Morbacher sagen Ja zur Fusion

Morbach · Die Einheitsgemeinde Morbach will wachsen und Gräfendhron als 20. Ortsbezirk aufnehmen. Einige Ratsmitglieder haben in der Sitzungsvorlage jedoch Angaben über Schulden und Vermögen der Thalfanger Ortsgemeinde vermisst.

Morbach. Emotional und leidenschaftlich wie schon lange nicht mehr haben die Delegierten des Morbacher Gemeinderats in ihrer jüngsten Sitzung über eine Vereinbarung diskutiert, mit der der Fusionswille mit der Ortsgemeinde Gräfendhron zum Ausdruck gebracht werden soll. Der 106 Einwohner zählende Ort gehört derzeit zur Verbandsgemeinde Thalfang. Der Gräfendhroner Gemeinderat hatte diese Vereinbarung bereits Ende Februar gebilligt.
Gräfendhron sei eine der ersten Ortsgemeinden, die bereit sind, Ortsbezirk der Einheitsgemeinde zu werden, sagt der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal zu Beginn der Debatte. Und mit 19 Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen hatte der Rat seinen Willen dann auch bekräftigt, Gräfendhron aufzunehmen.
Doch hatten sich mehrere Ratsmitglieder an der unbekannten Finanzlage und den möglichen Schulden gestört, die bei einer Fusion von der Einheitsgemeinde übernommen werden müssten.
Hermann Moseler von der SPD monierte, dass in der vorgelegten Vereinbarung keinerlei Angaben über die Vermögensverhältnisse Gräfendhrons ersichtlich seien. Der Gemeinderat entscheide so über einen Freibrief zur Fusion. Nach seinen Informationen habe Gräfendhron einen Schuldenberg von 800 000 Euro. "Wenn noch vier oder fünf Dörfer kommen, wie sollen wir das tragen", fragt Moseler.
Orte gibt es nicht umsonst



Und Egon Schabbach von der FWM kritisierte ebenfalls, dass die vorgelegten Unterlagen zu wenig Material enthalten. "Wir kaufen nicht die Katze im Sack, wir brauchen mehr Zahlen", sagte er. Wenn ihn die Bürger fragen, was die Gemeinde eine Fusion mit Gräfendhron koste, könne er keine Auskunft geben, sagt Schabbach. Hackethal betonte hingegen, dass die Gemeinde sich in Sachen Kommunalreform orientieren müsse. "In dieser Sache gilt: Wer sich nicht bewegt, der wird bewegt", sagt er. Gräfendhron sei ein Partner, der mitgehe. "Wenn wir es heute nicht schaffen, ein Signal zu senden, wie sieht das aus?" fragte der Bürgermeister. Zudem bestehe das Gräfendhroner Vermögen nicht nur aus Krediten, sondern auch aus Infrastruktur, sagt er.
"Orte bekommt man nicht umsonst", bemerkte Theo Wagner von der SPD. Bärbel Anton von den Grünen ging es um die politische Entscheidung: "Wir haben sonst wenig Chancen", sagte sie mit Blick auf eine Fortführung der Kommunalreform. Sie fürchtete, dass Morbach sonst mit Thalfang zu einer Verbandsgemeinde zusammengeschlossen werden könnte.
Die Ratsmitglieder stimmten schließlich für die kommende Generation ab. Sie sollten dabei nicht nur auf die finanziellen Faktoren abstellen, sondern darauf achten, dass andere Dörfer zu Morbach kommen. Nach Gräfendhron würden weitere folgen. Wenn eine Ortsgemeinde ein Ortsbezirk werden wolle, könne die Einheitsgemeinde nicht schlecht sein, sagte Hugo Bader von der FWM. Es sei wie bei einer Hochzeit: Man bekomme die Frau mit allen Vor- und allen Nachteilen, sagt er. Jörg Ritgen von der CDU mahnt, nicht auf Geld, sondern auf die Chancen einer Fusion zu schauen. Ritgen: "Wir müssen uns stärken, sonst werden wir zerlegt."
Wie geht es weiter? Am 31. März berät der Rat der Verbandsgemeinde Thalfang als drittes Gremium über die Vereinbarung. Letztendlich muss dann das Innenministerium eine entsprechende Rechtsverordung erlassen, damit Morbach und Gräfendhron fusionieren können.Meinung

Bekenntnis zum Landkreis
Einerseits präferiert das Land einen Anschluss der gesamten VG Thalfang an die VG Hermeskeil und damit auch einen Wechsel in den Landkreis Trier-Saarburg, andererseits sind freiwillige Fusionen möglich und per Landesgesetz realisierbar. Insofern ist die Absichtsbekundung der Morbacher, Gräfendhron aufnehmen zu wollen auch ein Bekenntnis zum Landkreis Bernkastel-Wittlich. Thalfang und Morbach gelten, auch wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Zweckverbänden Humos und Erbeskopf ohnehin als "natürliche Partner". Daher sollte man nicht die aktuellen Schulden Gräfendhrons allein aufrechnen, zudem diesen ja auch Sachwerte (neue Kläranlage, saniertes Dorfgemeinschaftshaus, intakte Feuerwehrwache) gegenüberstehen. hp.linz@volksfreund.deExtra

In der Vereinbarung zur Fusion mit Gräfendhron, über die der Gemeinderat lange diskutiert hat, hat offensichtlich keiner der Ratsmitglieder einen Fehler bemerkt. In dem 14 Positionen umfassenden Werk fehlen die Paragrafen zehn und elf. Auf TV-Anfrage sagt Büroleiter Theo Gätz, dass man aus einem früheren Entwurf zwei Paragrafen gestrichen habe, die nicht benötigt würden und es versäumt habe, die Nummern der Paragrafen anzugleichen. cst

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