Mordsstimmung in Morbacher Wohnung

MORBACH. Kleine Morde unter Freunden lasen die Krimi-Autoren Angelika Koch aus Daun und Jörg Staiber aus Idar-Oberstein in der Privatwohnung von Geschäftsmann Roman Knichel. Die zweite Veranstaltung der Reihe "Literatur von Haus zu Haus" begeisterte über 40 Zuhörer mit schwarzem Humor und sozialkritischen Texten in einem exklusiven Ambiente.

Es fällt kein Schuss, es ermittelt kein mit Klischees behafteter Kommissar in den Krimi-Kurzgeschichten, die Angelika Koch und Jörg Staiber vortragen, es sind ihre fiktiven Helden, die sie genau beschreiben und dem Zuhörer so greifbar nah werden lassen. Die "Stewardess Großkläppchen" löst in Staibers "Hardcore-Märchen" gemeinsam mit "Doktor Wolf" den ersten Fall. Der Idar-Obersteiner Zeitungsredakteur verzieht dabei keine Miene, selbst in makabersten Momenten bleibt seine Stimme gleich bleibend ruhig, sodass jede Pointe eine trockene Tiefenwirkung erzielt. "Der Tod ist immer anders", stellen die Zuhörer dabei fest, die noch eine "brennende Grillparty im Hunsrück" und eine "Auferstehung" erleben. Totgesagte leben halt manchmal länger - jedoch nicht in den sozialkritischen Krimi-Geschichten von Angelika Koch. Die TV-Mitarbeiterin legt die Fakten auf den Tisch und bringt die Sachen auf den Punkt. Auf ein Happy-End wartet man bei ihr vergeblich. Der "Tod gemäß Hartz IV", von ihr noch mit heißer Nadel eigens für die Veranstaltung gestrickt, beleuchtet "das Leben vor dem Tod des geborenen Verlierers Siggi". Ein "Hochzeitstag" wird zur tiefgängigen, gemeinen Schlammschlacht, oder sie blickt hinter die Kulissen der Werbetexterin "Claudia Marx" und landet in der "Berufshölle Touristik". Beiden Autoren gelingt es eindrucksvoll, mit ihrer Erzählkunst den Zuhörern Fesseln anzulegen, die sie erst gegen Ende ihrer Lesung lösen, wofür sie mit verdientem Applaus gefeiert werden. Doch nicht nur die Romanhelden, auch Gastgeber Roman Knichel spielt an diesem Abend eine Hauptrolle. Der Hausherr serviert eine umwerfende Süßkartoffelsuppe und sorgt damit für eine zusätzliche "Mords-Stimmung". "Tolle Atmosphäre, beeindruckender Abend", schwärmt Dagmar Wehle aus Idar- Oberstein, die so was nicht vermutet hätte. Einen Schritt weiter ging Beate Thacker aus Bischofsdhron, die es neben der Lesung sehr interessant fand, "einmal zu sehen, wie Roman Knichel so lebt". Derweil wurde bei einem Glas Spätburgunder locker diskutiert. "Dabei lernt man Gleichgesinnte kennen", freut sich Martin Vogel aus Allenbach. Dass es eine derartige Veranstaltung einmal in Morbach gibt, hätte Dorothea Gellenberg nie für möglich gehalten. Aus Knichels Wohnzimmer zieht die Lesekarawane nun sogar ins Gewächshaus um. Nächste Veranstaltung ist am Samstag, 9. Dezember, in der Gärtnerei Berg in Morbach.

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