Morbachs internationale Attraktion

Morbach/Wenigerath · Die Vielzahl von Anlagen, mit denen regenerative Energie erzeugt wird und die Vernetzung mit produzierenden Firmen locken Besucher aus aller Welt in die Morbacher Energielandschaft. Interessierte aus Polen, Marokko, China, Norwegen und Bangladesch waren bereits dort.

 Michael Grehl (links) erklärt einer Besuchergruppe aus dem Saarland einen Solarofen, der Wasser zum Kochen bringen kann. Mit dabei ist auch die saarländische Umweltministerin Simone Peter (rechts). TV-Foto: Christoph Strouvelle

Michael Grehl (links) erklärt einer Besuchergruppe aus dem Saarland einen Solarofen, der Wasser zum Kochen bringen kann. Mit dabei ist auch die saarländische Umweltministerin Simone Peter (rechts). TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach/Wenigerath. Michael Grehl von der Bauabteilung der Morbacher Gemeindeverwaltung gibt heute den Reiseleiter. "Wir schauen uns zuerst die Biogasanlage und die Pelletproduktion an. Dann fahren wir weiter zu den Photovoltaikanlagen und den Windrädern", sagt er in das Mikrofon des Reisebusses. Mit an Bord sind die saarländische Umweltministerin Simone Peter und 25 Bürgermeister aus dem benachbarten Bundesland.
Sie sind gekommen, um sich über die Morbacher Energielandschaft (MEL) zu informieren. Sie fragen nach Wirkungsgraden und Messzahlen der Anlagen, schauen nach den verschiedenen Ausführungen der Photovoltaikplatten und informieren sich nach den Synergieeffekten von Biogasanlage und Pelletproduktion.
"Wir wollen schauen, wie eine Gemeinde auf einer Konversionsfläche erneuerbare Energie-Anlagen errichtet", sagt Umweltministerin Peter. Denn auch das Saarland will die Produktion alternativer Energien ausbauen. Die Bürgermeister sollen schauen, was machbar ist und was sie in ihrer Gemeinde umsetzen können.
Die Saarländer sind nicht die Einzigen, die sich für die Morbacher Energielandschaft interessieren. Bis Ende Oktober haben in diesem Jahr 4900 Personen die MEL besichtigt. Grehl und fünf Mitarbeiter haben in diesem Zeitraum 210 Gruppen durch das ehemalige amerikanische Munitionslager geführt. Der Kreis der Interessenten ist groß: Verbände der Jungen Union kommen genauso wie der Bund für Umwelt und Naturschutz. Aber auch norwegische Landwirte, Schüler aus Serbien und Delegationen aus Polen, Marokko, Taiwan, China, Bangladesch, Kasachstan und Malaysia haben in diesem Jahr bereits die MEL erkundet. "Japanische Studenten sind früher in die Solarstadt Freiburg gefahren, heute kommen sie zu uns", sagt Grehl.
Warum kommen die Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer ausgerechnet nach Morbach? "Die Kombination und Verflechtung von verschiedenen Arten der Erzeugung alternativer Energien und die damit verbundenen Synergieeffekte sind für diese Leute interessant", sagt Grehl. So werden beispielsweise die Sägespäne, die bei einem in der MEL angesiedelten Hersteller von Blockhäusern anfallen, direkt weiter in die Pelletproduktion transportiert und verarbeitet. Der Pellethersteller nutzt außerdem die Wärme der Biogasanlage. Die Interessen der Besucher sind je nach Herkunftsland verschieden. Delegierte aus industrialisierten Regionen schauen nach den Photovoltaikanlagen und den Windrädern. Gruppen aus Entwicklungsländern interessieren sich eher für die Biogasanlagen und die solare Wasseraufbereitung.
"Das gilt sogar für Länder wie Marokko, die durch ihre Lage zum Atlantik für Windkraft geeignet wären", sagt Grehl. Windräder seien dort und in vielen weiteren wenig industrialisierten Ländern nicht sinnvoll, weil das Stromnetz zu marode sei und die technischen Voraussetzungen zur Steuerung der Anlagen fehlten. Die meisten ausländischen Besucher der MEL kommen aus Frankreich. Speziell Studenten der Universität Nancy sind regelmäßig in Morbach zu Gast. Auch Gruppen aus Polen und China trifft man häufig auf dem Gelände. Sie haben für die Führung jeweils einen Dolmetscher dabei. Die Morbacher Verwaltung hat Infobroschüren in englischer, französischer, polnischer, türkischer und chinesischer Sprache erstellt.
Offen für die MEL werben will die Gemeinde Morbach erst ab Frühjahr 2012, wenn das Infozentrum fertiggestellt ist. "Bis jetzt ist die MEL ein Selbstläufer", sagt Grehl. Einen Wunschtraum hat der Mitarbeiter der Morbacher Verwaltung auch: "Die Wärme aus der Biogasanlage könnte man auch für eine Brauerei nutzen, aber das haben wir bis jetzt noch nicht hinbekommen."
Extra

In der Morbacher Energielandschaft sind folgende Firmen angesiedelt: Juwi: Windkraft, Photovoltaik, Biogas, Pelletproduktion; Juwi Solar: Photovoltaik für Privathaushalte; UWE-Energie: Biomasse-Heizanlagen und Energieberatung; Original Canada Blockhaus: Bau von Holzhäusern cst

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