Monzelfelder Fußballer spielten einst auf Stierwiese
Monzelfeld · Wenn der Monzelfelder Sportverein am Wochenende sein 90-jähriges Vereinsjubiläum feiert, ist das ein Festtag für alle Abteilungen des ursprünglichen Turn- und Sportvereins. Entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte haben jedoch vor allem die Kicker, die den Verein kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs ins Leben riefen.
Monzelfeld. Das runde Leder hat einst in Monzelfeld regelrecht für Aufbruchstimmung gesorgt. Denn die Idee, einen Fußballverein ins Leben zu rufen, war laut Vereinschronik beim "Kriegsheimkehrerfest" am 16. August 1920 gereift.
Einige junge Männer waren tief beeindruckt von Berichten, mehr als 30 000 Zuschauer hätten in Frankfurt den 1. FC Nürnberg als deutschen Fußballmeister 1920 gefeiert.
Torhüter auf Händen getragen
Der Grundstock für einen Fußballverein war bereits vorhanden: eine richtige Lederkugel, mit der die ersten fußballbegeisterten Monzelfelder in der Wackengasse gekickt haben sollen.
Von der Begeisterung der Fußballer der ersten Stunde zeugen Berichte wie der vom ersten Sportfest am 3. Juli 1921.
Damals trugen die jungen Männer ihre Torhüter auf Händen durchs ganze Dorf.
Stierwiese und Fußballplatz
Dabei mussten damals noch alle hart im Nehmen sein, denn gespielt wurde anfangs auf einer holprigen Gemeindewiese, die den Sportlern obendrein nur zeitweise zu Verfügung stand. Sie wurde auch als Stierwiese, Dreschplatz oder zum Wäschebleichen genutzt.
Den ersten richtigen Sportplatz baute sich der Verein im Frühjahr 1925 aus. Vorausgegangen waren Dispute mit der Gemeinde, die sogar in einer gerichtlichen Auseinandersetzung mündeten. Allerdings erwies sich der damalige Richter als fußballverständiger Mensch. Er hatte Verständnis für die Fußballer, die nicht auf dem von der Gemeinde zugewiesenen buckligen Acker spielen wollten, sondern auf einem ebenen Platz.
Dank solcher Anekdoten ist die von Heribert Staudt zum 70-jährigen Vereinsbestehen verfasste 170-seitige Vereinschronik noch heute lesenswert. Dem Verein bescherte die Jubiläumsfestschrift, für die Staudt Gründungsmitglieder befragte und Belege und Zeitungsberichte wälzte, den ersten Platz eines vom Landessportbund 1993 ausgelobten Wettbewerbs.
Flucht vor Wespen
Jüngere Anekdoten erlebte Staudt, der seit 55 Jahren Vereinsmitglied ist, teils selbst mit. In bleibender Erinnerung geblieben ist beispielsweise ein Fußballspiel in Merscheid.
Auf dem Waldsportplatz hatten die Kicker ungewollt Wespen auf den Plan gerufen, die die Eindringlinge erfolgreich vertrieben: Spieler und Schiedsrichter kapitulierten und setzten das Spiel in Morbach fort. Geschichten wie diese werden eram Samstagabend beim Jubiläum erneut die Runde machen. Die sportlichen Aktivitäten in Monzelfeld reichen allerdings etliche Jahre weiter zurück.
Denn schon 1912 gab es im Ort nachweislich einen Verein. Dessen Schwerpunkt lag allerdings auf Turnen und Leichtathletik. Ein Höhepunkt am Samstagabend wird die Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder sein. Denn ihnen ist es zu verdanken, dass der Verein, dessen Fußballer seit 2006 in einer Spielgemeinschaft, dem SV Longkamp, spielen, auf eine 90-jährige Tradition zurückblickt. Nicht jeder kann behaupten, dass sein Verein auf einer Stier- und Waschwiese Tore geschossen hat.urs
Name: Sportverein SV Monzelfeld 1921 e.V. Gründung: Frühjahr 1921 von 22 jungen Männern im Gasthaus Hähn als Sport- und späterer Turn- und Sportverein Mitgliederzahl: rund 300 Abteilungen: Badminton, Fußball, Jugend- und Mädchenfußball, Frauengymnastik, MTB Radsport, Tischtennis, Volleyball, Seniorensport, Kinderturnen. Vorstand: Erster Vorsitzender Norbert Herrmann, zweiter Vorsitzender Werner Lamberty. Schriftführer Herbert Lauterborn, Kassiererin Sabine Lotz. Chronist Heribert Staudt. Kontakt: www.sv-monzelfeld.de urs
