Moselwein in römischen Amphoren

Bevor die Römer an der Mosel Reben anbauten, transportierten sie den Wein über die Alpen gen Norden. Der Verein "Vigilia Romana Vindriacum" will testen, wie sich der Rebensaft in den Amphoren entwickelte.

Wintrich. (cb) Der Verein "Vigilia Romana Vindriacum" wurde 1997 gegründet und beschäftigt sich vor allem mit dem Weinbau der Römerzeit. In Wintrich (Vindriacum) sind eine römische Kelter und eine Villenanlage bekannt, was von einer bewegten römischen Vergangenheit zeugt. Am Modell einer römischen Kelteranlage werden Referate zum römischen Weinbau in der Moselregion gehalten. Seit vielen Jahren ist die "Vigilia Romana Vindriacum" in ganz Deutschland und in einigen europäischen Nachbarländern unterwegs. Als Wegbereiter für den Kulturtourismus wird dem interessierten Publikum ein möglichst realitätsnahes Bild des römischen Alltages und der geschichtlichen Vergangenheit unserer Region vermittelt. Basierend auf den jeweils aktuellsten Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft und der Archäologie rekonstruiert die Gruppe, der zirka 30 Personen angehören, Kleidung, Ausstattung, Werkzeuge und Waffen.Im Jahre 2000 entstand die Idee zur Nachbildung zweier Weinamphoren aus der Zeit um 120 vor Christus: einer Zeit vor dem römischen Weinbau an der Mosel. In den Amphoren transportierten die Römer den Wein aus dem Süden in die gallischen Gebiete. Am Schluss wird kritisch verkostet

Als Grundlage herhalten sollten zwei Fundstücke (aus Butzweiler und Wincheringen) aus dem Archiv des Landesmuseums Trier. Erst sollten diese nur als hochauthentische Deko für ein Referat zum römischen Weinbau dienen, berichtet Wolfgang Friedrich, der erste Vorsitzende des Vereins. Nach sechs Jahren Recherchen startet der Verein "nun ein für die Geschichte des Weinbaus an der Mosel bahnbrechendes Experiment" (Friedrich): "Wein, Römer & Amphoren". Ein Experiment, das in den Transport und die Lagerung römischen Weines neue wissenschaftliche Erkenntnisse bringen soll. Es soll getestet werden, wie sich der Wein in Geschmack, Alkoholgehalt und Menge in diesen Amphoren verhält. Der Startschuss fiel im November 2006 im Archäologiepark in Wederath. Joachim Rech, Keramikermeister an den Fachschulen für Keramik in Höhr-Grenzhausen, nahm die Herausforderung an und begann mit der Untersuchung der Beschaffenheit und dem Ausmesssen der Amphoren aus dem Bestand der Ausstellung des Museums. Anfang 2007 wurden versuchsweise die ersten Amphoren gebrannt. Am 21. Juli wird der Wintricher Winzer Romans Auler, der 100 Liter Wein kostenlos zur Verfügung stellt, jeweils 26,5 Liter Wein in zwei Amphoren füllen. Anschließend werden die Gefäße unter den kritrischen Augen von Archäologen und Weinkennern nach antikem Vorbild verschlossen und versiegelt. Der Rest des Weines wird in normale Flaschen abgefüllt. Nach neunwöchiger Lagerzeit werden die Amphoren dann am 23. September im Archäologiepark "Belginum" wieder geöffnet. Der Wein wird verkostet, und natürlich wird dann ein Vergleich mit dem Wein aus den Flaschen gezogen. "Nach streng wissenschaftlichen Maßstäben und einer speziell erarbeiteten Agenda", versichert Wolfgang Friedrich.

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