natur-Exemplare stecken im Sand neben dem dicken Stein, den eine Dame gerade fleißig bearbeitet: "Oh, jetzt diese Piddelei", seufzt sie: "Aber die Mohnblüte ist eine kompakte Form. Die eignet sich gut." Andere versuchen sich am menschlichen Körper, einer Katze oder einem Gefäß. Es staubt. Durch das große Werkstatttor fällt das Abendlicht in die Halle. "Über den Winter muss Feierabend sein. Ich kann ja hier nicht heizen", sagt Sebastian Langner. Wer sich für seine Arbeit interessiert: www.sebastianlangner.de.

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