Moschee, Minirock und Gangster

Himmerod · Spätestens seit Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" schwelt die Debatte um Migration und Integration. Mit einer Lesung dreier deutsch-türkischer Autoren nehmen sich auch die Eifel-Kulturtage dieses Themas an.

Himmerod. Im Rahmen der Eifel-Kulturtage werden die drei deutsch-türkischen Autoren Melda Akbas, Fatma Bläser und Cem Gülay am Freitag, 20. Mai, aus ihren Büchern lesen. Die Lesung zum Thema "Migration & Integration" ist im Refektorium des Klosters Himmerod. Im Anschluss daran nehmen Akbas, Bläser und Gülay an einer Podiumsdiskussion teil. Mitdiskutanten sind der Dauner Arnold Mengelkoch, Migrationsbeauftragter in Berlin-Neukölln, Erika Uber, Gründerin des Interkulturellen Gartens Altenkirchen, Irene Dischke, Vorsitzende des Beirats für Migration im Landkreis Bernkastel-Wittlich, und Miguel Vicente, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Ausländerbeiräte in Rheinland-Pfalz.
Zwischen Moschee und Minirock


Melda Akbas liest aus "So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock". Die Geschichte ist der beeindruckende Bericht einer 18-Jährigen zwischen westlichen Werten und türkischer Familientradition. Sie ist 18, lebt als Deutsch-Türkin in Berlin, steht kurz vor dem Abitur, engagiert sich als Schülerin, und ihr größter Wunsch ist ein selbstbestimmtes Leben. Melda Akbas bezweifelt, dass viele Deutsche wissen, was es heißt, ein Migrantenkind zu sein. Vorurteile und Desinteresse bestimmen das Bild. Eloquent und selbstbewusst setzt sie ihre Momentaufnahme dagegen. Sie selbst versucht den Spagat zwischen Respekt vor ihren muslimischen Wurzeln und ihrer Entschlossenheit, sich einzumischen und als Frau selbständig zu leben.
Prügel und Gewalt


Fatma Bläser liest aus "Hennamond - Mein Leben zwischen den Welten". Fatma ist neun, als sie mit ihrer Familie von Ostanatolien nach Deutschland kommt. Die Welt, aus der sie stammt, ist eine Männergesellschaft. Frauen werden lediglich nach ihren Fähigkeiten in Sachen Hausarbeit und Kindererziehung gemessen. Prügel und Gewalt sind an der Tagesordnung. Doch auch in der offenen deutschen Gesellschaft bessert sich Fatmas Lage kaum: In der Schule ist sie die junge, aufgeklärte Frau, zu Hause wartet der tyrannische Vater. Als sie zur Hochzeit mit ihrem ungeliebten Cousin gezwungen werden soll, riskiert sie die Flucht.
Karriere als Verbrecher


Cem Gülay liest aus "Türken-Sam: Eine deutsche Gangsterkarriere". Nach dem Abitur wurde Cem Gülay Gangster. Jetzt erzählt er sein Leben - es ist die Geschichte eines Jungen, der alles tun wollte, um dazuzugehören und es dennoch nicht schaffte. Weil er an sichtbare und unsichtbare Mauern stieß, in der eigenen Familie, in der Schule, in einer Machowelt voller falscher Helden. Eine schonungslose Abrechnung mit Scheinheiligkeit, Ausländerfeindlichkeit, versäumter Integration, aber auch falschen Ehrgefühlen und Männlichkeitswahn. red
Die Lesung beginnt um 20 Uhr. Der Eintrittspreis liegt zwischen acht und 15 Euro. Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

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