Morbacher feiern Rosenmontagsumzug nach: Aus der Hexennacht wird die Fastnacht

Morbach · Weil es an Rosenmontag zu stürmisch war, wird der damals ausgefallene Umzug nun in der Hexennacht in Morbach nachgeholt. Ortsvorsteher Georg Schuh hofft auf zahlreiche Beteiligung. Für Bürgermeister Andreas Hackethal ist das eine außerordentliche Idee, die vielleicht neue Perspektiven eröffnet.

Morbach. "Es gibt keine alten Kamellen. Unsere Bonbons sind noch frisch, wir haben nichts aus dem Sonderangebot gekauft, was kurz vor dem Verfalldatum war", sagt Morbachs Ortsvorsteher Georg Schuh mit einem Augenzwinkern. Der Einkauf frischer Ware vor Karneval war in diesem Jahr von Vorteil - denn tatsächlich kommen die ursprünglich für den Morbacher Rosenmontagszug gekauften Kamellen erst Ende April zum Einsatz. "Wir hatten an Rosenmontag am Vormittag noch Hoffnung. Aber das Wetter hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht, " erinnert sich Schuh. Denn der Rosenmontag dieses Jahres war in vielen Regionen, dermaßen stürmisch und verregnet, dass es zu gefährlich gewesen wäre, Fußgruppen und Wagen durch den Ort fahren zu lassen.Größeres Zelt als sonst

Viele Züge mussten abgesagt werden. "Nach und nach hat damals eine nach der anderen Gruppe abgesagt. Letztlich haben wir dann in einer Wirtschaft gefeiert," sagt Schuh. Und noch am selben Tag kam die Idee auf, den Rosenmontagszug nachzuholen: "Wir wollten aber keinen Nachholtermin noch in derselben Woche machen, sondern etwas Eigenständiges auf die Beine stellen. Da kamen wir auf die Hexennacht." Damit gibt es einen eigenen Anlass für den Umzug und ein eigenes Thema. Was nun geplant ist? "Der karnevalistische Hexenumzug geht um 16.11 Uhr am Altenheim los. Wir ziehen dann um die Kirche und schließlich zum Platz Pont sur Yonne. Dort ist ein Festzelt aufgebaut, wo die ,Hunsrück DJs' auflegen." Veranstalter des Umzugs ist der Ortsbezirk, der dazu ein eigenes Komitee eingerichtet hat. Die Zeltparty wird vom Sportverein Morbach organisiert. Die Wagen und Fußgruppen werden vom Karnevalsverein organisiert. Für die anschließende Hexennachtparty gibt es ein größeres Zelt als sonst. "Da passen bis zu 300 Leute rein, außerdem gibt es im Außenbereich Verkaufsstellen für Schwenkbraten, Würstchen und Getränke. Der Pastor hat sogar den Samstagabendgottesdienst deshalb extra auf Sonntagmorgen, 11 Uhr, verlegt. Bisher haben sich 20 Fußgruppen angemeldet und mit etwa drei Wagen sei zu rechnen, erläutert Schuh. Er hofft, dass sich noch einige weitere Fußgruppen finden.Hexennacht als Stresstest


"Das wäre eine gute Mischung, drei, vier Musikgruppen würden den Zug komplettieren," sagt Schuh. Für den Sportverein Morbach wird die Hexennacht zum Stresstest - denn der Verein hat am folgenden Sonntag gleich zwei wichtige Spiele. "Deshalb gibt es keine zusätzliche Feier am 1. Mai" sagt Schuh. Drei Vereine organisieren den Hexennacht-Umzug: Der SV Morbach, die KG Dilldappen und der Musikverein Morbach. Für weitere Unterstützung sorgen die Freiwillige Feuerwehr, das DRK, die Polizei und das Ordnungsamt von Morbach.
Georg Schuh könnte sich vorstellen, diesen Termin beizubehalten. "Hexen, Mystik, Mittelalter - das wäre doch mal was Neues," meint er. Für Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal ein interessanter Denkanstoß: "Ich freue mich, dass das Engagement der Karnevalisten in diesem Jahr doch noch honoriert wird. Den Umzug an Hexennacht zu machen halte ich für eine tolle, kreative und außerordentliche Idee. Das Datum ,Hexennacht' erhält damit ein ganz anderes Gewicht, auch als Kulturgut." Nun müsse man abwarten, wie der Umzug bei den Leuten ankommt.Meinung

Eine Marktlücke tut sich auf

Ganz klar: Fastnacht hat eigentlich mit der Hexennacht nichts zu tun. Aber die Idee, in der Hexennacht einen Umzug zu veranstalten, hat Potenzial. Mystik ist schon seit Jahrzehnten in. Auch Mittelalterfans gibt es genug in ganz Deutschland, die oftmals sehr weit reisen, um Mittelaltermärkte oder Festivals zu besuchen. In der Region gibt es zwar in vielen Orten kleinere Hexennacht-Parties, aber bislang keine Großveranstaltung. Zwar wird Karneval ebenso gefeiert, wie Oktoberfeste (manchmal schon im September), Weinfeste, Weltmeisterschaft (Public Viewing), Wiesnfest (an einem Dreifach-See kurz vor Trier) und vieles mehr. Aber in der Hexennacht blieb es bislang doch eher ruhig, ausgenommen die eine oder andere größere Disco-Veranstaltung. Mit einem Hexennachtumzug tut sich tatsächlich eine Marktlücke auf, die vielleicht in Zukunft den Fremdenverkehr im Hunsrück bereichern könnte. Nun bleibt es abzuwarten, wie der Hexennacht-Umzug ankommt. Falls die Resonanz groß ist, könnte das ja wiederholt werden. Das darf natürlich nicht auf Kosten der Karneval-Fans gehen. Aber nächstes Jahr ist das Wetter bestimmt wieder besser, so dass der Rosenmontagsumzug eben auch am Rosenmontag stattfinden kann. hp.linz@volksfreund.de

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