Mordfantasien und kriminell gute Weine

Literatur mit Anspruch, aber spannend und unterhaltsam in Kombination mit Spitzenweinen von der Mosel und hervorragender Küche -- das gab es in Enkirch. Im Rahmen der Mosel WeinKulturZeit präsentierte der Kulturverein éditions trèves aus Trier in Zusammenarbeit Enkircher Winzern und dem Moselwein e.V. im Weingut Immich-Batterieberg das Event "Crime&Wine".

 Äußerst angetan war das Publikum von der Veranstaltung im Enkircher Weingut Immich-Batterieberg. Foto: privat

Äußerst angetan war das Publikum von der Veranstaltung im Enkircher Weingut Immich-Batterieberg. Foto: privat

Enkirch. Mit einer fachkundig geführten Wanderung durch Enkirch stimmte Dieter Georg die Gäste auf den Abend ein. Die Tour begann im fast 1100 Jahre alten Keller des Weingutes Immich-Batterieberg, Enkirch gilt dank seiner zahlreichen Bauten des rheinischen Fachwerks als eines der schönsten Moseldörfer.

Im großen Saal des Weingutes erwartete die Literatur- und Weinfreunde dann ein ebenso spannender wie witziger und genussreicher Abend. Den ersten Krimi des Abends las Rainer Breuer von éditions trèves. Die Story, die an einem regnerischen Tag draußen in der Natur zwischen Feld und Wald spielt, kommt zuerst ausgesprochen düster daher. Doch beim Showdown im Wald weiß sich die bedrohte junge Frau ihrer Haut sehr effektiv zu wehren. So löst sich das blutige Ende in mehreren heftigen Lachern auf. Passend zum Spielort gab es als ersten Gang eine Wildplatte, die von einem sehr interessanten Gegensatzpaar an Weinen aus dem Weingut Adolf Jung begleitet wurde: einem 2007er trockenen St. Laurent, blutig rot, und einer ebenfalls trockenen 2007er Spätlese aus dem Enkircher Zeppwingert.

Die nächste Leserunde war eine Premiere, denn zum ersten Mal war Horst Lachmund persönlich bei einer "Crime&Wine"-Veranstaltung dabei. Bislang wurden nur einige passende Gedichte von ihm rezitiert, doch es war klar, dass ein ganzer, eigener Teil (Eigenzitat Lachmund: "Ich bin kriminell!") gut zum Abend passen würde. Die Erwartungshaltung erfüllte der ehemalige Sportchef und stellvertretende Chefredakteur des Trierischen Volksfreunds mit Bravour. Wie Moderator Rainer Breuer zusammenzählte, kam Lachmund locker auf 21 Tote in seinem Lesepart: alle Gänseblümchen, Gummibärchen und Schnecken zusammengerechnet.

Vor dem Dessert las Ursula Dahm den Kurzkrimi "Tür an Tür mit Alice": Eine attraktive, junge Frau bringt einen verknöcherten Oberstudienrat langsam zur Weißglut und damit zu intensiven Mordfantasien, die er, von Hause aus Chemielehrer, adäquat umzusetzen versucht. Dazu gab es zwei knackige, halbtrockene Rieslinge: den "Löwenbaum", einen ganz frischen 2009er von Rueff-Röchling, und, ganz exquisit, eine 1995er Batterieberg Spätlese. Die passten sehr gut zur exzellenten Käseplatte; und der reife 1995er, den der Hausherr, Kellermeister Gernot Kollmann, ausgesucht hatte, erwies sich zudem wie gemacht für den Pinienkuchen, den das Trierer Restaurant Jahreszeiten zum Abend beisteuerte - als Hinweis auf eine weitere Literatur- und Weinveranstaltung in der Mosel WeinKulturZeit. Die Deutschlandpremiere des Buches "Roadmovie Kapstadt" wird am 27. Mai im Rahmen eines weinkulinarischen Abends in dem Trierer Lokal stattfinden.

Den Abschluss des Abends bildeten drei kleine litarische Desserts, zu denen Lachmund, Dahm und Breuer gemeinsam auftraten. Zurück blieb ein begeistertes Publikum.

Das komplette Programm der Mosel WeinKulturZeit gibt es unter www.mosel-weinkulturzeit.de und in gedruckter Version kostenlos beim Moselwein e.V., elefon 0651/710280, Fax 0651/45443, www.weinland-mosel.de; info@weinland-mosel.de

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