Moselregion leidet verstärkt unter Wildschweinschäden

Es gibt in diesem Jahr mehr Wildschweine im Kreis als in den Vorjahren. Grund sind mehr Eicheln und Bucheckern, die eine wichtige Nahrungsquelle für die Schwarzkittel sind. Der Jagdverband appelliert an die Jäger, mehr Wildschweine zu erlegen.

Bernkastel-Wittlich. Wildschäden, die durch Wildschweine verursacht werden, sind in jedem Jahr ein Thema, das sowohl Jäger als auch Landwirte beschäftigt. Die Landwirte sind betroffen, weil eine Rotte Schwarzkittel in einer Nacht enorme Schäden anrichten kann und die Jäger, weil sie die Landwirte entschädigen müssen. Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, beobachtet eine unterschiedliche Schadensentwicklung durch Wildschweine im Landkreis. Teilweise sind die Schäden geringer, an einigen Stellen in der Eifel sowie entlang der Mosel und der angrenzenden Flächen aber deutlich höher.

Günter Vanck, Kreisjagdmeister aus Hupperath, führt das auf den größeren Anteil an Laubbäumen an der Mosel zurück. Sie böten den Schwarzkitteln mehr Nahrung und lockten diese damit stärker an als die Nadelbaumwälder. Dazu hätten Eichen und Buchen laut Vanck im vergangenen Herbst viele Früchte getragen, was zu einer höheren Wildschweinpopulation als in den vergangenen Jahren beigetragen habe.

Vanck sagt, dass die Jäger erst im Herbst mit einer stärkeren Bejagung beginnen könnten. Dies liege zum einen an den Vorschriften, die die Jagd auf Wildschweine mit kleinen Frischlingen, die im Frühjahr zur Welt kommen, verbiete. "Das kann einen Jäger den Jagdschein kosten", macht Vanck klar. Zum anderen seien dann die Felder abgeerntet, die den Jägern derzeit noch die Sicht auf das Wild erschwerten.

Seit Beginn des Jagdjahres am 1. April haben die Jäger bislang rund 1000 Wildschweine erlegt. Die Ausbeute der ersten drei Monate bewegt sich damit auf Vorjahresniveau. Der Kreisjagdmeister rechnet damit, dass in diesem Jagdjahr mehr Wildschweine als im Vorjahr erlegt werden. Von April 2009 bis März 2010 wurden im Landkreis 3800 Wildschweine geschossen. Die Gesamtzahl an Wildschweinen im Landkreis allerdings kann Vanck nicht schätzen.

Er kündigt mehr revierübergreifende Drückjagden an, bei denen mehrere Pächter die Wildschweine gleichzeitig bejagen. Dadurch werden den Schwarzkitteln die Fluchtmöglichkeiten in andere Reviere verwehrt. Der Kreisjagdverband appelliert an die Jagdpächter, die Wildschweinbestände schon aus eigenem Interesse zu reduzieren. Schließlich drohen ihnen im Schadensfall Ausgleichszahlungen an die Landwirte in vierstelliger Höhe. Die Schadenshöhe, die die Wildschweine jährlich verursachen, ist unbekannt, da die Schäden nicht an eine zentrale Stelle gemeldet und erfasst werden. Meist regulieren Landwirt und Jagdpächter die Ersatzzahlungen unter sich.

Mehr Schäden gibt es in diesem Jahr laut Manfred Zelder bei Rapsbeständen und auf Grünflächen. Auf Wiesen und Weiden suchen die Wildscheine Würmer und Larven. Dies bedeutet auch mehr Arbeit für die Bauern. Denn wenn die Schäden auf den umgewühlten Wiesen nicht sofort beseitigt werden, droht als Folgeschaden der Wildwuchs von Disteln und Brennnesseln.

Zelder wünscht sich aufgrund der stärkeren Wildschweinpopulation mehr Jagden an der Mosel. Zumal die Winzer laut Zelder im Gegensatz zu anderen Landwirten keine Ausgleichszahlungen durch die Jäger erhalten würden. Denn Weintrauben gelten als Sonderkulturen, für die die Jäger nicht schadensersatzpflichtig sind. Dabei gelte: "Wildschweine sind Feinschmecker", sagt Zelder: "Die wissen, wo die Auslesen hängen."

Kein Thema sei derzeit die Schweinepest. Bei einer kürzlich in Salmtal geschossenen Bache wurden zwar Antikörper nachgewiesen, die laut Manuel Follmann von der Kreisverwaltung auf einen Kontakt des Tieres mit dem Schweinepestvirus hinwiesen. Jedoch könne die Bache diese auch als Folge einer Impfaktion mit Ködern entwickelt haben, die 2004 stattfand. Die Jäger seien von der Kreisverwaltung aufgefordert worden, die erlegten Tiere verstärkt auf Schweinepest untersuchen zu lassen. Übrigens habe der harte Winter nicht für weniger Nachwuchs bei den Wildschweinen gesorgt. "Das ist ein Trugschluss. Nur wenn es im Januar anhaltend nasskalt ist, hat das Folgen", sagt Kreisjagdmeister Vanck. "Ein harter, kalter Winter macht nichts aus."

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