Morbachs langer Weg zur Windkraft

Morbach · Die Einheitsgemeinde Morbach lässt derzeit sieben Standorte auf ihre Tauglichkeit zur Nutzung von Windenergie untersuchen. Im günstigsten Fall könnten bis zu 25 Windräder aufgestellt werden. Bürgermeister Andreas Hackethal will ferner prüfen, ob Anlagen von der Gemeinde betrieben werden können.

Morbach. 14 Windräder drehen sich bereits in der Energielandschaft Morbach. Auf weiteren sieben Flächen - insgesamt 430 Hektar - könnten bis zu 25 Windräder hinzukommen, wenn sich herausstellt, dass die von der Gemeinde ins Auge gefassten Standorte geeignet sind.
Die sieben Standorte sind: zwei auf dem Ranzenkopf bei Haag, ein Teil des Hardtkopfs bei Elzerath und Merscheid, ein Gebiet zwischen Heinzerath und Gonzerath, eine südöstliche Erweiterung der Energielandschaft bei Rapperath, ein Stück bei Hinzerath Richtung Vierherrenwald sowie ein Gebiet an der Sensweiler Höhe und dem Usarkopf.
Ingenieurbüro untersucht Flächen
Die Gemeinde hat das Ingenieur-Büro D.I.E. - Erneuerbare Energien, Oppenheim, beauftragt, die Flächen detailliert auf ihre Eignung zu untersuchen. Dazu gehören unter anderem eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, die Auswahl des Anlagentyps, und es muss geklärt werden, ob zusätzliche Wege gebaut werden müssen.
Das Büro wird in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderats nach Absprache mit dem Bauamt der VG-Verwaltung erste Ergebnisse präsentieren. Bis dahin soll klar sein, ob Flächen eventuell ausgeschlossen werden müssen und welche Flächen besonders gut geeignet sind. Einig ist sich der Gemeinderat, dass die Windräder an möglichst wenigen Stellen konzentriert werden sollen, um eine "Verspargelung" der Landschaft zu verhindern.
Für das Gutachten des Büros D.I.E. stehen 30 000 Euro im Haushalt 2013 der Gemeinde bereit.
50 000 Euro für Vogelgutachten


Ist eine Fläche geeignet, muss von Biologen im nächsten Schritt ein weiteres Gutachten erstellt werden. In ihm wird untersucht, ob Vögel beziehungsweise Fledermäuse gefährdet werden. Das Vogelgutachten nimmt fast ein Jahr in Anspruch, weil sowohl der Herbst- als auch der Frühjahrszug der Tiere untersucht werden muss. Ein solches Gutachten kostet nach Angaben von Ingo Ewald vom Büro D.I. E. bis zu 50 000 Euro pro Standort.
Voraussetzung ist ferner ein geänderter Flächennutzungsplan. Den dazu notwendigen Aufstellungsbeschluss hat der Rat im Dezember bereits gefasst. Ein Flächennutzungsplan schreibt vor, welche Bauvorhaben wo erlaubt sind - unter anderem Windräder.
Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal sagte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass die Einheitsgemeinde anstrebe, bis zum Jahr 2020 energieautark zu sein - das heißt, dass dann sämtlicher von Privathaushalten und Gewerbebetrieben verbrauchte Strom vor Ort erzeugt werden kann. Ferner bestehe die Möglichkeit, in Zukunft "Bürgerstrom" mit günstigen Tarifen für die Haushalte anzubieten.
Daher denke die Gemeinde darüber nach, neue Windkraftanlagen selbst zu betreiben. Möglich sei auch die Gründung einer Betreibergesellschaft mit Beteiligung der Kommune und Privatinvestoren.
Hackethal: "Das macht aber nur Sinn, wenn es sich rechnet. Wir werden kein wirtschaftliches Abenteuer eingehen."Meinung

Ohne Förderung geht\\'s nicht
Der Staat fördert mit Milliardensummen erneuerbare Energien. Betreiber von Windrädern, Biogas- und Solaranlagen profitieren davon. Bezahlen müssen diese Subventionen alle Stromkunden - ob arm oder reich. Jetzt tritt die Bundesregierung auf die Bremse, um die Strompreise in den Griff zu bekommen. Wird dieses Vorhaben gesetzlich umgesetzt, hat das auch Folgen für die ehrgeizigen Pläne der Gemeinde Morbach. w.simon@volksfreund.de

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