Morbacher wollen mehr Touristen in die Region locken

Morbach · Die Zahl der Übernachtungen in der Gemeinde Morbach steigt, die Zahl der Touristen jedoch nicht. Gemeinde und Mitglieder des Fremdenverkehrsausschusses suchen nach Wegen, mehr Menschen nach Morbach zu lotsen.

Morbach. Die Zahlen des Fremdenverkehrs in Morbach sehen auf den ersten Blick gut aus. Nach dem Einbruch 2005 durch die Schließung der Jugendherberge und einem nochmaligen Rückgang der Zahlen 2008, der laut Tourismuschef Karl-Heinz Erz wohl mit der Schließung des Hochwaldhofs zusammenhängt, geht es aufwärts (siehe Grafik).
Für dieses Jahr sagt Erz: "Es besteht die Tendenz zu einem sehr guten Jahr. Ich rechne mit bis zu 70 000 Übernachtungen." Offensichtlich eine generelle Tendenz. In Bernkastel-Kues wurden Rekordwerte erreicht. Gleichzeitig liegt die Zahl der Gäste in den vergangenen vier Jahren konstant knapp unter 22 000. Das bedeutet: Die Menschen verweilen länger in der Region. Eigentlich ein Grund zur Freude.
Bürgermeister Andreas Hackethal sagt denn auch: "Wir haben Grund, optimistisch nach vorne zu schauen." Er räumt aber ein, dass der Verlust der Jugendherberge ein Trauma der Gemeinde bleibe.
Kritische Sicht auf Entwicklung


Einige Mitglieder des Fremdenverkehrsausschusses sehen die Entwicklung dennoch kritisch. Manfred Ambruster vom Landhaus am Kirschbaum sagt: "Es ist die Industrie, die uns die Betten voll macht." Arbeiter, Geschäftsreisende, Windrad-Monteure und die Flieger-Crews für den Hahn stellten einen Großteil der Gäste, Touristen hingegen fehlten.
Daran ändere auch der Erfolg des Saar-Hunsrück-Steigs wenig. Von den jährlichen 100 000 Wanderern auf den 14 Etappen bleiben laut Ambruster täglich noch vier Leute, die bei ihm etwas essen, wenn es gut läuft. Der Imbissbetreiber an der Wildenburg habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute sich in erster Linie etwas mitbrächten und vor Ort nichts kauften.
Hans Jung stellt fest: "Es sind fühlbar weniger Touristen in Morbach." An den früheren Treffpunkten am Unteren Markt in der Eisdiele oder den Cafés sei weniger los. Seinen Vorschlag, neue Angebote für Touristen zu entwickeln, hat Hans-Joachim Rahn vom Hotel St. Michael in der Sitzung des Fremdenverkehrsausschusses aufgegriffen und einen konkreten Vorschlag daraus gemacht: Jedes Ausschussmitglied soll sich Gedanken machen und seine Ideen bei einem weiteren Treffen in drei Monaten präsentieren. Der Vorschlag stieß auf positives Echo. Achim Zender von der FWM unterbreitete auch gleich eine Idee: Die Gemeinde solle Biker Scouts einsetzen, also Menschen, die Gruppen von Motoradfahrern auf Rundtouren durch die Region führten. Bürgermeister Hackethal kündigte an, dass sich Anfang 2012 ein Fachgremium mit der Weiterentwicklung der touristischen Situation in der Gemeinde inklusive der Museenlandschaft befassen werde. Dies tat Hackethal aber erst, als der TV nachhakte, ob er sich an seine Forderung nach einem Tourismuskonzept von vor der Wahl noch erinnere. Die Touristinformation setzt 2012 derweil verstärkt auf Wanderer und Radler. So sollen der Saar-Hunsrück-Steig (der TV berichtete) und die Ölmühlentour verbessert und weitere Traumschleifen erschlossen werden. Die Ausonius-Streckenwanderung wird zum Jakobsweg und sie wird einen Monat auch als Pilgerweg für die Heilig-Rock-Tage genutzt. Auf der anderen Seite soll das sonstige, weniger stark genutzte Wegenetz von 395 Kilometern ausgedünnt werden. Der Ausonius-Rundweg soll sogar eingestellt werden. Zwei E-Bikes, die RWE stellt, werden zukünftig touristisch genutzt.

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